Der Schiffsfonds gilt als Inbegriff des Scheiterns der gesamten Branche. Hier stürzten die Kurse am heftigsten ab, hier wurden die ersten Anleger auch noch auf die Rückzahlung ihrer jämmerlichen Erträge verklagt. Aus dieser Ecke schallt es am lautesten: Nie wieder!

Und dennoch: Die Schiffsbeteiligung hat eine der längsten Traditionen im Beteiligungsmarkt und die Finanzierung von Handelsschiffen ist nach wie vor ein extrem begehrtes Investment: Wie anders sollte man sich den Einstieg etwa von Deka bei Marenave erklären, oder dass einige US-Investoren wie Tennenbaum, Delos, AMA oder Oaktree wesentlich, also nicht nur mit strategischen Minderbeteiligungen, in den deutschen Markt der Schiffsfinanzierung eingestiegen sind? Vor diesem Hintergrund nur zwei, drei Anmerkungen. Investor AMA Capital lässt im Zuge der Neustrukturierung der Lloyd Fonds AG eine mehr als 80-prozentige Verwässerung seines Engagements über sich ergehen. Er hätte ja auch aussteigen können. König & Cie. wird zu 80 Prozent von amerikanischen Equity-Investoren gehalten. Und zu Oaktree, die sich bei Rickmers und in der Projektschifffahrt engagieren, finden Sie auch einiges in unserem Archiv.

Auch der Walfänger Pequod, mit dem Herman Melvilles Ich-Erzähler Ismael sich auf die Jagd nach "Moby Dick" begibt, ist über Beteiligungen am wirtschaftlichen Erfolg des Schiffs finanziert worden. Das war Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Pequod ist im Roman untergegangen. Das gleichnamige Fondsschiff der Hamburgischen Seehandlung wurde nach zehn Jahren Fondsbewirtschaftung mit jährlichen 16,6 Prozent Rendite im Jahr 2011 verkauft.

Wenn es zu den zum Beispiel von Conti und Oltmann angekündigten neuen Angeboten, sich an Schiffsfinanzierungen zu beteiligen, kommt – so werden wir sie uns vor allem unter der folgenden Arbeitshypothese anschauen. Nicht die Schiffsbeteiligung als solche ist unrentabel. Mangelnde Wirtschaftlichkeit stellt sich ein, wenn durch die Realisierung von Gewinnen über Verkäufergesellschaften oder marktferne Kaufpreis- und Charterhöhe dem wirtschaftlichen Erfolg eines Schiffes von vornherein der Atem genommen wird.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther