fondstelegramm: Herr Fanslow, die Hansa Treuhand hat entschieden, das MS „HS Chopin“ aus dem Vertrieb zu nehmen. Wie kam es dazu?
Fanslow: Wir haben den Fonds im November 2008 auf den Markt gebracht. Da war die Marktsituation auch schon nicht mehr rosig. Wir haben aber ein gutes Schiff und eine gute Konzeption, so dass unsere damalige Emissionsentscheidung richtig war. Seitdem hat sich die allgemeine Lage an den Schifffahrtsmärkten allerdings alles andere als entspannt. Auch die Hoffungen auf das Chinese New Year, um das herum traditionsgemäß die Handelsaktivitäten in China wieder zunehmen, haben sich für dieses Jahr zerschlagen.

fondstelegramm: Die Konzeption des Fonds ging dennoch von einer längerfristigen Erholung der Märkte aus. Wieso konnte der Vertrieb nicht ebenfalls eine Verbesserung abwarten?
Fanslow: Aktuell neu vercharterte Schiffe erzielen zum Teil nur noch Betriebskostenniveau. Das ist ein Indikator für eine Bodenbildung. So gesehen hätte man abwarten können. Die alles entscheidende Frage ist nur: Wann geht es wieder nach oben? Das ist eben sehr ungewiss. Der für unsere Entscheidung wesentliche Punkt war jedoch, dass der Prospekt eine Übernahme des Schiffs im März und für Oktober bereits die erste Ausschüttung vorsieht. Das hätten wir nicht mehr halten können. Und einfach weiter zu platzieren, als wüsste man es nicht besser, ich finde, das gehört sich nicht.

fondstelegramm: Dem hätte man doch mit einem Nachtrag Rechnung tragen können.
Fanslow: Richtig. Nur an der fehlenden Motivation der Anleger ändern Sie damit auch nichts. Wir hatten uns stattdessen überlegt, wie wir das Vertrauen der Anleger gewinnen können und sicherstellen, dass der Anleger seine zugesagten Ausschüttungen auf jeden Fall bekommt, also eine Konstruktion mit der wir gewährleisten, dass der Anleger auch dann seine Ausschüttungen erhält, wenn der Fonds nicht so gut läuft. Damit wäre es für den Vertrieb sehr viel einfacher gewesen.

fondstelegramm: Eine Art Garantie, meinen Sie?
Fanslow: Im Prinzip ja, wir haben jedoch vom Finanzamt keine verbindliche Auskunft bekommen, wie das steuerlich handzuhaben wäre. Und weil wir uns auf keine steuerliche Experimentierwiese begeben wollen und der Anleger im Zweifel die Ausschüttungen zu versteuern hätte, haben wir die Entscheidung getroffen, den Fonds aus dem Vertrieb zu nehmen.

fondstelegramm: Sie sind stark für den veranschlagten Zwischengewinn kritisiert worden. Wie kam es dazu, in Zeiten wie diesen ihn so hoch anzusetzen? Schließlich ist es kein besonders gut geeignetes Instrument, Anlegervertrauen zu gewinnen.
Fanslow: Schiffsbeteiligungen sind regelmäßig sehr komplexe Projekte, bei denen der Ertragswert des Schiffes, das heißt das Verhältnis von Kaufpreis zu Charterrate, von entscheidender Bedeutung ist. Der Kaufpreis der „HS Chopin“ betrug 59,85 Millionen US-Dollar. Die Poolrate beträgt 25.600 US-Dollar pro Tag und ab etwa 2013 unterstellen wir eine Rate in Höhe von 25.900 US-Doller pro Tag. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 26.120 US-Dollar pro Tag. Die unterdurchschnittliche Charterrate „finanziert“ demzufolge den Kaufpreis des Schiffes und bildet gleichzeitig ein starkes Indiz für den Ertragswert des Schiffes.
Seit 2004 mussten teilweise weit über 60 Millionen US-Dollar für ein Schiff mit 3.500 TEU bezahlt werden. Aufgrund der langen Lieferzeiten sind noch etwa 10 Prozent Baunebenkosten hinzuzurechnen, so dass sich eine Investitionssumme von circa 66 bis 68 Millionen US-Dollar ergibt und somit deutlich höher liegt als der Preis der „HS Chopin“. Weitere Indizien für den Ertragswert des Schiffes werden anhand der Kalkulationsparameter des Prospektes deutlich. All dies spricht aus meiner Sicht für den Wert des Schiffes.

fondstelegramm: Wie war der Platzierungsstand des Fonds und wie wird sich die Rückabwicklung für die Anleger darstellen?
Fanslow: Seit den 90er Jahren ist Politik der Hansa Treuhand, dass bis zur Vollplatzierung eines Fonds sämtliche Kommanditistengelder auf ein Anderkonto des Treuhänders eingehen und dort verbleiben. Die eingeworbenen 20 Prozent Eigenkapital werden den Anlegern vollumfänglich inklusive Agio vom Treuhänder zurückerstattet und Hansa Treuhand legt fünf Prozent p.a. oben drauf, als Entschädigung für die entgangene Investmentchance.

Vielen Dank für das Gespräch.