Welche Immobilienprojekte verfolgen Sie zurzeit in den USA und in Deutschland?
Marcus Kraft: Im Bereich US-Immobilien ist BVT ein „Urgestein“ der Branche – wir investieren hier bereits seit den 1970er Jahren. Von der langjährigen Markterfahrung und unserem Netzwerk, vor allem auch durch unsere eigene US-Niederlassung, profitieren unsere aktuellen Fonds. Seit 2004 setzen wir mit dem BVT Residential USA-Konzept auf die Entwicklung und die anschließende Veräußerung von Class-A-Apartmentanlagen an ausgewählten, florierenden US-Standorten. Zum 31.12.2017 konnte bereits der zehnte Fonds der Serie mit einem Eigenkapital von gut 115 Millionen US-Dollar geschlossen werden. Der US-Immobilienmarkt wird 2018 zu einem der Kernmärkte unserer Investitionsstrategie gehören. Aufgrund des großen Investoreninteresses an US-Immobilienbeteiligungen ist ein Folgefonds für professionelle Anleger, aber auch ein Publikums-AIF für Privatanleger in Vorbereitung. Neben dem Großraum Boston als einem der Top-Apartmentmärkte in den USA stehen auch weitere Investitionsstandorte in den USA im Fokus. Insbesondere prüfen wir auch Investments in Florida.
In Deutschland sind wir aktuell mit unserem Ertragswertfonds 6 im Vertrieb. Auch hier gibt es eine langjährige Erfolgsgeschichte – wir investieren seit 14 Jahren mit der Ertragswertfonds-Serie in Nordrhein-Westfalen als einer der bedeutendsten Wirtschaftsregionen in Europa. Durch das langjährige Netzwerk, gesteuert vom BVT Asset Management in Köln, besteht der Zugang zu interessanten Einkäufen an B- und C-Standorten, die beim aktuellen Ertragswertfonds 6 eine attraktive Ausschüttungsprognose von durchschnittlich 5 Prozent p. a. bei hoher Tilgung von durchschnittlich 2,8 Prozent p. a. ermöglichen.

Hat sich das wirtschaftliche Umfeld in den USA durch Donald Trump geändert? Sehen Sie die Rechts- und Planungssicherheit gefährdet?
Marcus Kraft: Die fundamentale Ausgangslage in der US-Wirtschaft war bei Amtsantritt von Donald Trump bereits anhaltend positiv und es herrschte mit einer Arbeitslosenrate von 4,7 Prozent zu diesem Zeitpunkt quasi Vollbeschäftigung. Für 2017 betrug das US-Wirtschaftswachstum 2,5 Prozent. Damit zeigt sich die US-Wirtschaft weiterhin stabil, mit durchschnittlichen Zuwächsen von etwas über 2 Prozent pro Jahr in den letzten acht Jahren. Der US-Arbeitsmarkt setzte seine erfolgreiche Entwicklung der Vorjahre ebenfalls fort, mit einer Erwerbslosenrate von nur noch 4,1 Prozent zum Jahresende 2017. Das Verbrauchervertrauen bewegt sich auf historischen Höchstständen. Der Consumer Confidence Index des Conference Board erreichte im Februar diesen Jahres einen Wert von 130,8 und lag damit fast so hoch wie zuletzt im November 2000.
Den Prognosen zufolge dürfte die US-Wirtschaft auch in 2018 und 2019 Stärke beweisen. Die Wachstumsprognosen für 2018 liegen zwischen 2,4 und 2,7 Prozent. Unter anderem werden von der Ende Dezember letzten Jahres in Kraft gesetzten US-Steuerreform zusätzliche Wachstumsimpulse erwartet.
Zusammenfassend lässt sich damit feststellen, dass Trumps Präsidentschaft bislang keine nachteiligen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft hatte. Für den US-Immobilienmarkt sind dies weiterhin gute Nachrichten. Wirtschaftliches Wachstum und Stabilität sowie positives Jobwachstum sind dort natürlich sehr relevante Faktoren, ebenso wie langfristige Trends und intakte Marktgrundlagen. Die Perspektiven für Investments im Segment Multifamily Residential, in dem wir seit Jahren vorrangig aktiv sind, bleiben unserer Einschätzung nach unverändert attraktiv.
Gewisse Unsicherheiten könnten im Hinblick auf Ausmaß und Auswirkungen von Trumps protektionistischen Bestrebungen (Stichworte Einwanderungspolitik, Infragestellung von Freihandelsabkommen und Einführung von Zöllen) bestehen, und ferner in bezug auf gewisse Persönlichkeitsmerkmale und deren potentielle Auswirkungen insbesondere in der internationalen Politik. Wir sehen bislang jedoch keine Erfordernis, die Anlagestrategien im Bereich US-Immobilien anzupassen und erfahren auch aus unserem Kundenkreis keine derartigen Überlegungen. Im Vordergrund stehen neben den genannten positiven Rahmenbedingungen nach wie vor hohe Immobilien- und Standortqualität sowie gute Marktperspektiven.

In den vergangenen Wochen hat der Euro stark gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Was bedeutet das für Ihre Pläne und für Ihre Investoren?
Marcus Kraft: Der US-Dollar ist die Leitwährung der Weltwirtschaft und dürfte dies auf absehbare Zeit auch bleiben. Trotz Chinas Aufstieg zur Weltmacht, trotz des enormen Handelsdefizits der USA und einer europäischen Gemeinschaftswährung hat es die US-Währung geschafft, ihren Spitzenplatz zu verteidigen. Für internationale Investoren schafft diese Stärke Vertrauen und macht die USA auch weiterhin zu einem der interessantesten Investitionsstandorte.

Wie sollten semiprofessionelle oder professionelle Investoren aufgestellt sein, damit Ihre Projekte in den USA in deren Portfolio passen?
Marcus Kraft: Wir fokussieren uns auf erfahrene Anleger, die in der Regel international investieren und ihre Asset Allocation stark diversifizieren. Hierzu gehören auch ausgewählte Engagements im US-Immobilienmarkt; die favorisieren das Multifamily Residential Segment. Viele unserer Investoren sind bereits erfahren mit US-Investments.

In Deutschland sind mögliche Preisübertreibungen insbesondere in den Top-7-Metropolen ein gewichtiges Thema. Wie schätzen Sie aktuell die Lage ein? Muss man heute vorsichtiger kalkulieren als zu Beginn des Booms vor gut fünf Jahren?
Marcus Kraft: Grundsätzlich sollte jedes Immobilienengagement ausführlich geprüft werden. Da sich der konjunkturelle Boom auf einem hohen Niveau verstetigt hat, sollte man besonders die noch zu erzielende Rendite und das damit einzugehende Risiko im Auge behalten. Durch die aufgrund des knappen Angebots steigenden Preise fielen jedoch die Renditen besonders in A-Städten in den letzten Jahren stark. Ein Blick auf B- und C-Städte könnte sich von daher lohnen, denn in B-Städten liegen die Nettoanfangsrenditen vermehrt noch über denen von A-Städten. Auch die Volatilität ist grundsätzlich in der 2. Reihe niedriger, da in der Regel bedarfsgerecht und kaum spekulativ gebaut wird. Somit ist das Risiko von Preisübertreibungen geringer und eine deutlich höhere Wertstabilität kann gegeben sein.

BVT verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit Erneuerbare-Energien-Anlagen. Sie planen, projektieren und bauen neue Projekte oder repowern bestehende Anlagen. Welche Projekte haben Sie in der Pipeline?
Marcus Kraft: In der Tat verfügt BVT über 30 Jahre Erfahrung im Bereich regenerativer Energieprojekte und deckt neben der Beschaffung und Finanzierung mit BVT- zugehörigen Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette von Energieprojekten ab. Aktuell läuft das Repowering der BVT Windparks Sustrum/Renkenberge sowie Emlichheim, ein weiteres Repowering ist in Vorbereitung. Daneben erschließen wir Investitionsmöglichkeiten in Photovoltaik-Anlagen. Darüber hinaus bietet BVT individuelle Investitionsmöglichkeiten in ein diversifiziertes Portfolio im Bereich der Regenerativen Energien mit dem Fokus auf Wind-, Photovoltaik- und Wasserenergieprojekte.

Marcus Kraft ist Geschäftsführer der BVT Holding Verwaltungs GmbH.

Marcus Kraft referiert im Workshop "Strategische Analysen" am 10. April 2018 zusammen mit Prof. Dr. Robert Göötz und Manfred Mönch zum Thema Sachwerte für (semi-) professionelle Investoren.