Angebot. Das Hamurger Emissionshaus HEH bietet bereits den elften Flugzeugfonds mit der britischen Airline Flybe als Leasingnehmer en suite an. Beteiligungsgegenstand ist wieder ein Regionalflug des Typs Bombardier Dash 8-Q400. Flugbegeisterte Anleger müssen mindestens 15.000 Euro plus fünf Prozent Agio für ein Beteiligungsticket auf den Tisch legen. Die Fondslaufzeit ist bis Ende 2027 vorgesehen.

Airline. Die Regionalairline Flybe wurde 1979 gegründet. Im Frühjahr 2007 hat die Gesellschaft den Mitbewerber BA Connect von British Airways übernommen. Mittlerweile gehört sie zu den größten Regionalfliegern Europas. Nach eigenen Angaben bestand die Flotte Ende 2008 aus 73 Maschinen, mit denen 65 Destinationen angeflogen wurden. Durch die Wettbewerberübernahme schnellte der Umsatz im Geschäftsjahr 2007/2008 von zuvor 355 auf 536 Millionen Britische Pfund nach oben. Im darauf folgenden Geschäftsjahr kletterte der Umsatz auf 572 Millionen Britische Pfund. Nach Kosten, Zinsen, Abschreibung und Steuern verblieb ein Gewinn von rund vier Millionen Britische Pfund, womit das Ergebnis um 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr einsackte. Für das Geschäftsjahr 2009/2010, das im März endete, liegt offiziell noch kein Geschäftsbericht vor.
HEH hat nach eigener Aussage vertraulich die vorläufigen Ergebnisse vorliegen. Der Initiator teilt auf fondstelegramm-Anfrage aber mit: „Die Flybe Group weist auch im Geschäftsjahr 2009/10 einen Millionengewinn aus und wird damit eine der wenigen profitablen Airlines sein.“ Allerdings ist das Wachstum bei den Passagierzahlen unterbrochen. Denn im vergangenen Jahr betrug die Zahl der Passagiere „nur“ 7,3 Millionen; 2008 waren es noch 7,5 Millionen.
Die Aschewolke nach dem isländischen Vulkanausbruch hat Flybe wie den gesamten britischen Luftraum getroffen. In welchem Ausmaß die Einschränkungen bestanden und letztlich ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist, gab Flybe bislang nicht bekannt. Als nicht börsennotiertes Unternehmen besteht keine Publizitätspflicht. Schätzungen zufolge hat die Aschewolke den Fluggesellschaften im April Umsatzeinbußen von 1,7 Milliarden US-Dollar beschert. Zum Leasingpartner sagt HEH: „Flybe hat durch den Vulkanausbruch auf Island vorübergehende Umsatz- und Ergebnisrückgänge erlitten wie andere Airlines auch, wenngleich in erheblich geringerem Umfang.“

Markt. Von 1970 bis 2007 ist der Regionalflugmarkt gemessen an der Passagierzahl im Durchschnitt jährlich um 11,5 Prozent gewachsen. Am „schwächsten“ viel die signifikante Steigerung im Zeitraum 1995 bis 2005 mit plus 7,8 Prozent pro Jahr aus. 2009 haben die im Low-Cost-Carrier-Verband ELFAA organisierten Fluglinien, zu denen auch Flybe gehört, zusammen um 8,7 Prozent mehr Passagiere transportiert als 2008. Die durchschnittliche Auslastung der Maschinen lag bei 82 Prozent nach 81,5 Prozent im Jahr davor. Zum Vergleich: Die European Regions Airline Association meldete für 2009 einen Passagierrückgang von 4,2 Prozent.
Die beiden Hersteller Bomardier und Embraer ab 2009 ein globales Marktwachstum um die fünf Prozent jährlich aus – allerdings bezogen auf die ebenfalls übliche Kennzahl Passagierkilometer (RPK). Dennoch ist das Auftragsvolumen von Bombardier in der Luftfahrtsparte im Geschäftsjahres 2009/2010, das im Januar endete, deutlich geschrumpft. Es betrug 16,7 Milliarden US-Dollar und lag damit um 29 Prozent unter dem Vorjahresniveau, was der Hersteller in erster Linie mit der Stornierung von Businessjets begründet. Die Auslieferungen ließen um etwa zehn Prozent nach. Beim Wettbewerber Embraer rutschte das Ordervolumen 2009 um 21 Prozent nach unten. Dank des relativ neuen Businessfliegers Phenom erreichten die Auslieferungen jedoch ein Rekordniveau. Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fiel in diesem März verhalten aus, weshalb die zuletzt von den beiden Herstellern publizierten Marktberichte mit Vorsicht zu genießen sind. Bomardier rechnete 2009 mit einem Flottenzuwachs bis 2028 von 5.500 auf dann 17.000 Maschinen mit 20 bis 149 Sitzplätzen. Embraer sah für denselben Zeitraum sogar einen Bedarf von 6.500 Maschinen mit 30 bis 120 Sitzplätzen.

Leasingvertrag. Der im März mit Flybe geschlossene Leasingvertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren ab Flugzeugübergabe, die am 17. März erfolgt ist. Sollte die Gesellschaft die zweijährige Verlängerungsoption nicht ziehen, muss sie eine Abstandszahlung in Höhe des ausstehenden Darlehensbetrages plus einer mit dem Einjahres-Euribor zuzüglich 200 Basispunkte abgezinsten Eigenkapitalkomponenten bezahlen. Die monatliche Leasingrate setzt sich aus dem Festbetrag von 53.386 Euro und einem vom variablen Langfristkreditzins abhängigen US-Dollar-Betrag zusammen. Nach Darlehenstilgung, die bis Juli 2021 erfolgen soll, beträgt die feste Rate 93.200 Euro.

Investition und Finanzierung. Das prospektierte Fondsvolumen beläuft sich auf 15,45 Millionen Euro inklusive Agio. Anleger sollen 7,15 Millionen Euro Kommanditkapital bereitstellen. Das Flugzeug kostet 18,44 Millionen US-Dollar, die am Übernahmetag 13,41 Millionen Euro entsprachen. Damit entspricht der Kaufpreis der 8,4-fachen Jahresleasingrate (erstes volles Jahr ist 2011). Unter Berücksichtigung sämtlicher Erwerbsneben- und Fondsanlaufkosten steigt der Einkaufsfaktor auf 9,7. So gesehen ist dieser Fonds etwas günstiger als der Flybe London aus dem Jahr 2008.

Prognose. Der Initiator nimmt in seiner Kalkulation an, dass Flybe die Verlängerungsoption zieht. Für die Zeit danach hat HEH eine monatliche Leasingrate von 130.000 USD-Dollar (aktuell ca. 105.000 Euro) in der Prognose, die bis Ende 2027 reicht, angesetzt. Mit dem der Kalkulation zugrunde liegenden Wechselkurs von 1,40 US-Dollar je Euro entspricht die Anschlussrate 92.857 Euro. In den Berechnungen wurde durchgehend von Darlehenszinssatz von sechs Prozent angenommen. Das erscheint aus heutiger Sicht vernünftig.

Exit. Ende 2027 soll das Flugzeug für 6,8 Millionen US-Dollar verkauft werden. Angesetzt wurde der von zwei Gutachten ermittelte niedrigere Wert. Weiters ist der steuerfreie Verkauf unterstellt.

Ergebnisprognose. Der Initiator stellt den Anlegern aus dem Verkauf eine Schlussauszahlung von 65,3 Prozent ihrer Einlagen inklusive Agio in Aussicht. Über die geplante Laufzeit sieht der Fonds vor, 203,2 Prozent des Kommanditkapitals inklusive Agio auszuschütten. Dieser Prognose liegt ein persönlicher Steuersatz des Anlegers von 45 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag zugrunde. Die rechnerische Kapitalmehrung nach Steuern beträgt 5,8 Prozent pro Jahr bezogen die Einlage mit Agio (gerechnet April 2010 bis Dezember 2027).

fondstelegramm-Meinung. HEH setzt seine 2008 eingeführte Produktlinie konsequent fort. Die neuralgischen Punkte des Angebots betreffen zum einen das Währungsrisiko ab dem 13. Leasingjahr und beim Verkauf – und zum anderen den Leasingnehmer selbst. Flybe ist zwar schon lange am Markt; Garantien für die Erfüllung aller Verpflichtungen gibt es jedoch nicht. Vor Wirtschaftskrisen und Naturkatastrophen ist niemand gefeit. Die Vorgängerfonds laufen bis jetzt ordentlich.

HEH liefert ein kompaktes Angebot mit Restrisiken.