Abkehr vom bisherigen Geschäftsmodell. Die Rothmann & Cie. AG und die Hesse Newman Finanzpartner AG werden ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Von einer „grundlegenden strategischen Neuausrichtung und Straffung der Gesellschaftsstruktur“, einem „inhaltlichen Neuanfang“ und einer „Abkehr vom Geschäftsmodell des Dienstleisters für Finanzdienstleister“ spricht die FHR Finanzhaus AG in einer „Zwischenmitteilung“. Das Kerngeschäft der Hesse Newman Gruppe werde sich künftig aus den beiden Gesellschaften Hesse Newman Capital AG – dem neuen Emissionshaus – und der Bank Hesse Newman & Co. AG zusammensetzen.

Weiterhin rote Zahlen. Im ersten Quartal lag das Unternehmensergebnis vor Zinsen und Steuern bei minus 2,1 Millionen Euro. Der Fehlbetrag nach Verlustzuweisung an konzernfremde Gesellschafter betrug zum 31. März 2008 minus 2,3 Millionen Euro. Der „wesentliche Teil der resultierenden Restrukturierungskosten“ sei aber erst für das zweite Quartal zu erwarten.

Betreuungsbonus gestrichen. Das Fass zum Überlaufen brachte die „Neuinterpretation“ der Auszahlung von vertraglich geregelten Betreuungsprovisionen. Eingeführt wurde dieser Bonus für die Rothmann-Vertriebe im Jahr 2002 als Aufwandsentschädigung für die damals umfangreich gewordene Anlegerbetreuung. Auf alle Umsätze sollten nach ursprünglicher Vereinbarung zusätzlich 0,3 Prozent pro Jahr gezahlt werden, sofern der Vertriebsvertrag noch besteht und der Vertriebspartner mindestens die Hälfte des Vorjahresumsatzes akquiriert hat, fasst der Anwalt Dr. Stephan Greger die Regelung zusammen. Die Regelung werde nun von Rothmann neu ausgelegt und Betreuungsboni rückwirkend bis ins Jahr 2005 gestrichen oder sogar zurück gefordert. Obendrein hat Hesse Newman den Vertriebspartnern das Haftungsdach gekündigt.

Strategiewechsel. Seitdem Klaus Mutschler das Ruder beim Finanzhaus übernommen hat, weht ein anderer Wind. Dabei sah es anfangs nach einer kontinuierlichen Fortsetzung des Kurses der alten Geschäftsführung aus, als der Ex-Cashlife-Aufsichtsrat im vergangenen Jahr zu Hesse Newman wechselte. Mutschler, so ist von Vertriebspartnern zu hören, schwenkte dann aber doch auf einen komplett neuen Kurs um – zum Leidwesen der Vertriebe, die mittlerweile nicht mehr gewillt sind, für Rothmann zu arbeiten.

Prozesswelle droht. Vertriebspartner und Regionaldirektionen von Rothmann laufen Sturm gegen den plötzlichen Strategiewechsel. Sie kehren dem Finanzhaus nicht nur reihenweise den Rücken zu, sondern gehen gerichtlich gegen die Verantwortlichen vor. Aufgrund der „Entledigung von Zahlungsverpflichtungen“ sehen Vertriebspartner eine „riesige Prozesswelle von Kollegen gegen das Finanzhaus Rothmann losgetreten“. Von Todesstoß, gar von Betrug ist die Rede. Klagen sind bereits eingereicht.

Über die aktuelle Situation bei Rothmann berichtet die Fondszeitung ausführlich in der Ausgabe 12-2008.