Infrastrukturfonds. Das junge Segment geschlossene Infrastrukturfonds hat bereits seinen ersten Wandel vollzogen. Eroberte Macquarie im Jahr 2006 den Markt im Alleingang, ist den Australiern Konkurrenz erwachsen. Am Markt vertreten sind mittlerweile auch BAC, DB Nexus, Hannover Leasing, HPC, KGAL, Real IS und Wealth Cap. Deren Dachfonds streuen ihr Kapital auf mehrere Zielmärkte, verursachen zum Teil aber hohe Kosten. Die Wahl der Fondspartner spielt eine große Rolle, denn viel hängt vom Spezialwissen und den Investitionschancen der Partner für den Zielfonds ab.

Aussichten. Große Volumina sind bei Infrastrukturinvestments zu bewegen, der Kapitaleinsatz ist entsprechend hoch. Hohe Renditeversprechungen wie bei Opportunityfonds sind bei Infrastrukturfonds kaum zu finden. Sollten geschlossene Immobilienfonds aufgrund der Hypothekenkrise weiter schwächeln, könnten sich Infrastrukturfonds ein Stück vom Kuchen des Beteiligungsmarkts abschneiden. Kurzläufer, die auf Wertsteigerungen setzen, dürften dagegen eher die Ausnahme bleiben.

fondstelegramm: Der Bedarf an Infrastrukturanlagen ist enorm. Lässt sich daraus bereits das entscheidende Argument für ein Engagement privater Investoren ableiten?
Roland Pfeuti: Die Abschätzung des Gesamtmarktvolumens ist das eine. Es darf aus dem enormen Kapitalbedarf nicht der Schluss gezogen werden, dass alle Infrastrukturanlagen letztendlich auch durch kommerziell orientierte Investoren, sei es institutionell oder privat, finanzierbar sind. Einen Großteil dieser Anlagen wird auch künftig die öffentliche Hand finanzieren. Aus Investorensicht geht es letztlich nicht um eine Wachstumsstory, sondern – ähnlich wie bei Immobilien – um eine Anlagestory, also um Investitionen, die langfristig ein vernünftiges Risiko-Ertrags-Profil eröffnen.

fondstelegramm: Welche Arten von Infrastruktur halten Sie für interessant?
Roland Pfeuti: Aus meiner Erfahrung heraus sind Anlagen zu bevorzugen, die eine langfristig gesicherte Ertragsquelle vorweisen, etwa einen langfristigen Abnahmevertrag von Strom, Öl oder Gas mit einem kreditwürdigen Unternehmen. Außerdem lassen sich Anlagen in die engere Wahl ziehen, die für die Parteien und die Betreiber essentiell sind – also keine Prestigeobjekte wie der Eurotunnel. Das Refinanzierungsrisiko sollte gering sein, denn gerade dies ist eine der größten Gefahren mit Anlagen, die in den vergangenen beiden Jahren über Auktionsverfahren auf den Markt kamen. Gerade diese Transaktionen sind in der Regel äußerst aggressiv kreditfinanziert und weisen ein sehr hohes Refinanzierungs- und Zinsrisiko auf.

fondstelegramm: Worin bestehen bei Infrastrukturinvestments die Risiken für die Anleger?
Roland Pfeuti: Wie bei allen Investitionen über lange Zeiträume besteht die Gefahr, dass sich Rahmenbedingungen ändern und deswegen eine Anlage ihren ursprünglich gedachten Zweck und ihre Wirtschaftlichkeit nicht mehr erfüllt. Dazu kommen technische Risiken und natürlich, je nach geografischem Standort, politische und regulatorische Risiken. Das gilt auch in Ländern wie den USA, wo man intuitiv nicht unbedingt damit rechnet. Für den Investor, der direkt oder über Fonds in das Infrastrukturthema investiert, besteht wohl das größte Risiko in der Bewertung der Anlagen.

fondstelegramm: Wie steht es um die Transparenz?
Roland Pfeuti: Was Investmentgesellschaften betrifft, so bin ich der Meinung, dass in den vergangenen Jahren viele Anbieter nicht transparent und teilweise auch nicht ehrlich kommuniziert und berichtet haben. Es wurden kredit- und wachstumsfinanzierte Dividendenrenditen ausgewiesen, die die tatsächlichen Erträge der zugrundeliegenden Investitionen und Anlagen verfälschten. Außerdem wurden viele der Anlagen zu extrem aggressiven Kreditkonditionen finanziert und refinanziert, um kurzfristig stattliche Buchgewinne ausweisen zu können. Ob diese jedoch im Sinne der langfristig ausgerichteten Anleger sein werden, wird sich zeigen. Die Geschichte von Infrastrukturinvestitionen, die in den späten 90er Jahren einen sehr ähnlichen Prozess durchlief, lehrt uns eher das Gegenteil.

Das komplette Interview und hintergründige Artikel zum Thema Infrastruktur bringt die Fondszeitung in ihrer Ausgabe 7-2008.