Beiratsschreiben. Der Beirat des Fonds HGA München hat die Gesellschafter in einem Rundschreiben aufgefordert, ihr Votum für die Einberufung einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung abzugeben. Seiner Überzeugung nach handelt die Fondsgeschäftsführung nicht im Interesse der Anleger, weshalb Handlungsbedarf besteht. Der Zeitpunkt für einen Verkauf der Immobilie, so die Argumentation des Beirats, "ist für die Kommanditisten so günstig wie nie zuvor". Allerdings würde sich die Geschäftsführung unter Jörg-Karsten Hagen gegen einen Verkauf sträuben. Dabei hatte er dem Beirat das Versprechen gegeben, einen Verkauf der Immobilie als gleichwertige Option neben der weiteren Bewirtschaftung zur Abstimmung stellen zu wollen. Davon war in der jüngsten Mitteilung der Fondsgeschäftsführung keine Rede mehr. Entsprechend setzt sich der Beirat dafür ein, auch an der Geschäftsführung vorbei die Möglichkeit zu schaffen, die Anleger über das weitere Geschick ihrer Immobilie entscheiden lassen.

Der Anlegerentscheidung vorgreifen. Vor drei Wochen meldete HGA die erfolgreiche Verlängerung des Mietvertrags mit ASM Assembly Systems. Der Hauptmieter des Objekts hat sich für zehn weitere Jahre verpflichtet. Als nächsten Schritt kündigt die Fondsgeschäftsführung lediglich an, sich um die langfristige Anschlussfinanzierung zu kümmern, womit einer Entscheidung über die Fortführung der Gesellschaft vorgegriffen würde. Das ist jedenfalls die Einschätzung des Beirats, dem Arvid Schulze-Schönberg vorsitzt. Er hatte sich, seit er vor einem Jahr das Amt übernahm, dafür eingesetzt, dass die Immobilie am Markt angeboten werden solle, sobald der Mietvertrag verlängert wurde und dass die Anleger mögliche Optionen zur Abstimmung gestellt bekommen.

Gebühren sichern. Vor dem Hintergrund des aktuellen Marktumfelds macht es durchaus Sinn, Verkaufschancen zu prüfen. Der Fonds läuft bereits seit 15 Jahren und hatte einen bis 2017 angesetzten Prognosezeitraum. Zurzeit könnte möglicherweise ein Exit dargestellt werden, der die Jahre, in denen der Fonds schlechter lief, kompensieren könnte. Dass sich die Fondsgeschäftsführung bisher weigert, in dieser Richtung aktiv zu werden, könnte damit zu tun haben, dass HGA keine neuen Fonds mehr auflegt und für ein Fortbestehen auf Gebühren aus Altfonds angewiesen ist. Die sind zudem vergleichsweise attraktiv, wie Schulze-Schönberg vorrechnet: HGA erhält für die Fondsgeschäftsführung und die Gesellschaftsverwaltung drei Prozent der Nettomiete, knapp 120.000 Euro pro Jahr, auf die Gesellschafter umgelegt wären das rund 235 Euro pro Anleger und Jahr. Für den HGA Fonds Hamburg/Cottbus wurde ein Gutachten eingeholt, das zu dem Ergebnis kam, dass die dort fälligen 1,75 Prozent der Nettomiete bereits unangemessen hoch seien.

fondstelegramm-Meinung. Als im November 2015 der damalige Beirat geschlossen zurücktrat, war die HGA der Auffassung, dass ein Beirat eigentlich überflüssig sei und zweifelte, ob sich überhaupt Kandidaten fänden. Weil dem fondstelegramm das vorgeschoben zu sein schien, fragte es: "Wovor hat die Geschäftsführung Angst?"
Rund 80 Prozent der Anleger stimmten dafür, dass erneut ein Beirat gewählt werden soll. Der erwiest sich jetzt als versiert, zielorientiert und bereit, das Heft in die Hand zu nehmen. Die HGA-Geschäftsführung scheint hingegen das Anlegerinteresse aus den Augen verloren zu haben. Dem fondstelegramm wurde in den vergangenen Tagen mehrfach davon berichtet, dass Anlegeranfragen schnöde abgebügelt wurden und auch die Presseanfrage nach einem Statement zum offensichtlichen Interessenkonflikt wurde nicht beantwortet.