Klage. 29 Immobilienfonds, die von Wölbern emittiert wurden, haben Anfang vergangenen Jahres gemeinsam Klage gegen die Anwaltskanzlei Bird & Bird erhoben und 130 Millionen Euro Schadenersatz eingefordert. Sie beschuldigen die Kanzlei, das Emissionshaus Wölbern Invest und insbesondere den Geschäftsführer Heinrich Maria Schulte so eng beraten zu haben, dass sie sich einige der Verfehlungen anlasten lassen müssten, wenn nicht sogar durch ihre Beratungsleistung die Veruntreuung von fast 150 Millionen Euro überhaupt erst ermöglichte, für die Schulte – inzwischen rechtskräftig – zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

Widerklage. Bird & Bird ist jetzt offenbar zum Gegenangriff übergegangen. Wie der Anwalts-Nachrichtendienst Juve mitteilt, macht die Kanzlei Bird & Bird ihrerseits geltend, durch die Fondsgesellschaften, durch Paribus, die die Verwaltung eines Großteils der Wölbern-Fonds übernommen hat, und den Insolvenzverwalter Tjark Thies von der Kanzlei Reimer, Schaden erlitten zu haben und fordert zunächst Ersatz in Höhe von fünf Millionen Euro. Durch den Vorwurf, ihre Kanzlei habe Berufspflichten verletzt und vorsätzlich Straftaten Schultes gebilligt, sei ihr wieder gut zu machender Schaden entstanden, argumentiert Bird & Bird. Außerdem seien Schriftsätze der Presse zugeleitet worden, die die "unwahren Behauptungen" weiter verbreitet hätten. Dadurch und durch die daraufhin entgangen Mandate würde weiterhin Schaden entstehen.

fondstelegramm-Meinung. Die Vorstellung, dass ein Klageverfahren, an dem indirekt 30.000 Anleger beteiligt sind, sich unter Verschluss halten ließe, erscheint ziemlich naiv. Zivilprozesse werden in Deutschland öffentlich verhandelt. Unwahre Behauptungen zu verbreiten steht der Presse natürlich schlecht zu Gesicht. Aber zumindest die von Bird & Bird inkriminierten Verlage stehen nicht im Ruf, ihr Geschäftsmodell fuße auf der Verbreitung unwahrer Behauptungen. Juristisch belastbar scheint es nicht, die Presse als Ganzes in Sippenhaft zu nehmen, auch wenn man damit Wahlen gewinnen kann, wie wir kürzlich erlebt haben.