Streit um möglichen Verkauf. Die Stimmung unter den Anlegern im Schiffsfonds Navalia 5 von Ideenkapital ist gereizt. Aus dem Beirat kommt der Wunsch zum Verkauf des Fondsschiffs MT Port Union. Anleger unterstützen das Anliegen. Doch die Geschäftsführung macht sich für eine Weiterbeschäftigung stark. Fondsgeschäftsführer Martin Strothmann halte Daten zurück, handle entgegen der Anlegerinteressen, wolle den fünf Jahre alten Tanker im Fonds halten, weil er an den Bereederungsgebühren verdient, lauten Vorwürfe aus dem Anlegerkreis. Aus dem Unternehmensumfeld ist zudem zu hören, dass Strothmann im März 2009 Ideenkapital verlässt und sich auf seine Tätigkeiten bei Stella Marine Services konzentrieren will.

Interessenskonflikt. Stella Marine Services bereedert die Fondsschiffe von Ideenkapital, so auch beim jüngst gestarteten Navalia 12. Für die Bereederung des MS Port Kelang aus dem Navalia 12 erhält Stella Marine Services während der Festcharter zunächst vier Prozent der eingegangenen Bruttochartereinnahmen, nach der Festcharter sogar 4,5 Prozent – mindestens jedoch 500 US-Dollar pro Tag plus eventuell anfallender Umsatzsteuer. Der Interessenskonflikt ist eklatant: Martin Strothmann sitzt derzeit im Vorstand der Ideenkapital Marine Finance und führt gleichzeitig die Geschäfte der Stella Marine Services und des Fonds Navalia 5.

Schwere Vorwürfe. Der Rechtsanwalt und ehemalige Votum-Sprecher Prof. Dr. Rolf Thiel erhebt gegen die Fondsgeschäftsführung schwere Vorwürfe. In einem Schreiben an den Vorstand und Aufsichtsrat von Ideenkapital wirft Thiel der Geschäftsführung „partiell völlig unzureichende Berichterstattung“, „gezielt und seit längerem vorenthaltene“ Transparenz und Entscheidungsalternativen vor, zudem mangelnde Zusammenarbeit mit dem Beirat. Es werde versucht, eine Veräußerung des Schiffs zu verhindern. Thiel moniert auch Ungereimtheiten im Ergebnisbericht des Fonds, etwa die Vorspiegelung eines „falschen Liquiditätsverlaufs“. „Sollten weiterhin die Übermittlungen der notwendigen Unterlagen ausbleiben, bleibt die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen ausdrücklich vorbehalten“, schließt der Rechtsanwalt sein Schreiben.

Zwischenbericht offenbart Ungereimtheiten. Mittlerweile hat die Fondsgeschäftsführung den Anlegern einen Zwischenbericht zum Navalia 5 vorgelegt. Der Bericht umfasst ein Verkaufsszenario und ein Szenario für den Fall der Weiterführung. Leider hat die Geschäftsführung viele Stellschrauben genutzt, um gegen einen Verkauf und für die Weiterführung des Fonds zu argumentieren. Einige Beispiele: Beim Verkauf unterstellt Strothmann einen Dollarkurs von 1,60 für das Jahr 2008; für den Fall der Weiterführung rechnet er mit einem Dollarkurs von 1,45 ab dem Jahr 2009. Für den Verkaufsfall rechnet Strothmann im Jahr 2008 an laufenden Ausschüttungen lediglich mit der Rückzahlung der Liquiditätsreserve, im Fall des Verbleibs im Fonds kalkuliert er mit elf Prozent an laufenden Ausschüttungen für 2008. In den vier Folgejahren setzt der Geschäftsführer die durchschnittliche Ausschüttung gar bei sagenhaften 16,8 Prozent an.

fondstelegramm-Meinung. Mit Schreiben vom 6. Juni 2008 teilt die Fondsgeschäftsführung mit, dass die prospektierten Ausschüttungen für 2007 „wegen gestiegener Schiffsbetriebskosten, Zinsen und schwachen Dollar-Euro-Kurses“ erst mal ausbleiben. Betriebskosten, Fremdwährung und Zinssätze laufen beim Navalia 5 aus dem Ruder. Über einen möglichen Verkauf nicht ernsthaft nachzudenken, wäre grob fahrlässig und spricht gegen eine ausgewogene Informationspolitik gegenüber den Gesellschaftern, denen das Schiff letztendlich gehört. Die Gegenüberstellung des Verkaufsszenarios mit dem Szenario einer Weiterbeschäftigung bis zum Jahr 2012, wie sie die Fondsgeschäftsführung kommuniziert, ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar.

Der Interessenskonflikt zwischen Ideenkapital und Stella Marine Services auf der einen und den Anlegern auf der anderen Seite verleiht der Argumentation der Navalia-5-Geschäftsführung gegen den Verkauf des Schiffs einen üblen Beigeschmack.