Die deutschen Verbraucherzentralen haben Banken und Finanzberatern ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Eine vergangene Woche veröffentlichte Studie ergab, dass 95 Prozent der Anlagevorschläge, die sie ihren Kunden unterbreitet haben, nicht zu deren Bedarf passen, sie seien zu teuer, zu wenig rentabel zu unflexibel und zu riskant.

Möglicherweise ist die Studie deswegen nicht besonders repräsentativ, weil sie auf der Auswertung von rund 800 Beratungsgesprächen in Verbraucherzentralen basiert, die deswegen geführt wurden, weil Verbraucher bereits Schutzbedarf ausgemacht haben. Bei einem Teil des reklamierten Missstands könnte es sich also um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung handeln: Ein Kunde wendet sich an die Verbraucherzentrale, weil er sich schlecht beraten fühlt und die stellt fest: "Sie sind schlecht beraten worden."

Dessen ungeachtet sind einige Ergebnisse der Studie gleichwohl sehr interessant. So sind 87 Prozent der empfohlenen Anlagen nicht etwa deswegen ungeeignet, weil sie zu riskant, sondern weil sie zu teuer sind. Als zu riskant galten nur 21 Prozent. Risiko ist somit der Aspekt, der am wenigsten problematisch erschien, denn 55 Prozent der Produkte wurden für zu unflexibel, 35 Prozent der Produkte als zu wenig rentabel eingestuft, als dass sie bedarfsgerecht gewesen wären. Ein Schuh wird draus, wenn man berücksichtigt, dass die häufigsten Fälle nicht bedarfsgerechter Produktempfehlung auf die klassische oder fondsgebundene Lebensversicherung entfiel. Geradezu bestürzend indes ist das Wissen der Verbraucher um die einzelnen Anlageformen: Nur 18 Prozent gaben an, zu wissen, wie eine Lebensversicherung funktioniert.

Nicht mal ein Fünftel der Verbraucher weiß, wie eine Lebensversicherung funktioniert aber mehr als 90 Prozent haben eine klassische oder gar fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung.

So viel ist sicher: Bei Sachwertbeteiligungen fällt dieses Verhältnis schmeichelhafter aus.

Eine gute Woche wünscht
Tilman Welther