Exit. Der Windenergie-Fonds IV des Initiators Sachsenfonds hat seinen unrentablen Windpark „Thüle“ verkauft. Die Anleger erhalten laut aktueller Information des Managements Ende September eine erste Abschlagszahlung auf den Liquidationserlös in Höhe von 45 Prozent. Käufer ist eine Gesellschaft von Energiekontor, die für den Windpark 6,3 Millionen Euro gezahlt hat. Der Verkauf erfolgte auf Druck der finanzierenden Bank wegen der schlechten Performance des Windparks. Die Fondsgesellschaft war permanent knapp bei Kasse. Ende April 2015 hieß es dazu: „Im Falle des Weiterbetriebes ist es ungewiss, ob die Kontokorrentlinie in Höhe von 700.000 Euro von der Bank über den 30.06.2015 hinaus noch einmal verlängert wird.“

Investment. Der Windpark „Thüle“ befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Friesoythe in Niedersachsen und besteht aus sieben Windenergieanlagen vom Typ Vestas V80-2.0 mit jeweils zwei Megawatt Nennleistung. Die Inbetriebnahme erfolgte im November 2002. Der Windpark hat 14,9 Millionen Euro gekostet.

Eckdaten. Das Investitionsvolumen des Fonds beträgt 16,95 Millionen Euro. Davon sind fünf Millionen Euro Eigenkapital. Die 171 beigetretenen Anleger mussten mindestens 15.000 Euro Kommanditkapital übernehmen. Ein Agio wurde nicht erhoben. Die prognostizierte Laufzeit endet mit dem Jahr 2022.

Soll. Der Energieertrag, der auf Basis von Gutachten in die Kalkulation eingeflossen ist, beträgt netto 22.173 Megawattstunden Strom pro Jahr (bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5,8 Meter pro Sekunde in 60 Metern Höhe). Daraus ergibt sich laut Prognoserechnung ein jährlicher Stromerlös von zwei Millionen Euro. Auszahlungen an die Anleger waren laut Prospekt ab dem Jahr 2003 vorgesehen, beginnend bei 7,50 Prozent und ansteigend auf 22 und 23 Prozent in den letzten Prognosejahren. In Summe stellte der Initiator Auszahlungen in Höhe von 235,3 Prozent des Eigenkapitals in Aussicht.

Ist. Der Windpark hat laut dem letzten verfügbaren Geschäftsbericht im Jahr 2013 nur 14.776 Megawattstunden Strom erzeugt und damit 1,49 Millionen Euro erlöst. Nach Abzug aller Kosten und des Kapitaldienstes schloss die Fondsgesellschaft das Geschäftsjahr mit einem Verlust in Höhe von 157.000 Euro ab. Nach Angaben des Fondsmanagements weichen insgesamt „die Energieerträge in der Bewirtschaftungsphase des Windparks in den Jahren 2003 bis 2014 im Durchschnitt mit minus 27,2 Prozent von der Prognose“ ab. In keinem Jahr haben die Windenergieanlagen die prognostizierten Ergebnisse auch nur annähernd erreicht. Grund dafür seien vor allem das niedrige Windaufkommen in der Region und eine etwas geringere technische Verfügbarkeit, die um 1,7 Prozent von der Prognose abweiche. Getriebe- und Trafoschäden verursachten zeitweise beträchtliche Einbußen. Besonders schwach waren die Jahre 2010 und 2014, in denen jeweils deutlich weniger als 14.000 Kilowattstunden und somit um fast 40 Prozent weniger Strom als geplant produziert wurden.

Beschluss. Im April 2015 haben die Anleger den Verkauf des Windparks beschlossen. Sachsenfonds hatte dies vorgeschlagen und Energiekontor als Käufer präsentiert. Zu den Hintergründen für den frühzeitigen Exit heißt es in der Beschlussvorlage: „Aufgrund der angespannten Liquiditätssituation der Fondsgesellschaft, die sich – wie berichtet – durch die Reparaturen von Großkomponentenschäden in den Jahren 2013 und 2014 nicht verbesserte, werden auch in den kommenden Jahren aus dem operativen Betrieb des Windparks Thüle keine beziehungsweise nur sehr begrenzte Auszahlungen von Liquiditätsüberschüssen möglich sein.“

Ertrag. Der Fonds hat seit seiner Auflage keine Auszahlungen an die Anleger geleistet. Die Bankverbindlichkeiten können aus dem Verkaufserlös vollständig getilgt werden. Zusätzlich zur 45 Prozent hohen Abschlagszahlung in diesem September sollen die Anleger voraussichtlich im Jahr 2017 eine fünfprozentige Abschlusszahlung erhalten. Damit haben die Anleger die Hälfte ihres eingesetzten Eigenkapitals verloren.
In der Nachsteuerbetrachtung ergibt sich für einen Anleger mit einem durchgängigen mittleren Steuersatz von 30 Prozent ein Rückfluss von rund 66 Prozent, Anleger, die durchgehend dem Höchststeuersatz von 42 Prioeznt unterlagen, kommen auf einen Gesamtmittelrückfluss von rund 80 Prozent.

Alternative. Sachsenfonds hat alternativ die wirtschaftlichen Folgen eines Weiterbetriebs des Windparks untersucht. Es wäre nach Initiatorenangaben ein Gesamtmittelrückfluss von nur rund 30 Prozent wahrscheinlich gewesen. Gegen die Fortführung sträubte sich allerdings die finanzierende Bank. „Die Zusammenarbeit mit der finanzierenden Bank, der LBBW, wird vom Beirat als sehr problematisch empfunden“, heißt es im Protokoll zur außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 28. April 2015. Bei einem Weiterbetrieb bestand laut Sachsenfonds die Gefahr, dass das Kontokorrent-Limit überschritten wird.

fondstelegramm-Meinung. Sachsenfonds verkauft den Fonds-Exit als Vorteil für die Anleger. Denn einerseits sei anders als bei der Fortführung des Fonds eine zeitnahe Auszahlung an die Anleger möglich, und andererseits sei der Erlös für die Anleger durch den vorzeitigen Exit viel höher als bei einem Weiterbetrieb. Auf der Kehrseite der Medaille steht allerdings mit einem Minus von 50 Prozent ein heftiger Verlust des Anlegerkapitals. Dem ohnehin angekratzten Image der geschlossenen Energiefonds ist dieses Ergebnis nicht zuträglich.

* (Anm. d. Red.) Gegenüber einer ersten Version dieses Beitrags haben wir die Betrachtung der Nachsteuerrendite für zwei Beispielfälle im Absatz "Ertrag" ergänzt.