Angebot. Ein MPC-Fonds und ein HCI-Fonds beteiligen sich mittelbar an einer noch zu bauenden Plattform zur Erkundung neuer Öl- und Gasvorkommen im Meer (Oil Rig). Beide Fonds haben ein Fondsvolumen inklusive Agio von jeweils rund 110 Millionen US-Dollar. HCI und MPC übernehmen jeweils für ihren Fonds zum 31. März 2009 eine Platzierungsgarantie. Mit mindestens 15.000 US-Dollar zuzüglich fünf Prozent Agio können sich Anleger an einem der beiden nahezu identischen Fonds beteiligen. Eine ordentliche Kündigung der Beteiligung ist frühestens am 31. Dezember 2024 möglich.

Zielmarkt. Von der weltweit aus 626 Rigs bestehenden Flotte sind auf Grund der möglichen Bohrtiefe nur 49 mit dem Fonds-Rig vergleichbare Semi-Subs und Drillships. Diese haben ein durchschnittliches Alter von 14 Jahren, zwölf sind 30 Jahre oder älter. Bis 2011 werden 36 vergleichbare Semi-Subs und 25 Drill-Ships mit ähnlicher möglicher Bohrtiefe gebaut. ODS-Petrodata geht zumindest für die nächsten fünf Jahre von einem Nachfrageüberhang nach Semi-Subs und Drill-Ships aus.

Beteiligungsstruktur. MPC-Fonds, HCI-Fonds und Beteiligungsgesellschaft haben eine gemeinschaftliche Geschäftsführung. Beide Fondsgesellschaften übernehmen jeweils 50 Prozent der Beteiligungsgesellschaft Deepsea Oil Explorer mbH & Co. KG. Diese ist zu jeweils 47 Prozent wirtschaftlicher Anteilseigner am Plattform-Eigentümer Delba Drilling International Coöperatie U.A. (53 Prozent übernimmt Delba Perfuradora International S.A aus Uruguay) und an der Servicegesellschaft des Eigentümers, der Delbras Drilling Services B.V. (53 Prozent übernimmt Delbras Servicos de Perfuracao Ltda. aus Brasilien). Folglich ist jede Fondsgesellschaft für sich nur mit 23,5 Prozent am Oil-Rig-Eigentümer wirtschaftlich beteiligt. Rechtlicher Eigentümer ist allein die Coöperatie.

Fondspartner. Bauvertragspartner ist die 1969 gegründete Single Buoy Moorings Inc. aus der Schweiz (SBM). SBM bedient sich dabei der 1981 gegründeten Werft Gulf Piping Company W.L.L. (GPC), Abu Dhabi. Die Bauaufsicht übernehmen das 1979 gegründete Ingenieurunternehmen Atlantia Offshore Limited, Houston, das seit 2001 zu SBM gehört und die amerikanische Klassifikationsgesellschaft America Bureau of Shipping.
Charterer ist für sieben Jahre die seit 1953 existente Petróleo Brasileiro S.A (Petrobras). 32,2 Prozent des Kapitals und 55,7 Prozent der Stimmrechte hält Brasilien. Nach Prospektangaben handelt es sich um das sechst größte Ölunternehmen der Welt, bewertet mit BBB minus laut Standard & Poor´s Ende 2007.
Betreiber der Erkundungsplattform ist die für dieses Projekt eingerichtete Delbras Servicos de Perfuracao (Delbras Ltda.), eine Kooperation zwischen der Brasilianischen Comercial Perfuradora Delba Baiana Ltda. (CPDB) und Interoil Representaco Ltda. Die Delba-Gruppe wurde 1975 gegründet.

Erkundungsplattform. Zwischen Delba Perfuradora International S.A. und SBM wurde am 29. Dezember 2006 ein Bauvertrag über die schlüsselfertige Herstellung eines Oil-Rigs zum Festpreis von rund 439 Millionen US-Dollar (ohne Erstausrüstung) geschlossen. Das Analysehaus ODS-Petrodata hat das Oil Rig einschließlich Erstausrüstung für den August 2010 mit 650 Millionen US-Dollar bewertet.
Das Rig TDS 2500 gehört zu den Ultra Deepwater Rigs. Die Plattform soll als letzte einer Dreierserie gebaut und im Juni 2010 an die Eigentümergesellschaft übergeben werden. Bis dahin müssen die bislang noch nicht vorhandenen Betriebsgenehmigungen vorliegen. MPC gibt an, dass der Bau bislang planmäßig verläuft und etwa ein Drittel der Plattform bereits fertiggestellt ist.

Finanzierung. Nur 74,2 Prozent des jeweiligen Fondsvolumens inklusive Agio fließen in die Beteiligungsgesellschaft, 0,6 Prozent in eine Liquiditätsreserve und 25,2 Prozent sind Fondsnebenkosten – das ist viel. Die Finanzierung der Fonds und der Beteiligungsgesellschaft erfolgen aus Eigenkapital.
MPC hat bei der Westdeutschen Landesbank für die Beteiligungsgesellschaft ein Zwischenfinanzierungsdarlehen über 135 Millionen US-Dollar aufgenommen. Bezogen auf Eigentümergesellschaften, Beteiligungs- und Fondsgesellschaften werden nur 76,2 Prozent der Gesamtinvestitionskosten inklusive Agio für Anschaffungs- und Anschaffungsnebenkosten ausgegeben, 1,1 Prozent bilden eine Reserve, 12,2 Prozent sind Finanzierungskosten, 1,6 Prozent werden für Versicherungen, Gründungs- und Beratungskosten des Eigentümers verwendet, 8,9 Prozent sind Nebenkosten der Fonds und Beteiligungsgesellschaft, ein verschwindend geringer Anteil dient einer 47-prozentigen Beteiligung an Delbras B.V. Die Finanzierung erfolgt nur zu 32 Prozent aus Eigenkapital und zu 68 Prozent aus Darlehen.

Verlaufsprognose. Die Einnahmen der Eigentümer, Servicegesellschaft, Manager für die ersten sieben Betriebsjahre betragen 317.500 US-Dollar pro Tag (190.500 Charterrate, 127.000 Servicerate, letztere wird in Brasilianischer Real gezahlt). Laut ODS-Petrodata sind die Charterraten seit Anfang 2005 kontinuierlich und drastisch gestiegen. Während in den Jahren 1996 bis Mitte 2004 die Charterraten für Ultra-Deepwater Semi-Subs zwischen rund 100.000 und 200.000 US-Dollar lagen, stiegen sie 2006 bis rund 400.000 und 2007 bis auf 500.000 US-Dollar pro Tag an. Nach Rigzone lagen die Tages-Charterraten für alle Semi-Subs von 1996 bis Ende 2005 bei durchschnittlich etwa 106.000 US-Dollar, in den Jahren 2006/2007/2008 bei rund 157.000/224.000/298.000 US-Dollar. Nach Ablauf der Siebenjahres-Charter im Jahr 2017 kann der Eigentümer mit Petrobas den Chartervertrag zu aktuellen Raten für erneut sieben Jahre abschließen. Die Zinsen des Hypothekendarlehens wurden für zehn Jahre mit einem Zinssatz von 7,4 Prozent gesichert. Danach wurde mit 8,5 Prozent Zinsen kalkuliert. Während der Erstcharter sollen laut Prognose 65 Prozent des Hypothekendarlehens getilgt sein.

Verkauf. Sofern die Beteiligungsgesellschaft nach sieben Jahren das Oil-Rig am Markt verkaufen wollte, müsste Delba S.A. zustimmen. Deren Zustimmung ist zu diesem Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich, da sie bislang nicht genug am Rig verdient hat. In diesem Fall kann die Beteiligungsgesellschaft die Anteile an der Coöperatie für 377,6 Millionen US-Dollar Delba S.A. anbieten, die auch die noch valutierenden Darlehensanteile übernehmen müsste. In diesem Falle würden die Anleger laut MPC einschließlich bisheriger laufender Erträge rund 225 Prozent ihres Eigenkapitals erhalten. Lehnt Delba S.A. die Anteile ab, so gilt die Zustimmung zum weiteren Verkauf als erteilt. Später bedürfen Veräußerungen nur dann nicht der Zustimmung von Delba S.A., wenn der Verkauf an ein Tochterunternehmen der Beteiligungsgesellschaft erfolgen würde, was relativ unwahrscheinlich sein dürfte. Nach 14 Betriebsjahren wurde die Veräußerung des Oil Rigs oder der Anteile an der Eigentümergesellschaft zu 60 Prozent der Anschaffungskosten einschließlich Anschaffungsnebenkosten angenommen, dies wurde aus dem linearen Wertverlust abgeleitet. Die Oil-Rig-Veräußerung wäre übrigens steuerpflichtig, kalkuliert wurde eine steuerfreie Anteilsveräußerung.

Rückfluss. Sofern die ab 2008 jährlich erzielten IRR-Renditen für die Anleger zehn Prozent vor Steuern, das entspricht etwa acht Prozent nach Steuern – bezogen auf das Eigenkapital zuzüglich Agio – erreicht haben, erhalten MPC beziehungsweise HCI bei einem Verkauf einen Vorabgewinn in Höhe von 12,5 Prozent des Betrags, der den Wert übersteigt, der für die Erreichung einer zehnprozentigen IRR-Rendite erforderlich wäre. Die Gesamtausschüttung aus den laufenden Einnahmen während der rund 17-jährigen Fondslaufzeit wurde mit 138 Prozent des Eigenkapitals ohne Agio nach Steuern prognostiziert. Aus der Veräußerung im Jahr 2024 wurden weitere 139 Prozent vorgesehen.

Steuerliche Behandlung. Die Fondsgesellschaften und die Beteiligungsgesellschaft sind vermögensverwaltend konzipiert. Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen, die ab dem 1. Januar 2009 der Abgeltungssteuer unterliegen. Wird die Plattform in Brasilien rechtlich nicht als Schiff angesehen, könnte Quellensteuer fällig werden. In Brasilien ist dieser Fall derzeit rechtsanhängig. Sollte die Bohrinsel selbst und nicht die Anteile an der Eigentümergesellschaft verkauft werden, wären in den Niederlanden 25,5 Prozent Körperschaftsteuer zu zahlen.

fondstelegramm-Meinung. Das erste Projekt, bei dem MPC und HCI quasi in einem Boot sitzen, ist kein einfaches. Es wird von anspruchsvollen Strukturen, zahlreichen Partnern und Verträgen bestimmt und ist im volatilen Ölgeschäft und Offshore-Markt angesiedelt. Komplizierte Strukturen und Sachverhalte spiegeln sich in einer geringen Investitionsquote wider. Bis auf rund zwölf Millionen US-Dollar scheint der Preis für das Oil-Rig vertraglich festgeschrieben und der Baufortschritt planmäßig. Die Beschäftigung der modernen Tiefsee-Erkundungsplattform mit einem erfahrenen Charterer ist für sieben Jahre gesichert, für zehn Jahre die Zinsen des Hypothekendarlehens. Ob die Charterraten ihr derzeitiges Hoch langfristig halten können und somit die kalkulierte Anschlusscharter tatsächlich erzielt wird und ob die wachsende Rig-Flotte mit vergleichbaren Bohrtiefen dauerhaft beschäftigt werden kann, ist eine Glaubensfrage an die Entwicklung der Ölpreise. Der Verkauf des Rigs wird angesichts der rechtlichen Verhältnisse kein einfacher Akt.

Vom Risikoprofil her ist dieser Fonds ganz oben anzusiedeln.