Boom aber kaum Überhitzung. Historisch niedrige Zinsen und moderates Wirtschaftswachstum werden dafür sorgen, dass der weltweite Boom bei Wohnimmobilien auf hohem Niveau fortbesteht. "Wohnimmobilienpreisblasen sind durch internationale Institutionen und nationale makroprudentielle Politikmaßnahmen weitestgehend unter Kontrolle", fasst Feri eine entsprechende Studie zusammen. Obwohl die Wohnimmobilienmärkte in einigen Ländern, darunter insbesondere Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien, Norwegen, Schweden und Südafrika seit 15 Jahren boomen und die Preise steigen, könne im überwiegenden Teil der Länder – darunter auch Deutschland – nicht von einer Überhitzung des Wohnungsmarkts die Rede sein. „In Deutschland nimmt die Überhitzungsgefahr nach dem Ausgleich der realen Preisrückgänge zischen 1995 und 2005 zwar tendenziell zu, bleibt aber weiterhin begrenzt auf Metropolen und regionale Hot-Spots“, sagt Manfred Binsfeld, Teamleiter Immobilienmarktresearch bei Feri Euro Rating Services.

Faktorenanalyse rät zu Vorsicht in einigen Ländern. Besondere Beobachtung wäre aber bei den Wohnimmobilienmärkten in Kanada, Australien, Neuseeland, Norwegen und Schweden erforderlich. Feris Analyse einiger Risikofaktoren hat ergeben, dass sich die jüngsten Preisanstiege besonders stark vom langfristigen Trend abheben. Eine Abkopplung der Preise von Mieten und Einkommen zeigt sich etwa in Kanada, Belgien, Norwegen und Schweden. In Australien, der Schweiz, den Niederlanden und in Dänemark sind private Haushalte überdurchschnittlich hoch verschuldet. Ein hohes Risiko für ein Überangebot an Wohnungen besteht unter allen 20 untersuchten Ländern aber einzig in Australien.

In Deutschland differenzierte Betrachtung erforderlich. Der deutsche Wohnungsmarkt ist durch große Unterschiede zwischen einzelnen Regionen einerseits und große Unterschiede zwischen Stadt und Land andererseits geprägt. Das macht ihn im internationalen Vergleich derzeit relativ wenig anfällig für eine allgemeine Überhitzung. Es erfordert jedoch auch, genau hinzusehen. „Der Wohnungsmangel in Deutschland bezieht sich vor allem auf Mietwohnungen in Metropolen und attraktiven Großstädten" sagt Bindfeld. "In vielen kleineren Städten und im ländlichen Raum findet hingegen nach wie vor ein realer Preisrückgang statt.“ Aber auch in den Metropolen mit Wohnungsmangel sei eine spekulativ-kreditfinanzierte Immobilienblase nicht erkennbar. Allenfalls in München könne man von einer sich allmählich bildenden Überbewertung sprechen. Die Preise auf dem Berliner Wohnimmobilienmarkt seien dagegen fair bewertet, "die Multiplikatoren für Mehrfamilienhäuser sind in Berlin aktuell mit 16 nur halb so hoch wie in München“, sagt Binsfeld.