Angebot. Der Fonds beabsichtigt über eine Dach- und verschiedene Schiffsgesellschaften den Erwerb von zwei bis fünf Schiffen, deren Eigentümer durch die Krise im Schiffsmarkt in Schwierigkeiten geraten sind. Acht Gesellschaften beziehungsweise Personen haben Platzierungsgarantien für insgesamt 15 Millionen Euro abgegeben, dies entspricht der Mindest-Eigenkapitalsumme. Ab 15.000 Euro Mindestbeteiligung zuzüglich drei Prozent Agio können sich Anleger beteiligen. Unüblicherweise müssen sich diese bis Ende 2010 im Handelsregister eintragen lassen, die Haftsumme beträgt 100 Prozent der Pflichteinlage. Der Fonds geht von der Inanspruchnahme der Tonnagesteuer durch jede Schiffsgesellschaft aus. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Planmäßig läuft der Fonds nur bis Ende 2013. Eine ordentliche Kündigung der Beteiligung ist frühestens zum 31. Dezember 2019 möglich.

Initiator und Vertragsreeder. Die Hanse Capital Emissionshaus GmbH wurde im Jahr 2003 gegründet und hat bis Ende 2007 sechs Schiffsfonds emittiert, von denen bislang zwei aufgelöst sind. Die Aufgabe des Vertragsreeders soll die erst im Jahr 2009 gegründete und mit dem Initiator verbundene IMM International Maritime Management GmbH & Co. KG übernehmen. Das nautisch-technische Management soll durch Dritte erfolgen.

Investitionsprozess. Beschränkungen auf bestimmte Schiffstypen gibt es nicht, nur die Absicht, zunächst in Bulker mit 20.000 bis 35.000 tdw und später in Containerschiffe zwischen 1.000 und 3.000 TEU zu investieren. Um das Antlitz eines Verschiebebahnhofes für zu teuer bestellte Schiffe zu vermeiden, soll ein Investitionsausschuss aus drei bis sieben, nicht mit dem Initiator verbundenen Personen entscheiden, in welche Schiffe investiert wird. Zwar können die Geschäftsführer des Fonds-Komplementärs gegen die Entscheidungen ein Veto einlegen, Investitionen ohne die einstimmige Zustimmung des Ausschusses sind jedoch nicht möglich. Außer dem ehemaligen Vorstandsmitglied des Schutzvereins Deutscher Rheder, Dieter Ostendorf, sind weitere Mitglieder vorgesehen, die überwiegend aus dem Kreis der Platzierungsgaranten und Vermittler stammen – also Personen, die ein erhebliches Interesse an einem optimalen Investitionsverlauf haben dürften. Wirtschaftlichkeit und technische Beschaffenheit sollen durch Sachverständige geprüft werden. Sofern keine Finanzierungszusage einer Bank vorliegt – das dürfte der Regelfall sein – erfolgt der Erwerb zunächst mit Eigenkapital. Nur in diesem Rahmen ist der Fonds schnell kauffähig. Im internationalen Wettbewerb mit bar zahlenden Käufern sollen Partner wie Peter Döhle Schiffahrts KG oder Frachtcontor Junge & Co. GmbH bei der Schnäppchenjagd helfen.

Beschäftigung. Eine große Unsicherheit des Konzepts verbirgt sich hinter der Tatsache, dass in Zeiten niedriger Kaufpreise auch nur niedrige Charterraten erreicht werden beziehungsweise die Sicherung der Beschäftigung durchaus problematisch werden kann. Der Initiator plant, Charterverträge mit einer Laufzeit von maximal 24 Monaten zu schließen oder die Schiffe in einem Pool fahren zu lassen. Um den Fonds diesbezüglich abzufedern, hat der Initiator eine Liquiditätsreserve von 1,45 Millionen Euro eingeplant, das entspricht 9,9 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio und reduziert sich jedoch im ersten Jahr planmäßig auf rund 1,22, im zweiten Jahr auf 1,03, im dritten Jahr auf 0,45 Millionen Euro.

Finanzierung. Das Mindesteigenkapital von 15 Millionen Euro darf, trotz Platzierungsgarantie, bei unzureichenden Platzierungsergebnissen unterschritten werden. Der Finanzierungsplan ist eine Beispielrechnung für den Kauf eines maximal drei Jahre alten Handysize-Bulkers. Dieser soll für nur 15 Millionen US-Dollar erworben werden. Die Neubaupreise für Handysize-Bulker lagen Anfang 2009 fast noch beim doppelten Wert. Derzeit liegt dem Initiator ein Angebot für einen Mitte 2009 auszuliefernden Bulker vor, für rund 19 Millionen US-Dollar, mit einer Zweijahres-Beschäftigung für 9.500 US-Dollar pro Tag, dies entspricht umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro Mehreinnahmen gegenüber der Midcase-Prognose. Sollte sich das Fondsvolumen am Ende auf das Mindestkapital belaufen, wäre keine Risikostreuung möglich.
Da Hanse Capital mit einer Ablieferungswelle Ende des Jahres rechnet, geht sie von noch weiter sinkenden Preisen aus. 51 Prozent der Gesamtinvestitionskosten in Höhe von rund 14,7 Millionen Euro sollen im Beispiel mit mehr als 14 Jahre laufenden Darlehen finanziert werden. Die objektbezogene Aufnahme von Krediten bedarf nicht der vorherigen Zustimmung der Gesellschafter. Es bestehen keinerlei Beschränkungen, bis zu welcher Höhe und zu welchen Konditionen die Schiffe finanziert werden sollen. In der Beispielprognose wurden 9,8 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens von 14,7 Millionen Euro inklusive Agio für Fondsnebenkosten angesetzt.

Verlaufsprognose. Die Prospekt-Prognose in drei Szenarien bezieht sich ebenso auf einen bis zu drei Jahre alten Handysize-Bulker. Die Einnahmen für das Jahr 2009 wurden mit 5.000 US-Dollar je Tag angesetzt. Im ersten Quartal 2009 lagen die Einjahres-Charterraten für Handysize-Bulker deutlich darüber. Die Raten wurden in der mittleren Variante über fünf Jahre mit 25,7 Prozent jährlich auf 12.500 US-Dollar je Tag gesteigert, die Schlussrate entspricht in etwa dem Ratenniveau des vor der Boomzeit liegenden Jahres 2006 für Handysize-Bulker mit einer Dreijahres-Beschäftigung. Guthaben wurden mit drei Prozent verzinst. Die Bereederungsvergütung wurde in Abhängigkeit von der Höhe der Chartereinnahmen zwischen zwei und fünf Prozent kalkuliert. Für die Schiffsbetriebskosten wurden anfänglich 4.200 US-Dollar je Tag angenommen und ab 2011 mit 2,5 Prozent gesteigert. Zusätzlich wurden während der fünf Jahre Fondslaufzeit insgesamt 600.000 US-Dollar für Dockungsarbeiten berücksichtigt. Es wird von einem Zinssatz in Höhe von fünf Prozent jährlich ausgegangen. Für die gesamte Laufzeit wurde mit einem Wechselkurs in Höhe von 1,30 US-Dollar je Euro gerechnet, dieser Kurs liegt über dem Durchschnitt der vergangenen sieben aber unter dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre und der Ansätze anderer Emissionshäuser. Die laufenden Fondsnebenkosten wurden im ersten Jahr mit relativ hohen 1,15 Prozent des Eigenkapitals bemessen und jährlich mit 2,5 Prozent gesteigert. Das mittlere Szenario geht von einem Wiederverkaufspreis des dann fünf bis acht Jahre alten Bulkers in Höhe von 24,8 Millionen US-Dollar aus. Dieser Wert liegt leicht unter Secondhand-Preisen des Jahres 2005 für fünf Jahre alte Handysize-Bulker. Vertragsreeder und Initiator erhalten insgesamt drei Prozent des Bruttoveräußerungserlöses.

Rückfluss. Bei Schiffsverkauf erhalten die Anleger zunächst ihre Einlage (ohne Agio) zurück, darüber hinausgehende Beträge gehen im Verhältnis 85 zu 15 an die Kommanditisten und Hanse Capital. Hanse Capital bekommt nur dann ihren Anteil, sofern die Anleger eine jährliche Auszahlung in Höhe von zehn Prozent erzielt haben. Während der Fondslaufzeit sollen die Anleger im Falle des beispielhaft dargestellten Handysize-Bulkers im Mid-Case insgesamt 28 Prozent ihrer Einlagen inklusive Agio, nach Steuern zurückerhalten, weitere 154 Prozent bei Verkauf, das sind insgesamt 182 Prozent. Die IRR-Rendite nach Steuern soll 17,1 Prozent jährlich betragen.

Vertragsgestaltung. Im Falle einer Rückabwicklung, zum Beispiel wegen Fehlschlagens der Investition, hätten die Anleger keinen Anspruch auf die Rückzahlung ihres Eigenkapitals. Jeder Kommanditist muss sich bis zum 31. Dezember 2010 ins Handelsregister eintragen lassen, anderenfalls werden seine Auszahlungen auf ein gesondertes Konto überwiesen und der Anleger hätte die Eintragungskosten selbst zu tragen, ansonsten übernimmt sie der Fonds. Nimmt ein Treugeber seine Abstimmungsrechte nicht wahr, stimmt der Treuhänder nach eigenem Ermessen ab.

fondstelegramm-Meinung. Um als Krisen-Gewinner hervorzugehen, bedarf es zum einen einer starken Finanzkraft, zum anderen einer unschlagbaren Marktpräsenz und eines großen Verhandlungsgeschicks auf der Jagd nach den erhofften Schnäppchen. Dass Hanse Capital das alles in sich vereint, wäre zu beweisen. Ein vom Initiator unabhängiger Investitionsausschuss soll sicherstellen, dass hier keine Fehleinkäufe aus eigenem Hause untergebracht werden.
Sollten die Investitionen fehlschlagen und der Fonds rückabgewickelt werden, hätten die Anleger kein Recht auf die Rückzahlung ihrer eingezahlten Beträge. Ungewöhnlich ist, dass trotz Platzierungsgarantie das Mindesteigenkapital unterschritten werden darf. Die Bonität der Garantiepartner bleibt offen. Insofern stellt sich die Frage, wie werthaltig die Platzierungsgarantie überhaupt ist.
Die Risikopalette ist nach oben offen, insbesondere hinsichtlich der Finanzierung und Beschäftigung der Schiffe. Im Gegenzug eröffnet jedoch insbesondere der Bulkermarkt momentan tatsächlich große Chancen günstiger Schiffskaufpreise.

Ob der Fonds tatsächlich zum „Krisen-Gewinner“ wird, hängt im Wesentlichen von der Finanzierung und der Beschäftigung der Schiffe – in Krisenzeiten – ab.