Die vergangene Woche stand im Zeichen eines Déja-vus: Sieben britische Immobilienfonds setzten die Rücknahme von Anteilen aus, rund 21 Milliarden Euro überwiegend von Privatanlegern sind eingefroren. Kommt einem ja irgendwie bekannt vor: Ab Dezember 2005 machte ein deutscher offener Immobilienfonds nach dem anderen dicht. Hintergrund war nicht die Finanzkrise, wie jetzt in der Retrospektive vielfach beschrieben wird, sondern vielmehr, dass die Immobilien der Portfolien aus performance-kosmetischen Gründen systematisch und über Jahre zu hoch bewertet wurden.

Auslöser der reihenweisen Fondsschließung in Großbritannien war die Einschätzung einiger Experten, dass als Brexit-Folge Londoner Immobilien im Laufe der kommenden drei Jahre einen 20-prozentigen Wertverlust erleiden könnten.

Welche Folgen hat der Brexit für deutsche offene Immobilienfonds? Immerhin steht beispielsweise beim Hausinvest von Commerz Real ein Viertel der Immobilien in Großbritannien. Sonja Knorr Analystin für offene Immobilienfonds bei Scope bläst Entwarnung: Die Portfolien deutscher Fonds sind viel diversifizierter, Pfund-Schwankungen sind fast vollständig abgesichert, das aktuell konservative Bewertungsniveau und lang laufende Mietverträge machen kleinere Marktanpassungen verkraftbar, und aufgrund der nachhaltigen Regulierung, der offene Immobilienfonds in Deutschland seit Verabschiedung des KAGB unterworfen sind, ist das Risiko einer Fondsschließung deutlich geringer.

Und wird es zu einem Exodus der Finanzbranche aus London, zum Beispiel nach Frankfurt kommen? Könnte sein. Eine starke Abwertung von London-Immobilien könnte daraufhin neue Einkaufschancen eröffnen. Aber es kann auch gut sein, dass die nächste britische Regierung den heimischen Finanzmarkt erheblich deregulieren wird und der Standort London daraufhin eine zurzeit völlig ungeahnte neue Attraktivität entfaltet.

Eine spannende Woche wünscht
Tilman Welther