Fonds. Bluewater Capital hat 2007 das Schwergutschiff MS Bluewater Finesse vertrieben und gut fünf Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt. Im Zuge der Insolvenz der Beluga Shipping, mit der ursprünglich ein Chartervertrag über sieben Jahre für dieses Schiff abgeschlossen wurde, ist das Schiff in die Bereederung der Peter Döhle Schiffahrts-KG gekommen, die zugleich auch Manager des MPP-Pools ist, der 2011 unmittelbar nach der Beluga-Pleite gegründet wurde und in dem das Schiff seither – allerdings nicht auskömmlich – fährt.

Nachschießen oder verkaufen. Mitte Februar konfrontierte die HCI Treuhand Service als "Servicedienstleister der Bluewater Treuhand" die Anleger der Finesse damit, dass die finanzierende Bank einen Gesellschafterbeitrag in Höhe von 3 Millionen Euro erwartet, um einen weiteren Schiffsbetrieb zu ermöglichen. Als Alternative dazu stellt die Fondsgeschäftsführung den Verkauf des Schiffes zur Abstimmung, und sieht Chancen, auf diesem Wege eine Insolvenz der Fondsgesellschaft zu verhindern.

Die Forderung der Bank und der Alternativvorschlag der Geschäftsführung. Zwar habe sie, lässt die Geschäftsführung des Fonds über die HCI Service Treuhand mitteilen, Gespräche mit der finanzierenden Bank geführt, weil aber in den Jahren 2013 und 2014 der Kapitaldienst nicht wie vereinbart erbracht werden konnte, fordert die Bank einen Gesellschafterbeitrag in Höhe von 3 Millionen Euro, das sind rund 55 Prozent des Gesellschafterkapitals, als Voraussetzung, die Schiffsgesellschaft weiter zu unterstützen. Das Zugeständnis an die Bank soll den Kapitaldienst und den Schiffsbetrieb für 2015 sicherstellen und die Differenz zwischen dem aktuellen Restdarlehen in Höhe von 17,5 Millionen US-Dollar und dem von der Fondsgeschäftsführung geschätzten gegenwärtigen Marktwert von 10 bis 11 Millionen US-Dollar verkleinern. Der Betrag würde auch auf die in den vergangenen zwei Jahren aufgelaufenen Tilgungsverpflichtungen in Höhe von 2,7 Millionen US-Dollar angerechnet. Weil während der Fondslaufzeit bisher lediglich 7 Prozent an die Gesellschafter ausgeschüttet wurden, würde es sich nicht allein um eine Zurückführung erhaltener Zahlungen handeln, sondern wesentlich um eine Kapitalerhöhung. Weil aber auch mit diesem Beitrag das Ende 2017 auslaufende Darlehen nicht zurückgeführt werden könne, rät die Geschäftsführung davon ab, sich an dem von der Bank geforderten Nachschuss zu beteiligen. Stattdessen schlägt die Geschäftsführung den Gesellschaftern vor, einen Beschluss zu fassen, der die Geschäftsführung zu einem freihändigen Verkauf des Schiffes ermächtigt unter der Bedingung, dass die Gesellschaft daraufhin liquidiert werden könne, ohne dass eine Insolvenz angemeldet werden müsste.

Widerstand. Während die Treuhandgesellschaft die Vermeidung eines Insolvenzverfahrens als Kosten sparende Alternative zu dem 3 Millionen schweren Nachschuss darstellt, der lediglich der Befriedigung der Bankeninteressen dienen würde, regt sich auch gegen den Beschluss zu einem freihändigen Verkauf des Schiffs Widerstand. Fondsgesellschafter Dietrich Dubral schreibt an seine Mitgesellschafter, dass er hinter dem anberaumten Verkaufsbeschluss lediglich die Fortsetzung bisheriger Maßnahmen sieht, Peter Döhles Marktmacht auszubauen. Er hege den Verdacht, "dass die vordergründig desolate Lage von diversen Schiffsgesellschaften für eigene Zwecke ausgenutzt wird. Mit anderen Worten: Es wird nach Wegen gesucht, um sich der Altanleger ohne großen Aufwand zu entledigen."

Beweggrund Marktmacht. Döhle, so Dubrals Einschätzung in seinem Brief an die Mitgesellschafter weiter, habe nach der Beluga-Pleite seine Chance für einen Markteintritt in die Schwergutschifffahrt gesehen. Unmittelbar nach der Beluga-Pleite gründete er den MPP-Pool, habe Schwergutschiffe unter seine Kontrolle gebracht, neben der Finesse und neun Schwesterschiffen noch weitere acht Schwergutschiffe aus dem Beluga-Umfeld. "Zur Eroberung von Marktanteilen wurden Frachtraten unter dem Marktniveau angeboten." Es sei darum gegangen, sich gegen Mitstreiter zu behaupten und Marktanteile zu sichern, denn beispielsweise auch die Hansa Heavy Lift, eine Oaktree-Gründung in die einige der insolventen Beluga-Schiffe eingebracht wurden, tummelt sich in diesem Segment. "Offensichtlich wurde der MPP-Pool genutzt, um Frachtaufträge unter Marktniveau zu ergattern", vermutet Dubral.

Die Anleger setzen sich durch. Weil für Dubral auch der Aufruf der Geschäftsführung, in einem schriftlichen Umlaufverfahren für einen Verkauf des Schiffes zu stimmen, in dieses Konzept passt, rief er dazu auf, schon dem Verfahren der schriftlichen Beschlussfassung zu widersprechen.
Dem Aufruf folgten offenbar mehr als 25 Prozent der Stimmen der Gesellschafter, so dass die Treuhänderin zu einer Präsenzveranstaltung einladen musste. Diese fand nun am vergangenen Freitag, den 27. März statt. Mit 52 Prozent der Stimmen wurde der Beschluss zu einem "insolvenzfreien Verkauf" des MS Finesse abgelehnt.

Wie geht es nun weiter? Die Gefahr besteht, dass die finanzierende Bank angesichts des Gesellschafterbeschlusses unmittelbar die Kreditsumme fällig stellt und damit die Geschäftsführung drängt, einen Insolvenzantrag zu stellen. Jedoch hätte sie dazu im Prinzip auch schon in den vergangenen Jahren hinreichend Anlass gefunden, so dass die Überlegung, erneut mit einem Sanierungskonzept – nur eben von dritter Seite nicht von Seiten der Geschäftsführung oder der Peter Döhle Schiffahrts-KG, an die Bank heranzutreten, nicht gänzlich abwegig ist. Mitgesellschafter und Rechtsanwalt Dietmar Nolting hat auf der Versammlung am Freitag angeregt, diesen Weg zu versuchen und sich angeboten, ihn soweit ihm möglich aus juristischer Sicht zu begleiten.

fondstelegramm-Meinung. Der Gesellschafterbeitrag in Höhe von 3 Millionen Euro, hätte anders als bei häufig schon gesehenen Rettungskonzepten einen tatsächlichen Nachschuss im Wege einer Kapitalerhöhung bedeutet. Das Argument, das sonst oft ins Feld geführt wurde, dass die Gesellschafter haftungsbefreiend ihre schon erhaltenen Ausschüttungen wieder einlegen sollen, um mit dem Geld, das der Insolvenzverwalter dann ohnehin eingefordert hätte, lieber eine Sanierung zu finanzieren, das Argument kann hier also nicht herangezogen werden. Der Gesellschafterbeitrag hätte allein der Bank genutzt. Warum die Treuhänderin den Vorschlag der Bank anbringt, um ihn dann selber zu verwerfen, ist nicht ersichtlich. Es drängt sich aber der Verdacht auf, dass sie ihn als Drohkulisse in den Raum gestellt hat, um einen Verkauf des Schiffes zu ermöglichen, ohne dass ein Insolvenzverwalter seiner Pflicht nachkommen kann, einen maximalen Erlös zu erzielen. Weil sich insofern aus Anlegersicht kein Unterschied zu einer geordneten Insolvenz erkennen lässt, hat die Geschäftsführung einen eher symbolischen Abfindungsbetrag in Höhe von 50.000 Euro insgesamt, das ist weniger als ein Prozent des Eigenkapitals, in Aussicht gestellt. Es könnte durchaus sein, dass Döhle längst in eigener Sache mit der finanzierenden Bank über eine Umschuldung eines ganzen Schiffe-Pakets verhandelt. Das hätte für die Bank den Vorteil einer möglichen Verlustreduzierung. Döhle hingegen würde möglicherweise direkt oder indirekt das Schiff günstig erwerben und Anleger Dietrich Dubral wäre bestätigt mit seiner Vermutung, dass es dabei vor allem darum geht "sich der Altanleger zu entledigen". Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens tauchte vergangenes Jahr das insolvente Fondsschiff MS Fortitude aus der Beluga F-Serie, zu der auch die Finesse gehört, in der Gesellschaft MS "Claudia" auf. Eigentümer: Döhle und HCI, keine Anleger mehr.