Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Zentralbank der Zentralbanken, sorgte vergangene Woche für Aufregung, weil sie Deutschland von einer Immobilienblase erfasst sieht. Die Preise für Wohneigentum in Deutschland steigen zu schnell, warnt die BIZ. Mit einem Wert von mehr als 10 Prozent oberhalb des langfristigen Trends ist gemäß der BIZ-Definition die Blase erreicht. Weil die BIZ eine der wenigen Institutionen war, die vor der Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt gewarnt hatte, horchen mehr auf als es bei sonstigen Warnungen der Fall ist.

"Die Welt" hat daraufhin mal die Preise für Wohneigentum in großen deutschen Städten ins Verhältnis zum jeweils regionalen Pro-Kopf-Einkommen gesetzt: Mehr als 15 Jahresgehälter kostete 2015 eine 100-Quadratmeter-Wohnung in München. 2009 waren es noch 9 Jahresgehälter. Auch in den anderen Top-Standorten kam es zu erheblichen Preissteigerungen von 20 bis über 30 Prozent in fünf Jahren. Das klingt schon sehr nach Blase.

Schaut man sich den Empirica-Blasenindex an, dann sieht man die Warnungen ebenfalls bestätigt. Allerdings nur für die Top-Standorte. In mehr als zwei Dritteln aller deutschen Städte und Landkreise sieht Empirica keine oder nur eine geringe Gefahr für eine Blasenbildung. 31 Prozent weisen eine "mäßige" bis "eher hohe Gefahr", und für lediglich 6 Standorte gilt: "hohe Gefahr". Der deutsche Wohnimmobilienmarkt als ganzer ist folglich derzeit nicht von einer Blase betroffen, wohl aber einzelne Hotspots.

Aber wer das 30-fache der Jahresmiete für eine Immobilie hinlegt, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther