Angebot. Die Schweizer Vengrow Corporate Finance AG hat ihren zweiten Mittelstandsfonds auf den Markt gebracht. Anders als beim ersten Private-Equity-Fonds handelt es sich diesmal um einen Dachfonds, der zusätzlich in so genannte zinstragende Anlagen investieren darf. Geplant sind Beteiligungen an Zielfonds im deutschsprachigen Raum, die sich in mittelständischen Unternehmen engagieren. Anleger können sich ab 10.000 Euro entweder mittels Einmalzahlung oder mittels Ratenplan beteiligen. Auch eine Kombination der Einzahlungsvariaten ist möglich. Das Agio beträgt für Einmalzahler fünf Prozent und für Ratenzahler sechs Prozent. Die Fondslaufzeit ist bis Ende 2018 und einer Verlängerungsoption von zwei Jahren vorgesehen.

Zielmarkt. Wie das Institut für Mittelstandsforschung in ihrem Mittelstandsmonitor 2008 erhoben hat, steht im Zeitraum 2005 bis 2009 in ca. 354.000 deutschen Familienunternehmen die Nachfolgeregelung an. Etwa drei Viertel dieser Unternehmen erwirtschaften allerdings einen Jahresumsatz von weiniger als 500.000 Euro. Gelingt der Generationenwechsel nicht, müssen Unternehmen im schlimmsten Fall stillgelegt werden. Die überwiegende Mehrheit der Mittelständler hat nach wie vor Berührungsängste mit externen Investoren. In der Schweiz und in Österreich verhält es sich ähnlich. Mittelständisch orientierte Private-Equity-Fonds finden also durchaus ein breites Betätigungsfeld vor. Vengrow zitiert im Beteiligungsprospekt leider überwiegend Studien, die bereits mehrere Jahre alt sind. Wie der Initiator auf die Zielrendite von 17 Prozent pro Jahr kommt, bleibt offen. Auf Seite 28 im Prospekt ist sogar von 18 Prozent die Rede.

Historie. Auch über die Leistungsbilanz der Vorgängerfonds und den Trackrecord des Initiators oder des Fondsmanagements werden die Prospektleser im Unklaren gelassen. Auch der Internetauftritt von Vengrow ist dahingehend nicht aufschlussreich. Wie auch im Prospekt werden lediglich einige positive Fondsanalysen zur Vorgängerbeteiligung angeführt, wobei das fondstelegramm zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen ist. Die hartnäckige Nichtbeantwortung der fondstelegramm-Anfrage an Vengrow-Vorstand Andreas Bünter spricht ebenfalls Bände.

Investmentstrategie. Da zum Zeitpunkt der Prospekterstellung noch keine Zielfonds gezeichnet waren, handelt es sich beim Mittelstandfonds 02 um einen Blindpool. Wie viele Zielfonds, die vorwiegend in der Schweiz und in Deutschland investieren sollen, zu zeichnen geplant sind, ist dem Prospekt nicht zu entnehmen. Die Investitionskriterien sind sehr allgemein gehalten. Am Rande steht die Notiz, dass Investitionen in den hauseigenen Fonds Vengrow Matterhorn Capital AG geplant sind.

Fondspartner. Als Co-Advisor kann laut Prospekt die Jasper Capital Ltd. in London herangezogen werden. Nähere Informationen über das Unternehmen und deren bisherigen Trackrecord suchen Prospektleser vergeblich. Dafür lohnt sich aber der deutliche Hinweis auf das immanente Verflechtungsrisiko: Andreas Bünter ist nämlich sowohl Geschäftsführer der beiden geschäftsführenden Kommanditisten als auch des Komplementärs.

Finanzierung. Wer bis jetzt noch nicht genug hat, schlägt spätestens bei der Finanzkonstruktion des Fonds den Prospekt wieder zu. Denn der Dachfonds nimmt zur Finanzierung der Fondsanlauf- sowie der laufenden Kosten ein zehn Millionen Euro schweres Darlehen auf. Damit werden potenzielle Anleger nicht nur hinters Licht geführt, indem ihnen zunächst eine hundertprozentige Investitionsquote vorgegaukelt wird. Denn durch die Darlehensbelastung wird das sicherheitsorientierte Konzept eines Dachfonds konterkariert. In der tabellarischen Übersicht gibt Vengrow die Investitionsquote immerhin nur noch mit 58 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio in Höhe von knapp 25,8 Millionen Euro an. Die Eigenkapitalquote des Fonds beträgt 60 Prozent. Zum Darlehen wurden keine verwertbaren Angaben gemacht.

Kosten. Die Fondskosten sind teilweise nicht nur verwirrend dargestellt, sondern absolut inakzeptabel. Die Fondsanlaufkosten bereinigt um die Liquiditätsreserve belaufen sich bis Ende 2009 auf satte 43 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio. Sehr spannend: Die Fremdkapitalzinsen in Höhe von sieben Prozent hat Vengrow in die Fondsanlaufkosten aufgenommen und erhöhen diese damit deutlich. Die Liquiditätsreserve wird für die Vorabgewinne für die Fondsgeschäftsführung und die Anleger verwendet.

Vergütung. Die jährlichen Gebühren für Geschäftsführung und Treuhand bewegen sich im marktüblichen Rahmen. Das Management ist an den Gewinnen erst beteiligt, wenn die Anleger eine Vorzugsrendite von zehn Prozent erreicht haben (Hurdle Rate). Danach erhält Vengrow einen Carried Interest von zehn Prozent des um das Eigenkapital bereinigten Fondsgewinns.

fondstelegramm-Meinung. Die Prospektqualität und die Auskunftsbereitschaft des Initiators lassen zu wünschen übrig. Konzept, Konstruktion und Kosten des Fonds können nicht überzeugen. Da juckt es nur mehr wenig, dass Gesellschafterversammlungen bereits beschlussfähig sind, wenn nur 20 Prozent des eingezahlten Kommanditkapitals vertreten sind. Daher ist dieser Private-Equity-Fonds völlig entbehrlich und für die Beteiligungsbranche alles andere als ein Vorzeigefonds. Einmal mehr ist bewiesen, dass der Bafin-Stempel allein kein Gütesiegel ist.

Private-Equity-Freunde wissen jetzt, worin sie definitiv nicht investieren sollten.