Zielmarkt. Erdgas und Erdöl stellten im Jahr 2007 rund 60 Prozent des Welt-Energieverbrauchs, im Jahr 2030 sollen es noch immer 55 Prozent sein. Seit 2002 ist der Ölpreis rasant gestiegen, bis er im Jahr 2008 91 US-Dollar pro Barrel Rohöl erreichte. Die Rezession bringt inzwischen Ölpreise zwischen 40 und 55 US-Dollar pro Barrel mit sich, seit Anfang Mai mit wieder steigender Tendenz. Laut International Energy Agency soll der Rohölpreis bis 2015 im Durchschnitt die 100-, bis 2030 sogar die 200-US-Dollar-Marke erreichen. Auf weltwirtschaftliche und politische Vorkommnisse reagiert der Markt äußerst sensibel. Die Vorräte sind endlich. Ölunternehmen suchen zunehmend auch in großen Meerestiefen nach Erdöl und Erdgas. Heute werden über sechs Prozent des Erdöls aus der Tiefsee gefördert, bis zum Jahr 2012 vielleicht schon zehn Prozent. So gab es im September 2008 laut Prof. Berthold Volk von der FH Oldenburg 611 Bohreinheiten, darunter 194 schwimmende, die auch in größeren Wassertiefen arbeiten. Für letztere lagen beachtliche 100 Neubauaufträge vor – ein Indiz für den künftig hohen Bedarf an Offshore-Schiffen. Mit zunehmender Entfernung zum Festland, größeren Wassertiefen und schwerer See wachsen die Anforderungen an Plattformversorger. Jeweils 29 Prozent der Offshore-Flotte bildeten laut Prof. Volk im Februar 2009 die Platform Supply Vessels (PSV) sowie die Anker Handling Tug Supply Vessels (AHTS) mit zweitrangiger Versorgungsfunktion. Im November 2008 gab es 901 PSV, von denen etwa 333 Schiffe mit mindestens 20 Jahren das Verschrottungsalter erreicht haben. Bis 2012 sollen weitere 222 Schiffe, darunter 92 mittelgroße und 101 große Schiffe, abgeliefert werden. Tendenziell werden zunehmend größere PSV bestellt. Diese sind in der Lage, längere Rohre und Gestänge aufzunehmen, was zu geringerem Verschweißungsaufwand vor Ort führt.

Initiator FMMH. Die im September 2008 gegründete FMMH Offshore Fondshaus GmbH & Co. KG gehört zu 20 Prozent zur Neue Vermögen AG und zu 80 Prozent zur 2008 gegründeten, kein operationelles Geschäft betreibenden Ferrostaal Merchant Marine Holding. Zwischen dem Fondshaus und der Holding liegt kein Ergebnis-Abführungsvertrag vor. An der Holding ist zu 50 Prozent die MAN Ferrostaal AG beteiligt. Diese gehört zu 70 Prozent der International Petroleum Investment Company aus Abu Dhabi und zu 30 Prozent der MAN AG aus München. Das internationale Industriedienstleistungsunternehmen MAN Ferrostaal AG ist vornehmlich in den Bereichen Öl, Gas, Biokraftstoff tätig und tritt als Generalunternehmer für den Bau von Spezialschiffen auf. Der Vertragsreeder H. Feindt Rhederei GmbH & Co. KG ist ein Joint Venure von FMMH und der Wappen Reederei.
Geschäftsführer des Komplementärs des Fondshauses sind Erwin Erbslöh (war bei MAN Ferrostaal in leitender Funktion im Schiffsbau tätig) und Jürgen Steinhauser (Geschäftsbereichsleiter bei der Neue Vermögen AG). Für FMMH ist dies der erste geschlossene Publikumsfonds. Die Neue Vermögen AG ist übrigens Asset Manager des offenen Schiffsfonds OSF Nummer 1, Liechtenstein, der am 19. Oktober 2007 aufgelegt wurde und ebenfalls in die Plattformversorger Alpha & Beta investiert.

Schiffe. Die zwei PSV des Nordcapital 3 gehören mit 3.240 tdw und 680 Quadratmeter Deckfläche zur mittleren Größenklasse, die zwei des Nordcapital 4 mit 4.650 tdw, 1.000 Quadratmeter Deckfläche (bei 3.000 t Decklast) sowie die beiden FMMH-Schiffe mit 6.200 tdw, 1.400 Quadratmeter Deckfläche (bei nur 2.500 t Decklast) zu den großen Plattformversorgern. Die von der renommierten, seit 30 Jahren mit PSV-Design beschäftigten Rolls-Royce Marine entwickelten Nordcapital-Schiffe mit erprobtem Design werden in einer mit PSV langjährig erfahrenen norwegischen Werft gebaut. Die von der MAN Ferrostal AG in Zusammenarbeit mit der 1885 gegründeten Hitzler Werft GmbH (baute bislang 15 Versorgungsschiffe) entwickelten FMMH-Schiffe werden von der mit AHT und PSV erfahrenen Bharati Shipyard in Indien gebaut. Alle genannten Plattformversorger sind neu, modern, technisch hochwertig ausgerüstet. Im Unterschied zu den Nordcapital-Schiffen sind die FMMH-Schiffe absolute Neuentwicklungen. Sie sind unter anderem durch ihren Moonpool auch im Underwater Construction-Bereich einsetzbar und verfügen über ein Drill Cutting System, welches den Abraum von Bohrungen pumpfähig macht und für die Verfüllung älterer Bohrlöcher wiederverwendet.

Charterraten. Offshore-Charterraten schwanken immens. Charterer, meist Ölgesellschaften, chartern meist für weniger als ein Jahr. Spotmarktraten sind höher, die Einsatztage dafür geringer. Die Raten lauten in US-Dollar und Euro, beim Einsatz in der Nordsee auch in Britischen Pfund, Norwegischen Kronen oder anderen Währungen, wodurch zusätzliche Währungsrisiken entstehen. Die Vercharterung dreier Nordcapital-Schiffe (von vier) für drei Jahre an das hauseigene, weitervercharternde Unternehmen E.R. Offshore Reedereigesellschaft, verleiht den Fonds mehr Anfangs-Stabilität. Ab Juli 2009 wird Ian Perrott, der zuvor 19 Jahre bei der seit 1982 im Offshore-Bereich tätigen Sealion Shipping Inc., zuletzt als Commercial Director und Mitgeschäftsführer tätig war, die Geschäftsführung von E.R. Offshore übernehmen. Die Rate für Fonds 3 liegt mit 19.600 US-Dollar je Tag über dem Sieben-Jahres-Durchschnitt von PSV mit 500-749 Quadratmeter Deckfläche, Verträge ab 30 Tagen von 19.300 US-Dollar je Tag, aber deutlich unter dem Spotmarkt von 26.400 US-Dollar je Tag. Derzeit fährt ein Nordcapital 3-Schiff für 76 Tage mit 27.000 US-Dollar je Tag, das zweite im Spotmarkt für 14.600 US-Dollar je Tag. Bei Fonds 3 ist die Festcharterrate eine Mindestgröße, der Fonds partizipiert zur Hälfte an höheren Raten, nicht mehr bei Fonds 4. Hier liegt die Rate für das vercharterte Schiff mit 32.000 US-Dollar je Tag klar über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt für Schiffe ab 900 Quadratmeter Deckfläche, Vertragslaufzeit ab 30 Tagen mit etwa 29.150 US-Dollar je Tag, aber immer noch unter den Spotmarktwerten von 37.250 US-Dollar je Tag. Das im Spotmarkt fahrende Schiff wurde mit 35.000 US-Dollar je Tag kalkuliert. Dabei ist es beruhigend zu wissen, dass für die Deckung des Kapitaldienstes und sieben Prozent Eigenkapitalverzinsung 27.687 US-Dollar bei 328 Einsatztagen erforderlich sind. Die FMMH-Schiffe bilden einen Erlöspool, wobei ein Schiff im Zeitchartermarkt, das andere im Spotmarkt fahren soll. Kalkuliert wurden 35.900 Euro je Tag netto, (bei 1,35 US-Dollar je Euro 48.465 US-Dollar je Tag). FMMH begründet die weit über dem PSV-Spotmarkt-Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre liegenden Ansätze mit der Größe und der umfangreicheren Ausstattung sowie – anders als bei Wettbewerbern – deren Einsetzbarkeit auch im Construction-Bereich. Laut FMMH liegen mit drei Firmen konkrete Vereinbarungen vor, die die Vercharterung betreffen. Der Pluspunkt geht an Nordcapital 3.

Teil II folgt am Montag, 13. Juli 2009