In der Schifffahrtskrise schmiedeten große Linienreedereien zunächst strategische Allianzen. Hapag Lloyd tat sich mit APL, Hyundai, MOL, NYK und OOCL zur G6 zusammen, Maersk und MSC kooperierten als M2 und UASC, China Shipping und CGA CGM verbündete sich zu Ocean 3.

Immer mehr Schifffahrtsunternehmen suchen inzwischen ihr Heil in gesellschaftlichen Zusammenschlüssen. HCI hat Anfang des Jahres die Mehrheit an König & Cie. übernommen, vergangene Woche die Reederei Ernst Russ. MPC hatte bereits 2014 die Häuser Ahrenkiel und Thien & Heyenga arrondiert. Nachdem die beiden Brüder Erck und Bertram Rickmers 1992 Nordcapital gründeten, trennten sich Mitte der 90er Jahre ihre Wege zunächst: Bertram Rickmers gründete Atlantic und seither konkurrierten die beiden Unternehmen. Die Umstände könnten die Brüder wieder zusammenschweißen. Die Rickmers Holding und E.R. Capital Holding haben vor zwei Wochen Sondierungsgespräche angekündigt, in denen sie den Zusammenschluss ihres Schiffsmanagements prüfen.

Die Fusionen sind Zeichen einer weltweiten Entwicklung. Knapp zwei Jahre nach dem Zusammenschluss mit CSAV plant Hapag Lloyd die Fusion mit der United Arab Shipping Company: Hapag Lloyd bekäme so mehr als die Hälfte ihrer Transportkapazität hinzu und würde über Stellplätze für rund 1,5 Millionen TEU verfügen. China Shipping und Cosco schlossen sich Anfang dieses Jahres zusammen, Ende vergangenen Jahres wurde NOL von CGA CGM geschluckt.

Bisher haben Reedereifusionen eher zu einer weiteren Erosion der Charterraten geführt, und je größer die Unternehmen werden, umso eher werden sie auch immer größere Schiffe bestellen, zurzeit am ehesten 18.000-TEU-Schiffe. Eine Grenze oberhalb der sich die Wirtschaftlichkeit nicht mehr steigern lässt, wie sie bei Tankern mit den VLCCs erreicht war, ist noch nicht abzusehen.

Für Schiffsfonds heißt das einstweilen, dass die tödliche Flaute anhält.

Eine gleichwohl gute Woche wünscht
Tilman Welther