Rückgang. In den vergangenen Tagen haben immer mehr Hiobsbotschaften aus der Schifffahrt die Öffentlichkeit erreicht. Allen voran ist der Absturz des Baltic Dry Index (BDI) Gesprächsthema. Seit seinem Rekordhoch vom Mai 2008 ist er um mehr als 90 Prozent und damit fast ins Bodenlose gefallen. Im Oktober hat der Index gut zwei Drittel an Wert verloren. Nicht nur die Charterraten der Bulker sind in die Schiffsschrauben geraten, sondern auch die der Containerschiffe. Allerdings hält sich deren Einbruch vergleichsweise in Grenzen.

Vertriebsstopp. Die Turbulenzen holen auch die deutschen Schiffsbeteiligungen ein. Ausschüttungskürzungen sind nicht ungewöhnlich; dann schon eher, dass ein großes, renommiertes Haus wie MPC Capital plötzlich einen Schiffsfonds aus dem Vertrieb nimmt, der gerade erst im September auf den Markt gekommen war. Wurde MPC Capital von den aktuellen Entwicklungen überrascht? Oder war der Fonds auf Kante genäht? Jedenfalls stellt sich der Initiator als Anlegerschützer hin, weil er eine Beteiligung, die sich mangels Erreichbarkeit kurz zuvor kalkulierter Charterraten bei der Anschlussbeschäftigung nicht rechnet, gestoppt hat.

Prognosen. Besonders spannend ist die Einschätzung von MPC Capital, dass sich im Jahr 2010 die Charterraten erholen werden – kundgetan in derselben Pressemitteilung zum Vertriebsstopp der Offen Flotte 2, wonach sich „für die Ende 2009/Anfang 2010 auslaufenden guten Beschäftigungen der Schiffe keine Anschlusschartern auf prospektiertem Niveau abschließen“ lassen. Dass die Prospektprognosen auf wackeligen Beinen stehen und zumindest kurzfristig vielfach nicht eingehalten werden können, ist aber kein MPC-spezifisches Problem, sondern wird eine Reihe Initiatoren treffen.

fondstelegramm-Meinung. Die Lage für Schiffsfonds ist ernst, aber nicht generell hoffnungslos. Die jüngsten Ereignisse sollten differenziert und auf einem realwirtschaftlichen Hintergrund bewertet werden. Nicht allein die Finanzkrise ist Schuld am Einbruch der Chartermärkte. Denn der Seehandel ist und bleibt ein zyklisches Geschäft. Dem Aufschwung folgt der Abschwung wie das Amen im Gebet. Zweifellos spielt die Zurückhaltung der Banken eine entscheidende Rolle; für viele sind sie das Zünglein an der Waage. Aber die aktuelle Marktbereinigung wird neue Chancen auftun.

Mehr zu diesem Thema bringt die Fondszeitung in ihrer Ausgabe 22-2008.