Finanzierungskonzept. Die Reederei Jüngerhans stellte die Tage ein Konzept zur Abstimmung, das eine neue Finanzierungsstruktur für eine 13 Schwergutschiffe umfassende Flotte vorsieht. Während 10 dieser Schiffe bereits in einem Einnahme-Pool fahren, soll nun auch deren Finanzierungsseite zusammengelegt werden. Dementsprechend sollen die Eigentümergesellschaften aller 13 betroffenen Schiffe ihre liquiden Mittel bündeln und eine "Sicherheitengemeinschaft" bilden. Die bisherigen Einzeldarlehen sollen durch ein von der Nord LB ausgereichtes Gesamtdarlehen abgelöst werden. So weit so überzeugend. Als Sicherheit sollen aber nicht nur die 10 Schiffe aus dem Einnahmepool dienen, auf die entsprechend ihrem Schuldenstand anteilige Darlehenstranchen entfallen. In die Überkreuzbesicherung sollen auch die bereits entschuldeten älteren Schiffe MS Ursa J, MS Lyra J und MS Luna J einbezogen werden. Auch deren liquide Mittel sollen gepoolt werden um für etwaige Forderungsausfälle und Verbindlichkeiten der anderen Schiffe einzuspringen.

Cashpooling hat spätestens seit dem Wölbern-Desaster keinen guten Leumund. Es eröffnet die Möglichkeit, mit Mitteln gut laufender Fonds schlecht laufende Fonds zu stützen. Den sozialistischen Leitgedanken dahinter mag man als außen stehender Beobachter charmant finden. Als Gesellschafter eines Fonds, der nicht Not leidend ist, stellt sich das jedoch ganz anders dar. Da wird das überwunden geglaubte Risiko der Fremdfinanzierung wieder reingeholt. Zwar stellt Jüngerhans den drei bereits entschuldeten Schiffen eine sofortige Auszahlung von "bis zu 20 Prozent" in Aussicht, vom Erlös eines etwaigen Verkaufs ihres Schiffes würden die Eigner dieser drei Schiffe jedoch nur die Hälfte bekommen und das auch nur unter der Bedingung, dass "keine Leistungsstörung des Kreditvertrags vorliegt". By the way: Hat jemand in den vergangenen 7 Jahren einen Schiffskredit gesehen, der nicht in irgendeiner Form eine Leistungsstörung hatte?

fondstelegramm-Meinung Weshalb sollten die Gesellschafter der drei entschuldeten Schiffe dem Konzept zustimmen? Die Darstellung der Fondsgeschäftsführung, dass nach wie vor einige Risiken in ihrem Investment schlummern, ist zwar nicht grundsätzlich falsch. Was aber den Schiffsfonds, die in den vergangenen Jahren insolvent wurden, den Hals gekostet hat, waren in allererster Linie die Bankverbindlichkeiten. Auch Formulierungen wie die, dass der Cashpool zum "Ausgleich von Liquiditätsspitzen" diene ist kein Beispiel für aufrichtige und sachgerechte Information des Anlegers, sondern ein Beispiel für strategische Überredungsrhetorik. Denn das eigentlich Interessante am Cashpool ist, dass mit seinen Mittel Löcher in der Finanzierung der andern Gesellschaften gestopft werden können. Das ist aber nicht für die Gesellschafter der drei entschuldeten Schiffe interessant, sondern in erster Linie für die Bank und in zweiter Linie für die Reederei Jüngerhans, die damit ihr Standing bei der Bank verbessern kann. Für die Gesellschafter der drei schuldenfreien Schiffe gibt es kein überzeugendes Argument, das neue Finanzierungskonzept zu unterstützen.