Hamburg Trust erweitert seinen Gesellschafterkreis: die amerikanische Immobilien-Private-Equity- und Anlageberatungsgesellschaft Colony Capital wird zukünftig 50 Prozent der Anteile an Hamburg Trust halten. Der Einstieg erfolgte über eine Kapital- und Rücklagenerhöhung. Bisheriger Alleingesellschafter war die HTH Hamburg Trust Holding GmbH mit Sitz in Berlin. Wir haben dazu mit Geschäftsführer Dirk Hasselbring gesprochen.

Der Einstieg eines US-Investors bei einem deutschen Initiator ist nichts Neues. Wie erklären Sie sich dieses anhaltende Interesse seitens der US Investoren?
Dirk Hasselbring: Zunächst einmal ist der hiesige Immobilienmarkt an sich für US-Investoren interessant, und das nicht erst seit gestern. Die Gründe liegen in Deutschlands wirtschaftlicher Prosperität gepaart mit einer hohen Stabilität des Immobilienmarktes und dem historischen Zinstief. Anders als vor der Finanzkrise suchen die Investoren heute allerdings nicht den schnellen Deal, sondern wollen nachhaltig in Substanzwerte investieren. Um dies effizient und risikodiversifiziert zu realisieren, geht Colony Capital den Weg über den strategischen Ausbau einer Assetmanagement-Plattform.

Welche Gründe sprechen aus Sicht von Hamburg Trust dafür den neuen Gesellschafter aufzunehmen? Schließlich sind damit oft Neuausrichtungen, Veränderungen und Renditedruck verbunden.
Dirk Hasselbring: Mit Colony Capital bestand von Anfang an Übereinstimmung in der strategischen Ausrichtung von Hamburg Trust – sowohl auf der Investmentseite als auch was die Fokussierung auf das institutionelle Geschäft betrifft. Insofern gibt es auch keine Neuausrichtung oder gravierenden Veränderungen.

Was Colony Capital für uns in erster Linie interessant macht, ist, dass sie Hamburg Trust auf der vorhandenen Basis gemeinsam mit uns weiterentwickeln und das Geschäft langfristig ausbauen wollen. So kann sich Colony beispielsweise vorstellen, künftig bei Startinvestments von Immobilienportfolios als Brückenfinanzierer zu agieren, was uns sowohl bei der Projektakquise als auch im Fundraising bei institutionellen Investoren helfen wird. Natürlich verfolgt Colony mit seinem Engagement Renditeziele. Diese gehen jedoch mit unserer Strategie konform.

Wie ändert sich damit die Struktur bei Hamburg Trust?
Dirk Hasselbring: Der Aufsichtsrat wurde um drei neue Mitglieder von Colony Capital verdoppelt. Zudem werden künftig wichtige Investitionsentscheidungen gemeinsam mit Colony getroffen. Die Struktur von Hamburg Trust bleibt jedoch unverändert.

Sehen wir jetzt neue Märkte und Assetklassen? Oder bleiben Sie der Immobilie treu?
Dirk Hasselbring: Wir bleiben der Immobilie treu und konzentrieren uns weiterhin auf Deutschland. Hier haben wir eine sehr gute Marktposition, die wir in den kommenden Jahren signifikant ausbauen wollen. Mehr als bislang werden wir jedoch in Portfolien investieren statt wie bisher hauptsächlich in Einzelobjekte, und auch was die Anlagevehikel betrifft, sind wir offener. Ich denke da insbesondere an den geschlossenen Spezial-AIF, welcher dem von vielen institutionellen Investoren favorisierten Club Deal am nächsten kommt.

Wie ist der Stiftungsfonds Hamburg Trust Fleet Office angelaufen? Welchen USP hat der Fonds für Stiftungen?
Dirk Hasselbring: Wir sind mit der ersten Resonanz sehr zufrieden. Was ihn für Stiftungen interessant macht, sind zunächst einmal die sehr gute Lage der Immobilie und der bonitätsstarke, stiftungskompatible Mieter Verwaltungs-Berufsgenossenschaft. Das schafft Stabilität im Cashflow und kommt dem Kapitalerhaltungsgebot von Stiftungen sehr entgegen.

Außerdem gehen wir im Reporting weiter als der Wettbewerb. So werden wir in den Jahresberichten der Fondsgesellschaft neben dem Nettoinventarwert auch den von der KVG ermittelten korrespondierenden Discounted-Cashflow-Wert darstellen. Dieser auch international üblichere Wert ist unseres Erachtens für die Beurteilung des Kapitalerhalts besser geeignet, weil er nicht auf historisch beobachteten marktüblichen Erträgen basiert, sondern auf den prognostizierten Zahlungsreihen an die Anleger. Gemessen an den tatsächlichen Zukunftserwartungen ist er somit präziser, und wir unterstützen die Stiftungen in ihren Prüfungs- und Dokumentationspflichten umfassender.