Drei Feeder. Die beiden 2003 emittierten HCI-Dachfonds "1100 TEU Schiffsfonds II" und "Renditefonds IV“ finanzierten die drei baugleichen Containerfeeder MS "Stadt Bremen“, MS "Stadt Flensburg" und MS "Stadt Emden". Für den Fonds 1100 TEU Schiffsfonds II waren es die einzigen drei Zielgesellschaften, zum Portfolio des Renditefonds IV gehörten noch zwei Mehrzweckfrachter, ein Capesize-Bulker, ein 2.700 TEU-Containerschiff und fünf weitere Container-Feederschiffe. An den drei Städte-Schiffen hält der 1100 TEU Schiffsfonds II jeweils zwei Drittel, der Renditefonds IV jeweils ein Drittel des Eigenkapitals.

Rettung gescheitert. 2010 wurden für die drei Schiffe bereits Finanzierungskonzepte zur Rettung der Schiffe anberaumt. Die Gesellschafter des 1100 TEU Schiffsfonds II führten erhaltene Auszahlungen zurück und leisteten eine Kapitalerhöhung in Höhe von zusammengenommen knapp 1,5 Millionen Euro, und die finanzierende HSH Nordbank erklärte sich zu Tilgungsstundungen bereit. An der Schieflage des Fonds beziehungsweise seiner Zielgesellschaften hat das jedoch nicht wirklich etwas ändern können. Die Einnahmen aus dem Pool, in dem die Schiffe fahren, reichten auch in den Jahren danach bei weitem nicht aus, den Kapitaldienst zu erbringen und anstehende Klassenarbeiten bezahlen zu können.

Bank dreht den Hahn zu. Inzwischen ist die Bank zu keinen weiteren Tilgungsstundungen mehr bereit. Die Kreditverträge waren ohnehin bereits 2014 ausgelaufen. Die bisherige Aufrechterhaltung der Finanzierung war nur vor dem Hintergrund seither laufender Verhandlungen um Fortsetzungsmöglichkeiten geduldet. Unter der Voraussetzung, dass die Gesellschafter erneut einen Betrag in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus erhaltenen Ausschüttungen wieder einlegen und dem Verkauf der Schiffe zustimmen, bot die Bank an, den Fonds beim insolvenzfreien Verkauf der Schiffe noch zu begleiten. Dafür wären laut Geschäftsführung weitere rund 700.000 Euro für anstehende Reparatur- und Klassearbeiten notwendig. Die Gesellschafter wurden Anfang September entsprechend aufgefordert, dem Verkauf der Schiffe und der Wiedereinlage von 2,2 Millionen Euro zuzustimmen. Das wären rund 70 Prozent, der noch in der Haftung stehenden bisherigen Ausschüttungen.

Pistole auf die Brust. Die Gesellschafter sahen sich also in der Situation, entweder erneut Auszahlungen zurückzuführen, wenn auch mit der Perspektive, einen kleinen Rest behalten zu können, oder die Schiffe in die Insolvenz laufen zu lassen, mit dem Risiko, dass der Insolvenzverwalter mit Bezug auf den Paragraph 172 HGB alle bisher geflossenen Auszahlungen zurückfordert. Einigermaßen ratlos konstatiert auch der Beirat Anfang September: "Die Pistole wurde uns auf die Brust gesetzt, entweder Verkauf jetzt oder drohende Insolvenz (sehr wahrscheinlich)".

Einerseits, andererseits. Die Fondsgeschäftsführung schätzt, dass ein Verkauf der Schiffe jeweils fünf bis sechs Millionen US-Dollar einbringen könnte, die Schiffe stehen aber mit jeweils rund zehn Millionen noch bei der Bank in der Kreide. So gesehen erscheint einerseits die von der Bank geforderte Kompensation in Höhe von 500.000 Euro pro Schiff als faires Angebot. Auf der anderen Seite ist die Frage, ob es sich bei den Auszahlungen, die der Fonds bisher leistete, tatsächlich ausschließlich um Haftungskapital handelt, noch nicht abschließend geklärt. Die Fondsgeschäftsführung verweist lediglich auf die Einschätzung eines Steuerberaters.

Insolvenz. Vor diesem Hintergrund erstarrten die Gesellschafter offenbar in Entscheidungsunfähigkeit. Sie haben noch nicht einmal für oder gegen eine Option gestimmt, es kam schlicht gar kein ausreichendes Quorum zusammen. Daran konnte auch ein Brandbrief der Geschäftsführung von Ende September offenbar nichts mehr ändern. Anfang November haben die drei Städte-Schiffe Insolvenz angemeldet: Das Amtgericht Hamburg hat das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der drei Schiffsgesellschaften MS Stadt Bremen, MS Stadt Emden und MS Stadt Flensburg eröffnet. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Nils G. Weiland (Az.: 67c IN 415 bis 417/15).

Schwer zu sagen, ob abwarten und Trübsal blasen hier die richtige Wahl war. Ausgeschlossen ist es nicht.