Der globale Kunstmarkt liegt mit 51 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2014 rund 7 Prozent über dem Vorjahr. Jedes Jahr um diese Zeit findet im niederländischen Maastricht die europäische Leistungsschau des Kunstmarkts statt, und das Research- und Beratungsunternehmen Art Economics veröffentlicht einen Bericht zum Kunstmarkt: Mehr als 1.500 Lose haben auf den internationalen Auktionen mehr als eine Million Euro erlöst. 100 davon sogar mehr als 10 Millionen! Solche Zahlen scheinen zu bestätigen, dass der Kunstmarkt verrückt spielt und in die Hände von Art-Flippers und Hedge-Fonds geraten ist, die zwar keine Ahnung von Kunst, aber viel Geld haben.

Stellen Sie mit mir zusammen mal die folgende Alternativbetrachtung an. Unterstellen wir, dass die rund 1.400 Lose zwischen einer und zehn Million gleich verteilt sind, so dass wir einen Durchschnittspreis von 5,5 Millionen annehmen können und unterstellen wir zugleich, dass die 100 Werke, die mehr als 10 Millionen erlöst haben, allein so viel einspielten, wie die 1.400, die zwischen einer und zehn Millionen brachten. Unter Zuhilfenahme dieser sehr üppigen Annahmen lässt sich schließen, dass der Marktanteil, in dem Kunst zu einem Preis oberhalb einer Million den Besitzer wechselt, weniger als ein Drittel ausmacht. Weil die getroffenen Annahmen unrealistisch hoch sind, liegt der Anteil wahrscheinlich weit, sehr weit darunter.

Einer Statistik aus dem Art Market Report des Vorjahres lässt sich entnehmen, dass im Durchschnitt über die vergangenen zehn Jahre hinter jeder Milliarde Euro Umsatz etwa eine Million Transaktionen stehen. Das sind dann statistisch gesehen nur noch 1.000 Euro je Los.

Eine gute Woche des nüchternen Blicks wünscht
Tilman Welther