fondstelegramm: Zusammen mit der Gesellschaft für Konsumforschung haben Sie Vermittler und Verbraucher zum Thema „Geschlossene Fonds“ befragt. Wie groß war die Erhebung? Wie hoch war der Anteil der freien Vermittler, welchen Anteil hatte der Bankvertrieb?
Ulrich Oldehaver: Es wurden rund 600 Finanzentscheider deutscher Haushalte, rund 650 Anleger von Schiffs- und Immobilienfonds und rund 150 Vertriebspartner befragt. Eine weitere Unterteilung in freie oder institutionelle Vertriebspartner wurde nicht vorgenommen.

fondstelegramm: Sie sagen, 78 Prozent der potenziellen Anleger seien über geschlossene Fonds und Sachwertinvestments nicht ausreichend informiert. Die 78 Prozent beziehen Sie auf eine Grundgesamtheit der Befragung von 19,5 Millionen Deutschen. Diese Grundgesamtheit scheint doch sehr hoch angesetzt. Geschlossene Fonds kommen aber doch nur für einen bestimmten Anlegerkreis in Frage. Das zeigt ja bereits die Mindestbeteiligung als Einstiegshürde. Nach welchen Kriterien haben Sie bei der Erhebung festgelegt, wer als potenzieller Anleger von geschlossenen Fonds in Frage kommt?
Ulrich Oldehaver: Die Grundgesamtheit der Befragung umfasst 19,5 Millionen Männer und Frauen über 18 Jahren aus den Berufsgruppen Freiberufler, Selbstständige, höhere Beamte oder leitende Angestellte oder mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 2.500 Euro oder einem Vermögen von mehr als 25.000 Euro und Finanzentscheider in ihrem Haushalt sind. Es wurde eine Stichprobe von rund 600 Befragten gezogen. Es handelt sich also um 19,5 Millionen potenzielle Anleger – nicht zwangsläufig geschlossener Fonds. 22 Prozent der Befragten gaben an, sich bereits über geschlossene Fonds informiert zu haben, wiederum 46,6 Prozent davon können sich eine Investition in Sachwerte über geschlossene Fonds vorstellen. Das entspricht also etwa 2,1 Millionen informierten, potenziellen Anlegern, die sich eine entsprechende Investition vorstellen können. Ob ein bestimmter geschlossener Fonds der individuellen Risikoneigung und Situation des einzelnen Anlegers entspricht, würde den Rahmen einer solchen Untersuchung sprengen und muss im Einzelfall durch den jeweiligen Berater festgestellt werden. Die Intention dieser Studie war es, die grundsätzliche Einstellung von potenziellen Anlegern und Vertriebspartnern gegenüber Sachwertinvestments und geschlossenen Fonds zu erfassen.

fondstelegramm: Es überrascht, zu hören, dass 98 Prozent der befragten Vertriebspartner geschlossene Fonds grundsätzlich als Beimischung für ein klassisches Portfolio empfehlen. Was verstehen Sie unter einem klassischen Portfolio? Und müsste sich eine Empfehlung für geschlossene Fonds nicht an den individuellen Bedürfnissen eines Anlegers orientieren?
Ulrich Oldehaver: Die Einzelentscheidung für einen bestimmten Fonds muss sich immer an den individuellen Bedürfnissen eines Anlegers orientieren. Grundsätzlich empfehlen aber 98 Prozent der befragten Vertriebspartner geschlossene Fonds zur Absicherung klassischer Wertpapierportfolien aus Aktien, Aktienfonds und festverzinslichen Wertpapieren. Dabei wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass eine derartige Anlage der Risikoneigung, der Situation und den Möglichkeiten des individuellen Anlegers entspricht.

fondstelegramm: 95 Prozent der Finanzvermittler haben in Ihrer Befragung angegeben, dass sich geschlossene Fonds zu Gewinnern der Finanzkrise entwickeln werden. Nun sind die Umsätze mit geschlossenen Fonds zunächst einmal kräftig eingebrochen. Viele Branchenvertreter erwarten eine erhebliche Marktbereinigung. Aus welchen konkreten Faktoren leiten Vermittler ab, dass geschlossene Fonds Gewinner der Finanzkrise sind?
Ulrich Oldehaver: Mit der Frage nach dem „Gewinner der Finanzkrise“ sollte die Assetklasse erfasst werden, die nach Einschätzung der Vertriebspartner den im Vergleich höchsten Zulauf von Anlegern oder Kapital aufweisen wird. Konkrete Faktoren wurden nicht abgefragt.

fondstelegramm: Sie stellen heraus, dass sich jeder zweite potenzielle Anleger, der sich über Geschlossene Fonds informiert hat, ein Investment in Sachwerte vorstellen kann. Nun muss eine Sachwertinvestment nicht zwangsläufig auf einen geschlossenen Fonds hinauslaufen. Inwieweit haben sich die informierten Anleger mit den Chancen und Risiken von geschlossenen Fonds befasst?
Ulrich Oldehaver: Wie detailliert sich die Anleger bereits über geschlossene Fonds informiert haben, wurde in dieser Studie nicht gefragt. Das Ergebnis zeigt uns aber das mögliche Potenzial und auch den großen Informationsbedarf auf. Es liegt nun in der Hand aller Marktteilnehmer den Faden weiterzuspinnen und daraus etwas zu machen. Wir werden auf jeden Fall vorandenken und auch weitere Untersuchungen erheben.

Vielen Dank für das Gespräch.