Vergangene Woche tagte der Finanzausschuss des Bundestages und diskutierte über den von den Linken eingebrachten Antrag, einen Finanz-TÜV einzuführen. Der Marktzugang für neue Finanzprodukte, so das zentrale Anliegen, müsse umgekehrt werden. Heute sei alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist. Stattdessen müsse es eine ausdrückliche Zulassung geben, so dass ein Produkt erst auf den Markt kommen darf, wenn es von einem Finanz-TÜV auf seine "gesamtgesellschaftliche und volkswirtschaftliche Unbedenklichkeit" geprüft wurde und eine explizite Erlaubnis erteilt bekommen habe.

Den dahinter stehenden Gedanken mag man für redlich halten. Schließlich tummeln sich in der Finanzbranche nach wie vor Halunken und Nichtskönner, deren Erfolg darauf basiert, dass sie die Gutgläubigkeit ihrer Anleger und deren Hoffnung auf immer noch ein bisschen mehr Rendite mit Versprechen nähren, von denen sie wissen, das sie sie unmöglich werden halten können.

Die Vorstellung jedoch, dass man eine staatliche Instanz etablieren könne, die jenseits des Einlagensicherungsfonds Risiken im Vorfeld eliminiert, verkennt, dass damit auch jegliche Chance eliminiert wird, eine Rendite zu erzielen. Wie dieser Wirkungszusammenhang prinzipiell funktioniert zeigt sich ja durch die Regulierung des geschlossenen Fonds. Durch die Einführung des KAGB ist er in einigen wesentlichen Gesichtspunkten sicherer und anlegerfreundlicher geworden. Aber in dem Maße, in dem dadurch Risiko aus den Produkten rausgenommen wurde, in dem Maße ist er auch teurer geworden – bis hin zu nicht mehr adäquaten Risikoentgelten.

Anders formuliert: Ein Finanz-TÜV Wagenknechtscher Vorstellung, der an Anlegers statt die Verantwortung übernimmt, der wird kein Produkt zulassen können, das eine Mehrwertschöpfung vorsieht. Damit wird jedoch der Nullzins als Dauerzustand festgeschrieben und weil gleichwohl die Kosten für die Freigabeprozedur umgelegt werden müssten, wird der erzielbare Zins negativ.

Wem das als eine Beschreibung des gegenwärtigen Zustands erscheint, der erkennt auch die Überflüssigkeit des Antrags.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther