Zielverfehlung. Anleger des Juragent-Prozesskostenfonds 3 sehen ihre Einlagen als verloren an. Auf der jüngsten Gesellschafterversammlung ihres Fonds teilte Juragent mit, dass nur knapp 17 Millionen Euro Streitwert unter Vertrag stehen. Dabei hieß es im Prospekt: „Die Geschäftsbesorgungsgesellschaft sichert dem Fonds zu, bis zum Ablauf des 31. Dezember 2005 oder zeitnah Streitwerte von insgesamt 300 Millionen Euro oder mehr akquiriert zu haben.“ Noch am 15. Februar 2007 soll Juragent-Vorstandsvorsitzender Mirko Heinen dem Beirat nach dessen Bekunden mitgeteilt haben, dass bis zum 30. Juni 2007 die prospektierten Prozesse mit einem Streitwert von 300 Millionen Euro finanziert werden.

Gesellschafterversammlung. Anleger berichten über die Gesellschafterversammlung der Prozesskostenfonds 2 und 3, dass Geschäftsführung und Mittelverwendungskontrolleur – wie Juragent bestätigt – die Entlastung versagt wurde. Die Kommanditisten hätten gegen die Fondsverwaltung gerichtete Anträge mehrheitlich beschlossen, die Juragent AG habe diese Anträge jedoch abgeschmettert. Fragen seitens der Anleger seien als „dumm“ diskreditiert worden und unbeantwortet geblieben. Seitens Juragent ist nur zu hören, einige Anträge seien unzulässig gewesen, andere hätte die erforderliche Mehrheit nicht gefunden.

Erfolgsquote. Juragent suggeriert für die finanzierten Prozesse nach wie vor eine Erfolgsquote von 70 Prozent. An diese Quote scheint jedoch keiner mehr tatsächlich zu glauben, der sich ernsthaft mit Prozessfinanzierung befasst. Im statistischen Durchschnitt würden um die 55 Prozent der Prozesse gewonnen, heißt es im Unternehmensumfeld von Juragent. Auf dem Gebiet der Prozesskostenfinanzierung gibt es allerdings zu wenig Erfahrung, um verlässliche Aussagen treffen zu können, räumen selbst Beobachter ein, die sich seit Jahren mit Prozessfinanzierung beschäftigen. So ist etwa noch immer nichts über die Art der gewonnen Prozesse bekannt.

Fragwürdige Ausschüttungen. Bislang hat Juragent in allen vier Fonds prospektgemäß ausgezahlt. Da im Fall Prozesskostenfonds 3 kaum Prozesse geführt werden, fragt sich, woher das Geld kommt. „Die sechsprozentige Ausschüttung der Fonds wird von der Juragent AG als Geschäftsbesorgerin gezahlt, solange der Fonds selbst nicht über entsprechende Mittel verfügt“, heißt es bei Juragent. Sobald den Fonds Rückflüsse zugingen, würden die Ausschüttungen aus dem Prozesskostenfonds selbst gezahlt und die vorab von Juragent gezahlten Beträge an die AG zurückerstattet. Sollten die vermeintlichen Ausschüttungen die Anleger darüber hinwegtäuschen, dass die Fonds kein Geld verdienen?

Unversichert. Im Prospekt zum Prozesskostenfonds 3 erwähnt Juragent eine „Spezialversicherung“. Diese Versicherung würde „zur Deckung eines Teils des eigenen Obligo“ in der Regel bei Verfahren Anwendung finden, „bei denen die Geschäftsbesorgungsgesellschaft dies aus sachlichen Gründen für erforderlich hielte“. Der Beirat teilte den Anlegern jedoch mit, es gäbe überhaupt keine Versicherung, die dieses Risiko im Wege der Deckungszusage erfasst.

Streitfragen. Der Ex-Geschäftsführer und Ex-Vorstand von Juragent, Heinz Stöppel, soll nach dem fondstelegramm vorliegenden Informationen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber vorgehen. Ihm sollen aus seiner Tätigkeit nur marginale Beträge zugegangen sein. Juragent liegen nach eigener Aussage keine Informationen zu einem möglichen Rechtsstreit mit Stöppel vor. Stöppel hatte zu Beginn dieses Jahres die Geschäftsführung aller vier Juragent-Fonds niedergelegt. Das regelrechte Stühlerücken bei Juragent fand seinen Höhepunkt im Rücktritt von Professor Hans-Peter Schwintowski, der Ende Februar seinen Aufsichtsratsvorsitz aufgab. Operative Mängel bei Juragent waren auch auf seine Person zurückgeführt worden. Die für Juragent eingerichtete und von Juragent bezahlte Forschungsstelle in Schwintowskis Institut blieb jedoch bestehen.

fondstelegramm-Meinung. Juragent teilt den Anlegern erst eineinhalb Jahre nach Ablauf der Frist mit, dass nicht einmal sechs Prozent des prospektierten Streitwertvolumens zusammengekommen sind – ein inakzeptables Vorgehen. Der Verdacht vorsätzlicher Täuschung drängt sich auf. Der Initiator hat jegliches Vertrauen verspielt. Jetzt droht Juragent eine Prozesswelle, und zwar gegen das eigene Unternehmen. Weitere finanzielle Engagements in dieses Unternehmen sind mit gesundem Menschenverstand nicht mehr zu rechtfertigen. Wer an Juragent-Fonds beteiligt ist, sollte Prospektfehler und eventuelle Fehler beim Fondsvertrieb prüfen.

Die Prozesskostenfonds entpuppen sich als Geldvernichtungsmaschinen.