Am Boden. Die britische Wirtschaft schrumpft um 1,5 Prozent, das britische Pfund verliert zum Euro 40 Prozent. Investoren schließen nicht aus, dass Großbritannien seine Banken komplett verstaatlicht. Die Kreditwürdigkeit des Landes ist in Frage gestellt. Viele Menschen gehen in London auf die Straßen, um gegen Misswirtschaft, Fehlspekulationen und die Selbstbedienungsmentalität unter Finanziers und Politikern zu demonstrieren. Der Londoner Immobilienmarkt ist gleich zu Beginn der Finanzkrise in den Strudel der weltweiten Marktverwerfungen geraten. Kein Wunder. Der Finanzsektor stellt in London fast die Hälfte des Flächenumsatzes.

Hoffnung. Immerhin werden die Briten ihren Tiefpunkt wesentlich früher erreicht haben als die meisten anderen Staaten. Lasalle Investment Management rechnet mit einem Ende der Preiskorrektur auf dem britischen Immobilienmarkt im Lauf des dritten Quartals 2009. Manche Investoren denken schon wieder an den Einstieg. Wie schnell geschlossene Fonds wieder nennenswert dabei sein werden, ist fraglich – antizyklisches Investieren ist ihre Sache nicht. Für bestehende Fonds, die noch während der Boomphase auf den Markt kamen, könnte es allerdings eng werden.

Teuer eingekauft. Als die geschlossenen Fonds vor vier Jahren den britischen Markt für sich entdeckten, war der Zenit der Immobilienpreise schon fast erreicht. Der durchschnittliche Kaufpreisfaktor der zwischen 2005 und 2008 aufgelegten Englandfonds liegt beim 16-fachen der Jahresmieten. Für die Anleger erhöht sich der Faktor aufgrund der Nebenkosten um rund zwei Punkte. Stolze Summen legten die Fonds hin, um am mit Abstand teuersten Immobilienmarkt Europas teilzuhaben.

Engpass. Der IVG Balanced Portfolio UK aus dem Jahr 2006 hat die geplanten Ausschüttungen weitgehend ausgesetzt. Der Preisrutsch auf dem Londoner Büromarkt hat die drei Zielfonds unter Druck gesetzt. Bei einzelnen Beteiligungen fielen Wertberichtigungen von insgesamt 9,3 Millionen britischen Pfund an. Die Zielfonds haben angesichts des schwierigen Markts ihre Strategie geändert. Sie haben spekulative Ansätze reduziert und nehmen dafür mehr Bestandsobjekte ins Portfolio auf. Die Geschäftsführung des IVG Balanced Portfolio UK sieht den Fonds trotz geringer Rückflüsse wirtschaftlich nicht gefährdet.

Ausblick. Aus Sicht der Immobilienberatung Knight Frank geht’s in London ab 2010 wieder bergauf. Projektentwickler starten immer seltener Bauprojekte ohne Vorvermietungen. Der Leerstand werde 2009 seinen Höhepunkt erreichen. Credit Suisse hat Großbritannien bereits von „untergewichten“ auf „neutral“ heraufgestuft. Lasalle Investment Management sieht im Vereinigten Königreich für Investoren derzeit die besten Einstiegschancen seit den frühen 1990er-Jahren. Allerdings gehen die Marktbeobachter auch davon aus, dass durch die günstigen Kaufgelegenheiten wieder massiv Kapital in die Märkte strömt. In der Folge sinken die Renditen.

Hintergründe zum britischen Immobilienmarkt bringt die Fondszeitung in ihrer Ausgabe 3-2009.