Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft geht dieses Jahr an Oliver Hart und Bengt Holmström. Ihre Forschungen darüber, was gute Verträge kennzeichnet, erfreut sich vergleichsweise großer Praxisnähe. Was macht einen guten Vertrag aus? Ein Vertrag ist dann gut, wenn er präzise formuliert, was beide Vertragsparteien sich wünschen. Klingt einfach, wird in der Praxis aber viel zu wenig beherzigt. Außerdem widerstreiten ja in aller Regel die jeweiligen Wünsche einander.

Im Markt der Kapitalanlagen sind Verträge das A und O. Ein Investmentfonds oder eine Vermögensanlage sind nur so gut, wie die darunter liegenden Verträge. Insofern kann man getrost die Qualität von Verträgen zum Qualitätskriterium eines Investments machen.

Wem das zu banal klingt, der möge die Frage mal umdrehen. Warum werden bei vielen Angeboten einem Investor wesentliche Verträge erst gar nicht oder nur in Auszügen zur Kenntnis gebracht? Freilich, Betriebsgeheimnisse sind dann keine mehr, wenn man sie öffentlich macht. Aber viel zu oft dominiert bei Verträgen die Zementierung der Rechtstellung des Stärkeren.

Der Principal-Agent-Ansatz der beiden Nobelpreisträger kann hier also genauso fruchtbar gemacht werden, wie die von ihnen hervorgehobene Unvollständigkeit, die Verträge systematisch mit sich führen: Wie regelt ein Vertrag, wie mit Unvorhergesehenem umzugehen ist? Wer kann aus einem Vertrag für den darin nicht geregelten Bereich die größeren Bestimmungsmacht ableiten?

Das eigentlich interessante ist oft das, was nicht kommuniziert wird.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther