Die Schiffe. Die drei Containerschiffe wurden 2004 gebaut und jeweils in Fondsgesellschaften eingebracht. Mit rund 7.500 TEU gehörten sie damals zu den größten bis dahin gebauten Containerschiffen. Sie waren jeweils für 10 Jahre an COSCO verchartert. Dennoch flossen bis heute lediglich zwischen 32 und 44 Prozent an die Anleger zurück.

Liquiditätssicherungskonzept. Weil nach Ablauf der 10-Jahres-Festcharter die Krise inzwischen auch bei den vergleichsweise großen Schiffen längst zugeschlagen hat, gerieten sie immer mehr in Schwierigkeiten, ihren Kapitaldienst noch zu erbringen. Die Banken wurden entsprechend unruhig und forderten einen Gesellschafterbeitrag, bevor sie weiteren Tilgungsstundungen zustimmen könnten. Im Herbst vergangenen Jahres wurde ein Liquiditätssicherungskonzept (LSK) erarbeitet, das einen Gesellschafterbeitrag in Form von Darlehen vorsah und einen Vorratsbeschluss zum unlimitierten Verkauf der Schiffe für den Fall, dass das LSK scheitert. Damals ging die Geschäftsführung noch von einem erzielbaren Verkaufspreis in Höhe von rund 15 Millionen US-Dollar für die Schiffe aus. Mit dem LSK sollte ein Schiffsbetrieb bis mindestens Ende 2018 sichergestellt werden. Bis Februar 2017 kamen jedoch lediglich zwischen 7 und 13 Prozent der benötigten Darlehenssumme zusammen, so dass Nordcapital das LSK für gescheitert erklärte.

Drohende Rückforderungen. Damit drohte den Gesellschaften der Fonds, was das LSK abwenden sollte: Die Insolvenz. Und weil der Erlös aus einer Zwangsverwertung der Schiffe die Verbindlichkeiten der Fondsgesellschaften gegenüber den finanzierenden Banken nicht decken würde, müsste der Insolvenzverwalter die bereits geleisteten Auszahlungen wieder zurückfordern.

Kaufangebote angenommen. Verkaufsbemühungen waren ohne Erfolg geblieben, und insbesondere die rund 15 Millionen US-Dollar je Schiff, die Nordcapital noch im Herbst 2016 den Berechnungen für das LSK zugrunde legte, erwiesen sich als nicht erzielbar. "Nachdem kein weiteres Kaufinteresse anderer Käufer erkennbar war", teilt die Treuhandgesellschaft den Gesellschaftern nun mit, die Geschäftsführung der Fonds habe Kaufangebote der E.R. Capital Holding, der Muttergesellschaft der Nordcapital-Firmen, angenommen: 13,3 Millionen US-Dollar für E.R. Shenzhen, 12,3 Millionen für E.R. Seattle und 12,1 Millionen US-Dollar für E.R. Long Beach. Bei dem Referenz-Deal, den Nordcapital für ein baugleiches, aber ein Jahr jüngeres Schiff angibt, dürfte es sich um das MS Conti Baltimore handeln. Es ist im Februar für 11,85 Millionen US-Dollar an Sinokor verkauft worden.

fondstelegramm-Meinung. Durch den Erwerb der drei Schiffe durch die Nordcapital-Muttergesellschaft, wird die Insolvenz der Fondsgesellschaften und damit auch die drohende Rückforderung bisheriger Auszahlungen zwar abgewendet, darüber hinaus wird für die Anleger aber nichts übrig bleiben. Die Insolvenz von Hanjin hat den Secondhand-Markt auch für große Schiffe vollends platt gemacht. Einstweilen. Wäre die E.R. Capital Holding nicht davon überzeugt, dass der Markt wieder dreht und die Schiffe ins Geld fahren, dann hätte sie den Deal wahrscheinlich nicht gemacht.

Vor 12 Jahren traf Nordcapital die damals richtige Entscheidung, auf die größten aller Schiffe zu setzen. Jetzt nimmt sie die Muttergesellschaft zu Preisen kaum überm Schrottwert auf die eigenen Bücher. Aus Sicht der E.R. Capital Holding dürfte das ebenfalls wieder eine richtige Entscheidung sein.