Das Internet zieht in die Finanzdienstleistung ein. Man schließt Kreditverträge per Mausklick ab, investiert Kleinstbeträge über die Crowd oder größere Summen per E-Zeichnung. Fintechs wird nachgesagt, disruptive Qualität zu haben, also grundsätzlich Neues zu bieten und bisherige Dienstleistungen komplett zu ersetzen.

Heißt das, dass der herkömmlichen Finanzberatung letztes Stündlein geschlagen hat? Wenn man darunter versteht, in erster Linie einen Abschluss zu machen, dann vielleicht ja. Das Internet-Universum der Möglichkeiten bietet jedoch eine derart große und überwiegend undifferenzierte Informationsfülle, dass eine souveräne Navigation durch die Ozeane der Information wichtiger wird denn je.

Wer zum Beispiel versucht, eine medizinische Diagnose im Internet zu stellen, wird sehr schnell fündig, was Informationen zu jeder Art Krankheitsbild betrifft. Es gibt jede Menge unbrauchbare Hypochonder-Blogs, es gibt aber auch einige medizinische Informationsportale hoher Qualität. Wer ernsthaft erkrankt, wird gleichwohl zum Arzt gehen. Der ist zwar mitunter amüsiert, wenn man die ganzen Begriffe schon zu kennen meint, die medizinische Beratung wird gleichwohl insgesamt qualitativer werden.

Auch die Finanzberatung wird künftig mehr in die Richtung gehen, Vorwissen zu strukturieren und zu qualifizieren – und wird damit weder überflüssig noch schlechter. Im Gegenteil.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther