Der Bundesverband Crowdfunding hat seinen Mitgliedsunternehmen – und symbolisch der von ihr vertretenen ganzen Crowdinvesting-Branche – Standards auferlegt. Darin geht es um die Häufigkeit, mit der Crowdinvestoren Bericht erstattet werden muss und worüber. So weit, so lobenswert.

Wer es genauer wissen möchte, findet indes nur Ungefähres: Die Berichterstattung soll halbjährlich erfolgen und "den Investoren ermöglichen, die Entwicklung ihrer Investition zu verfolgen." Sie soll dabei "in allen relevanten Aspekten transparent dargestellt werden." Relevanz und Transparenz können subjektiv gesehen sehr unterschiedlich sein. Auch die verschiedenen Gefilde des Crowdinvestings sind sehr vielfältig. So sind etwa für Start-Up-Finanzierungen, Projekte Erneuerbarer Energien, oder Immobilienprojekte jeweils ganz andere Aspekte relevant, und werden nur auf unterschiedliche Weise transparent. Wenn bei "Unternehmensfinanzierungen zum Beispiel Informationen zur Unternehmensbewertung und Bewertungsgrundlage" das Maß der Dinge ist, "bei Energieprojektfinanzierungen zum Beispiel Berechnungen zum Energieertrag und zur Energieeffizienz" oder "bei Immobilienprojekten die Projektfinanzierungsstruktur und Informationen zum Projektentwickler", dann mag man sich fragen, warum das nicht längst Selbstverständlichkeiten sind. Wer seit 2013 vom KAGB vorgegebene Maßstäbe an Kapitalanlage-Angebote anlegt, der fühlt sich in die Steinzeit versetzt.

Wie gut sich die Standards umsetzen lassen, wird weniger vom Willen der Plattformen, sondern vielmehr von der Bereitschaft der Darlehensnehmer abhängen, die Crowdmittel über die Plattformen vermittelt bekommen. Kürzlich rief ich wegen einer Projekt-Analyse bei einem "renommierten Hamburger Projektentwickler" an, der über eine Plattform 400.000 Euro vermittelt bekommen wollte. Ich fragte nach einer Liste von Referenzobjekten und legte der Frau am Telefon dar, warum ich die gerne hätte. "Presse? Das wollen wir nicht", sagte sie und beendete da Gespräch. Na, prima.

Immerhin kann ich die jetzt mit einem Verbandsstandard konfrontieren.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther