Angebot. Es handelt sich um einen Zweitmarktfonds für Schiffsbeteiligungen mit einem Fondsvolumen inklusive Agio in Höhe von 27 Millionen Euro mit Blindpoolkonzept. Die Fondswährung ist Euro. Anleger können sich mit 20.000 Euro zuzüglich drei Prozent Agio über einen mit dem Initiator verbundenen Treuhänder beteiligen. Es ist vorgesehen, nur Beteiligungen von solchen Schiffsgesellschaften zu erwerben, die zur Tonnagesteuer optiert haben. Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Der Fonds soll am 31. Dezember 2020 enden, vorher sind Beteiligungen nicht kündbar.

Historie. Die erst im Januar dieses Jahres gegründete MCE Schiffskapital AG startet mit zwei nahezu identischen Zweitmarktfonds für Schiffsbeteiligungen. Der Vorstand besteht aus Nikolas Dierkes, vormals Vorstand der Deutschen Zweitmarkt AG, Michael Ruppert, ehemaliger Vertriebsleiter bei Salomon Invest, und Holger Dahm, der Geschäftsführer der Deutschen Fondsresearch und Vorstand der Ship Invest AG war. Die drei Vorstände und die St. Petri Treuhand GmbH halten jeweils ein Viertel der MCE-Aktien. Da wesentliche Managementpositionen der AG von Michael Ruppert besetzt werden, besteht diesbezüglich ein Schlüsselpersonenrisiko.

Investmentstrategie. Der Erwerb von Zweitmarktanteilen soll erst am 1. Januar 2009 beginnen. Konkrete Erwerbsobjekte liegen derzeit noch nicht vor. Verbindliche Investitionskriterien gibt es leider nicht, nur Orientierungsangaben.

Finanzierung. Bis auf einen geringen Darlehensanteil von rund 14 Prozent erfolgt die Finanzierung aus Eigenkapital. Für Zweitmarktfonds sind Darlehen ohnehin nicht angebracht. Für das in acht Jahren zu tilgende Darlehen liegt eine Darlehenszusage des Bankhauses Wölbern & Co. vor. Die Höhe des abrufbaren Darlehensbetrags ist abhängig vom Marktwert des Schiffsportfolios.
In die Investition der Schiffsbeteiligungen gehen rund 86 Prozent der Gesamtinvestitionskosten. 14 Prozent sind Fondsnebenkosten. Das entspricht rund 16 Prozent des Eigenkapitals, etwa drei Prozent mehr als beim MCE 1, und ist vergleichbar mit ähnlichen Fonds.

Verlaufsprognose. Eine Ergebnisprognose gibt es wegen des vorliegenden Blindpools nicht. Nur ein Neuntel des Beteiligungskapitals der Anleger ist ausschüttungsrelevant, die restlichen Anteile fließen in eine Rücklage. Die Gründungsgesellschafter leisten kein Agio und zahlen nicht in die Rücklage ein. Ihrem Anteil in Höhe von rund 1,2 Prozent am Eigenkapital stehen Ausschüttungen in Höhe von 10,6 Prozent gegenüber. Zum Vergleich: Im Zweitmarktfonds von Nordcapital mit gleicher Vergütungsstruktur ist das Verhältnis 2,6 zu 11,9.
Die laufenden Fondsnebenkosten betragen jährlich etwa 170.000 Euro – das sind rund 0,7 Prozent des Eigenkapitals – und liegen auf dem Niveau vergleichbarer Fonds. Unter Einbeziehung der in den zusätzlichen Ausschüttungen an MCE praktisch enthaltenen Gebühren betragen diese insgesamt rund 1,5 Prozent des Eigenkapitals und liegen deutlich über den Ansätzen herkömmlicher Schiffsfonds und über dem Ansatz beispielsweise des aktuellen Zweitmarktfonds von Nordcapital mit derselben Gebührenstruktur. Der MCE-Gebührenersatz ist erfolgsabhängig, dafür aber sehr hoch.
Ein Veräußerungsszenario fehlt. Laut MCE ist lediglich klar, dass die Beteiligungen bis zum Laufzeitende gehalten werden sollen. Offen bleibt, zu welchem kalkulierten Preis der Verkauf geplant ist.

Rückfluss. Für die Zeit ab Einzahlung – frühestens ab 1. Mai 2008 – bis zum 31. Januar 2009 erhalten Anleger ein Gewinnvorab in Höhe von vier Prozent per anno auf das nach Zahlungsplan eingezahlte Kapital.
Die prognostizierte Gesamtausschüttung ist im Prospekt nicht sofort erkennbar. Laut Initiator sollen die Anleger nach zehn Jahren zwischen 160 und 180 Prozent ihres Eigenkapitals erzielen. Sofern, so der Initiator, die Anleger ihr gesamtes Eigenkapital zurückerhalten haben zuzüglich einer kumulierten durchschnittlichen Ausschüttung von acht Prozent per anno, erhält MCE 20 Prozent des darüber hinausgehenden Betrags.

Vertragsgestaltung. Die im Handelsregister einzutragende Haftsumme beträgt zehn Prozent des Zeichnungsbetrags.
Sofern nicht bis Ende dieses Jahres wenigstens rund 9,7 Millionen Euro gezeichnet wurden, kann die Fondsgesellschaft rückabgewickelt werden. In diesem Falle müssten die Anleger das Agio und weitere bis dahin angefallene Vertriebskosten tragen. Da MCE neu am Markt ist, steigt das Rückabwicklungsrisiko.

fondstelegramm-Meinung. Wieder ist mit MCE ein neuer Anbieter am Initiatorenhimmel erschienen. Mit Schiffsbeteiligungen im Zweitmarkt dürfte sich der Vorstand der MCE auskennen. Angesichts der angespannten Marktlage für den Erwerber von Zweitmarktanteilen ist es indes schade, dass es sich um einen reinen Blindpool handelt und dass keine verbindlichen Investitionskriterien das Angebot greifbar machen. Die Verknüpfung von Gebühren an den Erfolg eines Fonds ist gut, allerdings fehlt es hierbei an Transparenz, denn sonst wäre allzu leicht erkennbar, dass an dieser Stelle mehr verdient werden soll als bei herkömmlichen Schiffsfonds, zumal MCE zusätzlich am Gewinn beteiligt ist. Die bei einer Rückabwicklung beabsichtigte Weitergabe entstandener Vertriebskosten an die Anleger macht den Fonds nicht attraktiver.

Die Risiken in diesem Fonds überwiegen gegenüber den Chancen.