Die amerikanische Notenbank berät diese Woche darüber, den Leitzins erstmals seit 2006 wieder anzuheben. Mit der Trendwende beim Mitteleinsatz zur Bewältigung der Finanzkrise würde gewissermaßen ihr Ende ausgerufen.

Höchst interessant fand ich in den diversen Analysen und Versuchen, die Folgen einer Leitzinserhöhung abzuschätzen, folgende Angst, die hier und da formuliert wurde: An den computerisierten Börsenhandelsplätzen sitzen heutzutage so viele Jüngelchen, die während ihres bisherigen Brokerlebens noch nie eine Leitzinserhöhung mitgemacht haben, dass sie, wenn jetzt eine käme, hysterisch reagieren und dadurch heftige Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen würden.

Wären es nicht auch ernstzunehmende Zentralbanker, die sich hier den Kopf zerbrechen, dann könnte man das getrost als seinerseits hysterisch abtun. Also Besorgnis erregend finde ich das einerseits schon. Wer will schon in einem Bus sitzen, dessen Fahrer noch nie bei Schnee und Eis gefahren ist? Andererseits hat sich in den Jahren seit 2008 gezeigt, dass so viele vermeintliche Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt sind, dass erwartete Börsenreaktionen ausblieben, dafür aber unerwartete Einflüsse plötzlich das Geschehen bestimmten, dass das, was seit Lehman als weltweite Finanzkrise bezeichnet wird, uns eigentlich längst zum Normalzustand geworden ist.

Die Anhebung des Leitzinses um sagen wir 25 Basispunkte wäre wohl kaum mehr als ein Symbol. Der Krisenbewältigungsmodus ist nicht nur der Kanzlerin zum business as usual geworden.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther