Mit Sachwerten ist das so ein Ding: Während Crowdinvestings boomen, ist der Vertrieb von AIFs immer noch lahmend. Woran liegt das?

Herr Betz, um es noch milde zu formulieren: Sie sehen den Markt und die Entwicklung von Crowdinvestings mit Sorge. Warum?
Alexander Betz: Ganz einfach: Was ich offline niemals kaufen würde, kaufe ich auch online nicht. Soll heißen: Zwar gefällt mir der Onlinevertriebsweg im Crowdinvesting ausgesprochen gut, jedoch lehne ich die in der Regel dahinterliegenden Graumarkt-Produkte konsequent ab.

Warum lahmt der Markt der AIFs nach wie vor? Geld ist genug im Umlauf und die meisten Produkte haben noch Platzierungskapazitäten. Woran liegt′s, dass die nicht zusammenkommen?
Alexander Betz: Der – oftmals gerechtfertigte – Vertrauensverlust in geschlossene Fonds früherer Prägung wirkt sich leider noch immer negativ auf die Akzeptanz der heute vollständig „weiß“ unter KAGB regulierten geschlossenen Investmentvermögen aus.

Liegt es wirklich, wie es des öfteren von Anbieterseite kolportiert wird, am Vertrieb? Was erwarten Sie von den Anbietern um den freien Vertrieb zu stützen? Und was bräuchten die Banken um sich der geschlossenen Investment-KG (wieder) zuzuwenden?
Alexander Betz: Natürlich muss der Vertrieb den Ärger der Anleger über lange zurückliegende geschlossene Fonds ausbaden und erhöhte Anforderungen beispielsweise aus MiFid II stemmen. Trotzdem: Der Engpass liegt eindeutig auf der Produktseite! Die Anzahl publikumsfondsemittierender KVGen ist viel zu gering. Ich schätze, wir könnten in etwas das Doppelte platzieren, wenn adäquate Produkte verfügbar wären.

Werden sich die Crowd und der AIF annähern?
Alexander Betz: Ich glaube, dass ein in der Mindestbeteiligung deutlich reduziertes risikogemischtes Investmentvermögen das Crowdinvesting mit Graumarkt-Produkten überflüssig macht. Allerdings sind digitalisierte Prozesse die Voraussetzung für eine effiziente Abwicklung auch kleinerer Beteiligungssummen. Und genau daran arbeiten wir.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung für Vertriebe ein?
Alexander Betz: Wir statten derzeit unsere Vertriebspartner mit digitalisierten Lösungen sowohl für ihre persönlich-beratende Vermittlung als auch für die Onlinedirektzeichnung ihrer Anleger aus. Den angeschlossenen Banken und freien Finanzdienstleistern trauen wir weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung zu – so werden diese trotz der Produktknappheit diesjährig zirka 350 Millionen Euro Eigenkapital als Neugeschäft in geschlossenen Publikums-Investmentvermögen über unsere Portale platzieren.

Alexander Betz ist Vorstandsvorsitzender der eFonds AG.