Das Geschäftsmodell des klassischen Vertriebs im Markt der Beteiligungsmodelle hat ausgedient. Eine auskömmliche Frontup-Provision zu erzielen, wird immer schwieriger, und auch mit einer Erhöhung der Schlagzahl lässt sch die Verringerung der Provision nicht kompensieren. Das Gegenteil ist der Fall: Angebot und Anlegerinteresse gehen zurück, der Aufwand für die Kundenberatung und die Erfüllung der regulatorischen Erfordernisse nimmt hingegen zu. Das Modell Bestandsprovision hat sich trotz einzelner engagierter Versuche nicht durchsetzen können.

Mit Crowdinvesting-Plattformen entsteht derzeit eine neue Art der Finanzdienstleistung, die dem klassischen Vertrieb zunehmend die Butter vom Brot nehmen könnte. Noch sind die Fundingsummen vergleichsweise klein. Oft geht es um Beträge zwischen 200.000 und einer Million Euro. Für die Akquise von Beträgen dieser Größenordnung brauchen Plattformen aber mitunter nur ein paar Tage, und die Entwicklung ist rasant. Die Anzahl der Projekte nimmt zu, damit aber auch die Größe der Qualitätsunterschiede. Aktuell lässt sich das sogar bei zwei Angeboten aus derselben Schmiede auf zwei unterschiedlichen Plattformen nachvollziehen. Nordkap Erfurt bei Bergfürst und Kantoneum bei Zinsland sind Projektentwicklungen aus dem Umfeld der Sensus Vermögensverwaltung GmbH.

Deren Verantwortliche haben für eine früher begebene GbR-Beteiligung noch dargestellt, dass der "Zweck der Gesellschaft die Vertiefung des Fachwissens im Börsenbereich" sei – sprich: Üben auf Kosten der Anleger. Bei den beiden Angeboten, sich über die Crowd an Immobilien-Projektentwicklungen zu beteiligen, machen Sie ebenfalls stark, dass es Ihnen darum ginge, Erfahrungen zu sammeln, diesmal eben mit Crowdinvestments.

Sind Crowdinvestings eine Alternative für den klassischen Vertrieb? Schwer zu sagen, denn die Margen sind hier nicht gerade höher und die Claims werden gerade abgesteckt. Die Plattformen treten zudem ihrerseits an die Stelle des Vertriebs, da sie keine eigenen Produkte initiieren, sondern lediglich anteilige eigenkapitalähnliche Ergänzungsfinanzierung beschaffen. Aber wo so viel Dynamik ist, da ergeben sich auch immer wieder Spielräume. Die Banken jedenfalls interessieren sich zunehmend für die neue Fintechnologie.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther