Schlechte Zahlen. Erst im Juni 2009 hat die Green Energy AG mit Vorstand Matthias Michael den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2007 veröffentlicht. Die Zahlen sehen alles andere zufriedenstellend aus. Kassenbestand und etwaige Bankguthaben beliefen sich Ende 2007 auf 842 Euro, der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag auf 116.000 Euro. Die Verbindlichkeiten stehen mit 729.000 Euro in den Büchern, von denen 594.000 Euro eine Restlaufzeit von einem Jahr aufweisen. In Anbetracht des knappen Kassenbestands sind beim Initiator des 2005 aufgelegten Geothermiefonds Geotherm Power Fonds GmbH & Co. KG keine großen Sprünge zu erwarten.

Fragwürdiges Angebot. Umso mehr überrascht das Vorhaben der Green Energy AG, das Projekt des Geotherm Power Fonds zu übernehmen. Die AG hat einen Vertrag aufgesetzt, mit dem sie das Projekt abziehen und sich einen Freibrief für alle bisherigen Fehlleistungen ausstellen will. In dem Entwurf heißt es: „Die KG verpflichtet sich, sämtliche bei ihr vorhandenen Assets, Intellectual Capital und Know-how, welche sie bei der Entwicklung von Geothermiekraftwerken erarbeitet und entwickelt hat, der AG frei von Rechten Dritter, exklusiv und unwiderruflich und unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung und etwaiger Schadensersatzansprüche gleich aus welchem Rechtsgrund zur Nutzung und zur Verwertung zur Verfügung zu stellen.“ Und weiter: „Die KG und alle ihre Kommanditisten verpflichten sich, alle juristischen Maßnahmen aus jedem erdenklichen Grund gegen die Geschäftsführerin sowie deren Geschäftsführer und alle weiteren maßgeblich an der Ausarbeitung und Ausführung des Emissionsprospektsinhalts beteiligten Personen der KG sowie gegen den Emittenten und die Treuhandgesellschaft und deren Geschäftsführung, mit Ausnahme derjenigen gegen Altafide, bis zum Ende der Laufzeit dieses Vertrags unter der Maßgabe dessen Erfüllung in vollem Umfang seitens der AG zu unterlassen.“ Für „jeden Fall des Verstoßes“ droht Green Energy mit einer Vertragsstrafe von 10.000 Euro.
Die Green Energy AG stellt ein „erfolgsabhängiges, jährliches Honorar für die Jahre 2009 bis 2017“ in Aussicht. Die Höhe des Honorars steht noch nicht einmal fest, sondern soll von einem Wirtschaftsprüfer auf Basis des Jahresabschlusses der Green Energy AG bestimmt werden. Der Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein (BSZ) wirft zu Recht die Frage auf, mit welchen Mitteln die AG das Nutzungshonorar zahlen und woher sie das Geld für den Bau des Kraftwerks nehmen will.

Hintergrund. Die Altafide GmbH ist im Prospekt des Geotherm Power Fonds als Gründungskommanditist und wesentlicher Dienstleister ausgewiesen. Doch Altafide ging ab September 2006 rechtlich gegen Green Energy vor. Hintergrund war das Ausbleiben einer im Prospekt mit 1,4 Millionen Euro ausgewiesenen Zahlung für die Überlassung seismologischer Gutachten und anderer Untersuchungsergebnisse hinsichtlich des geplanten Standorts des Kraftwerks im oberen Rheingraben (siehe fondstelegramm vom 27. Juli 2007). „Der erste Geothermiefonds mit leider katastrophalen Rahmenbedingungen“, titelte das fondstelegramm bereits im September 2005. „Ein unbekannter Initiator offeriert ein Projekt mit vielen offenen Baustellen, das in einem unbefriedigender Prospekt verpackt wurde – selbst für hart gesottene Spekulanten und gutgläubige Optimisten eine echte Herausforderung“, so das Fazit. Prospektnachträge stifteten nur noch mehr Verwirrung, Nachfragen beantwortete Green Energy stets völlig unzureichend, konkrete Projektfortschritte waren nicht ansatzweise zu erkennen. Im Jahr 2007 nahm die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen wegen einer Strafanzeige gegen Green-Energy-Geschäftsführer Matthias Michael auf (Az: NZS–5281Js72911/07).

Interessenskonflikt. Geschäftsführer des Geotherm Power Fonds ist Frank Wohlfahrt. Er soll den Vertrag für den Fonds unterschreiben. Allerdings ist Wohlfahrt gleichzeitig Geschäftsführer der Treuhandgesellschaft, die der Fonds laut Vertragsentwurf von allen Ansprüchen gegen sie befreien soll – ein eklatanter Interessenskonflikt. Wohlfahrt führt seit diesem Jahr auch die Geschäfte des Green Energy Geotherm Opportunity Fonds. Die für vergangenen Monat geplante Gesellschafterversammlung sagte Wohlfahrt kurzfristig ab. Als Begründung, so ist aus dem Unternehmensumfeld zu hören, führte er den fehlenden Jahresabschluss 2008 und fehlenden Überblick über die Situation im Fonds an. Stellt sich die Frage, ob Wohlfahrt seiner Aufgabe als Treuhänder überhaupt nachgekommen ist, wenn ihm die Fondsverhältnisse nicht bekannt sind.

fondstelegramm-Meinung. Am kommenden Freitag, 19. Juni 2009, steht eine Gesellschafterversammlung des Green Energy Geotherm Power Fonds an, auf der über den Abtretungsvertrag abgestimmt werden soll. So einfach sollten sich die Anleger ihre Haftungsansprüche gegenüber den Verantwortlichen nicht nehmen lassen. Wer es nötig hat, sich gegen „alle juristischen Maßnahmen aus jedem erdenklichen Grund“ abzusichern, scheint sich schwerwiegender Fehler bewusst zu sein.

Anleger sollten dem Vertragsentwurf unter keinen Umständen zustimmen.