Erst blieb die halbjährliche Zinszahlung aus, dann wurde klar, dass sich nach dem Abriss des Altobjekts auf der Baustelle nichts mehr tat, daraufhin sprangen die einzigen drei Käufer ab, die nach einem Jahr Akquise für das Projekt mit eigentlich 42 Eigentumswohnungen und 4 Gewerbeeinheiten gewonnen werden konnten, und forderten ihre ersten Abschlagszahlungen zurück. Dann scheiterte auch noch der Plan B, deren Grundbucheinträge wieder loszuwerden und das Gesamtobjekt an einen Investor zu verkaufen. Schließlich musste die Projektgesellschaft des Z19 Stadthaus plus, für das Bergfürst Crowdmittel einsammelte, vergangene Woche Insolvenz anmelden. Wenn’s kommt, dann kommt‘s dicke.

Die rund 440.000 Euro, die Bergfürst Ende 2016 bei rund 500 Anlegern einsammelte, dürften damit perdu sein. Der Betrag ist vergleichsweise lächerlich, die allermeisten der Anleger dürften den Verlust verschmerzen. Bedenklich ist hingegen das begleitende Kommunikationsverhalten, das die um Professionalität ringende Crowdinvestingszene einmal mehr nach hinten wirft: „Derart hohe Zinsen gepaart mit dem qualifizierten Rangrücktritt haben nun mal ein Chancen/Risikoverhältnis, über das man hätte aufklären sollen“, rechtfertigte sich Martin Procher, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft GVP Property Development als im Herbst vergangenen Jahres schon tiefschwarze Wolken über dem Projekt hingen und schob damit Bergfürst die Verantwortung zu. Und dass er die Kommunikation nicht nur Bergfürst sondern auch den Anlegern gegenüber eingestellt hat, dafür hatte er auch einen Verantwortlichen, schließlich habe er schlechte Erfahrung mit der Presse gemacht.

Mit dem Projekt Z19 ist nach drei Zinsland-Projekten inzwischen das vierte Immobilien-Crowdinvesting ein Totalausfall. Aber versuchen wir, es ins Positive zu kehren und folgende Lehre daraus zu ziehen: Wer den Abverkauf erst noch zu bauender Immobilien zum Bestandteil seiner Finanzierung macht, also mit den Abschlagszahlungen von Käufern gemäß MaBV kalkuliert, der muss über einen entsprechend schlagkräftigen Vertrieb verfügen. Bergfürst konzipiert seine Projekte inzwischen gänzlich anders und granuliert Forderungen aus Bankkrediten. Aber zum Beispiel bei den aktuellen Zinsland-Projekten „Niendorfer Straße“, „Cube 4 You“ und „Am Kräuterhof“ sind Zahlungen gemäß MaBV immer noch wesentlicher Finanzierungsbaustein.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther