Welches Stimmungsbild spiegelt die Branche knapp drei Jahre nach Einführung des KAGB wider? Der Markt hat nach wie vor die Schwindsucht. Wann kommt er wieder zu Kräften?
Eric Romba: Um im Bild zu bleiben: Der Markt hat Gewicht verloren, die Unternehmen sind austrainiert und halten sich mit laufenden regulatorischen Übungen fit. Es ist gelungen, in 2015 wieder Produkte zu machen und ordentlich zu platzieren. Darüber hinaus hat man seine Fähigkeiten im professionellen Investorengeschäft ausgebaut und kann dort auf Erfolge verweisen.

Welche Kosten verursachte die Regulierung durchschnittlich? Hat sich das gelohnt?
Eric Romba: Die durchschnittlichen Kosten sind schwer zu beziffern, da sehr viel von der Struktur der Häuser abhängt. Aber alles in allem wird man sicherlich einen Betrag um 500.000 Euro an laufenden Kosten rechnen müssen. Ob es sich gelohnt hat, muss jeder selbst beurteilen. Erst einmal war es wichtig, überhaupt im Markt weiter aktiv sein zu können. Hierzu war eine Zulassung erforderlich beziehungsweise die Zusammenarbeit mit einem von der Bafin beaufsichtigten Partner.

Wie bewertet der Verband die Verabschiedung des OGAW-V-Umsetzungsgesetzes Ende Januar? Wie die Überlegungen zur Etablierung des ELTIF?
Eric Romba: Wir kommen mit dem OGAW-V-Gesetz gut zurecht. Unsere wesentlichen Punkte wurden zufriedenstellend geregelt. ELTIF ist ein interessanter Rechtsrahmen. Ob ELTIFs tatsächlich erfolgreich aufgelegt werden, wird sich zeigen. Auch heute schon können Investoren mit geschlossenen Spezial-AIF das abbilden, was ELTIF zulässt. Allenfalls die geringere EK-Unterlegung nach Solvency II und der europäische Pass für den Vertrieb an Privatkunden sind zwei Bonbons, die ELTIF attraktiv machen könnten.

Weiterhin liegt derzeit ein Entwurf zur Reform der Investmentbesteuerung vor. Wie bewerten Sie dieses Papier? Welche neuen Aufgaben kommen damit auf die Branche zu?
Eric Romba: Der Gesetzentwurf zur Investmentsteuerreform ist ein dickes Brett. Richtig zufrieden scheint keiner damit. Es fehlt grundsätzlich an einem Gleichklang mit dem KAGB. Der Entwurf liest sich begrifflich losgelöst. Dann sehen wir natürlich mit Argwohn den Ausstieg aus der Veräußerungsgewinnsteuerfreiheit bei offenen Publikums-Immobilien-AIF. Die Befürchtung ist, dass dies der Einstieg aus dem Ausstieg generell ist. Die Umsatzsteuerthematik aus dem EuGH-Urteil ist nun auch noch reingekommen. Dort wird man sehen müssen, welche Lösung am Ende kommt. Wir fänden eine Optionsregelung sinnvoll.

Welchen weiteren Herausforderungen muss sich die Branche im Laufe der kommenden Monate noch stellen?
Eric Romba: MIFID II wird sicherlich den größten Einfluss auf die zukünftige Vertriebslandschaft haben. Die KVGen sind zwar selbst nicht unmittelbar betroffen, müssen den Vertrieben aber wichtige Informationen und Kennziffern liefern. Dafür braucht es in den Häusern Prozesse und IT-Schnittstellen. Die kommen nicht von heute auf morgen. Wir empfehlen jedem Haus, sich intensiv dem Thema zu widmen. Von der geplanten Verschiebung der Anwendung der MIFID II um ein Jahr darf man sich nicht einlullen lassen.
Weiter muss sich die Branche massiv mit der Frage von Produktinnovationen beschäftigen. Was will der Kunde von morgen? Die Investitionsquoten sollten höher sein als in der Vergangenheit, ergo müssen die Kosten runter. Gerade auch beim Vertrieb, der ein Gros der Vergütung upfront erhält.
Schließlich das Thema Digitalisierung. Warum kann ich nahezu alle Kapitalanlageprodukte medienbruchfrei im Internet kaufen, aber keinen geschlossenen Sachwertinvestmentfonds? Dies wollen wir ändern.

Welche Perspektiven haben der Verband und seine Mitglieder für dieses Jahr?
Eric Romba: Es gibt genügend Themen, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Wichtig ist, dass die Branche Geschlossenheit zeigt. Ohne einen Verband gibt es die Branche politisch nicht mehr. Alle sollten daher ihren Teil dazu beitragen, dass die Branche in der EU und national nicht unter die Räder gerät.

Eric Romba ist Hauptgeschäftsführer des bsi Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen.
Am 12. Mai 2016 findet der bsi Summit in Berlin statt.