Bulkerfonds. Nordcapital ist derzeit mit der Bulkerflotte 1 am Markt. Das Fondsvolumen beläuft sich auf 657 Millionen US-Dollar. Das Fondsvolumen besteht zu 62 Prozent aus Fremdkapital, ein Viertel des Darlehens valutiert in japanischen Yen. Über die Laufzeit von 18 Jahren prognostiziert Nordcapital eine Gesamtausschüttung von 229 Prozent. Der Flottenfonds umfasst zwölf 55.783-tdw-Bulker. Die koreanische Hyundai Mipo Dockyard soll die Frachter zwischen Juli 2009 und Oktober 2011 abliefern.

Marktrisiken. Der Bulkermarkt ist überhitzt. Marktteilnehmer sprechen von einer Blase, die zu Platzen droht. Dennoch kommen weiterhin im großen Stil Bulkerfonds auf den Beteiligungsmarkt. Für jeden Fonds ist zu prüfen, inwiefern Emissionshäuser an Prognosestellschrauben wie Schiffsbetriebskosten, Anschlusscharter und Verkaufserlös drehen, um noch ansprechende Renditen zu prospektieren (siehe fondstelegramm vom 17. Juli 2008).

Reeder. Vertragsreeder ER Schiffahrt gehört seit diesem Jahr nicht mehr zur Nordcapital-Gruppe, arbeitet mit dem Initiator aber immer noch eng zusammen. Die Bereederungsgebühr von fünf Prozent der Brutto-Chartereinnahmen liegt deutlich über dem Marktdurchschnitt. Sollte der Fonds Marktchancen nutzen wollen und das Schiff nach weniger als zehn Jahren Laufzeit veräußern wollen, kassiert ER Schiffahrt ab: Der Vertragsreeder würde pro verbleibendes Jahr 150.000 US-Dollar zuzüglich Umsatzsteuer als „Ausgleichszahlung“ für sich beanspruchen.

Charter. Vier Schiffe sind an Hanjin Shipping und acht an Korea Line für jeweils fünf Jahre nach Ablieferung verchartert. Die Bruttocharterraten liegen zwischen 23.500 und 25.500 US-Dollar. Die Anschlusscharter kalkuliert Nordcapital mit äußerst hoch angesetzten 22.000 US-Dollar pro Tag.

Weitere Risiken. Der Verkaufserlös aller Schiffe nach 18 Jahren ist mit 35 Prozent der Anschaffungskosten optimistisch kalkuliert. Bei konservativer Herangehensweise basiert die Restwertkalkulation auf einem linearen Wertverzehr und einer Lebensdauer von 25 Jahren. Vor diesem Hintergrund erscheinen 28 Prozent angemessen. Die prospektierte jährliche Kostensteigerung fällt mit drei Prozent ab dem 2010 und 2,5 Prozent ab 2014 eher niedrig aus. Es besteht die Gefahr, dass manche Schiffe später abgeliefert werden als vorgesehen – dieses Risiko wächst mit der Zahl abzuliefernder Frachter.

fondstelegramm-Meinung. Die Probleme des Fonds beginnen schon bei der Kommunikation des Initiators. Die Deutsche Bank vertreibt die Bulkerflotte 1 exklusiv. Nordcapital rührt für das Produkt kräftig die Werbetrommel, weigert sich jedoch, den Prospekt an interessierte Medienvertreter herauszugeben. „Mit Rücksicht auf unseren Exklusiv-Partner können wir den Prospekt im Moment nicht versenden“, lautet die nicht nachvollziehbare Begründung.

Wollte Nordcapital vielleicht deshalb die Prospekte an Journalisten und Analysten herausgeben, um sich einer kritischen Besprechung zu entziehen? Als VGF-Mitglied gibt Nordcapital bei der Bulkerflotte 1 eine schlechte Figur ab.