Aschewolke. Der Vulkan mit dem kaum aussprechbaren Namen Eyjafjallajökull im Süden Islands macht mächtig Ärger. Nicht nur, dass sich Einheimische in Sicherheit bringen mussten, eine Aschewolke für Chaos sorgte, weil sie über die britischen Inseln nach Mittel- und Westeuropa zog. Flughäfen wurden unter anderem in Großbritannien, Deutschland und Österreich lahmgelegt, die Lufträume mehrere Tage gesperrt. Seit Mittwoch ist der europäische Luftraum zum Großteil wieder freigegeben.

Folgenschwerer Ausbruch. Die Luftraumsperrungen haben Flüge innerhalb Europas sowie von und nach Europa unmöglich gemacht. Innerhalb von sechs Tagen sind ersten Schätzungen zufolge etwa 100.000 Flüge gestrichen worden. Die internationalen Branchenverbände beklagen enorme Verluste und fordern Staatshilfen. Einige Airlines überlegen, Regressforderungen zu erheben. Die europäische Airline-Vereinigung AEA warnt vor duzenden Insolvenzen. Der internationale Verband IATA rechnete indes vor, dass die Fluggesellschaften bis Mittwoch 1,7 Milliarden US-Dollar Einnahmen verloren haben.

Fondsperspektive. Anleger der deutschen Flugzeugfonds dürften sich derweil keine Sorgen um ihre Einnahmen machen zu müssen. Zwar waren etliche der von den Fonds finanzierten Maschinen zwangsläufig von den Flugverboten betroffen, wobei Maschinen von Air Asia und Virgin America nicht betroffen waren, weil sie interkontinental in Asien beziehungsweise Nordamerika eingesetzt werden. Aber bange Gedanken um die pünktliche Zahlung der Leasingraten durch die Fluggesellschaften sind unbegründet, betonen die Emissionshäuser in einer fondstelegramm-Umfrage. Dennoch gibt die DSF-Geschäftsführung zu bedenken: „Gerade bei finanziell instabilen Fluggesellschaften könnten die immensen Einnahmeausfälle und die zusätzlichen Kosten Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit haben.“ Bisher gäbe es dafür aber keine Anzeichen. An der Umfrage haben die Emissionshäuser DCM, Doric, Dr. Peters, DSF, Hannover Leasing, HEH und KGAL teilgenommen.

Auf Sicht. Die Frage, ob die Fonds mit Verhandlungen zur vorübergehenden Kürzung oder Stundung der Leasingraten konfrontiert werden, haben die Initiatoren verneint. Möglicherweise ist es jedoch zu früh für eine abschließende Beurteilung dieser Frage, denn aus kaufmännischer Perspektive der Airlines wäre entsprechendes Bemühen nachvollziehbar. Inwieweit die Verluste die Existenz eines Leasingnehmers bedrohen, ist nach derzeitigem Stand nur schwer zu beurteilen. Einige Gesellschaften hatten bereits vor der Krise schwerwiegende wirtschaftliche Probleme. Für finanziell instabile Airlines könnten die Einnahmeausfälle die Schwierigkeiten zugespitzt haben, wobei diese Gesellschaften eigentlich nicht Leasingpartner der Flugzeugfonds sein dürften. „Bezogen auf einzelne Airlines unterscheidet sich der derzeitige Ausfall allerdings auch nicht von längeren Streiks, die bei einigen europäischen Fluglinien gegebenenfalls noch zu erwarten sind“, will Doric strukturelle und konzerninterne Probleme nicht auf die Aschewolke geschoben wissen. Dass Emirates, Singapore Airlines, Air France, Cathay Pacific oder Air Berlin von der Aschewolke an den Rand ihrer Existenz gedrängt wurden, ist unwahrscheinlich. Schwieriger dürfte die Situation jedoch für europäische Regionalflieger wie die britische Flybe, Leasingnehmer der HEH- und einiger KGAL-Fonds, sein.

fondstelegramm-Meinung. Das Chaos im Flugverkehr hat auch Fondsflugzeuge auf den Boden der Tatsachen gezwungen. Die Fluggesellschaften haben jedoch nicht das Recht, wegen der durch die Aschewolke ausgefallenen Flüge die Leasingraten zu kürzen oder später zu bezahlen. Ob die Verluste der Airlines mittel- bis langfristig Auswirkungen auf den Cashflow in den Fonds haben werden, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Die Pleite eines Fondspartners ist eher unwahrscheinlich.

Anlegern von Flugzeugfonds droht durch die Asche kein Tiefflug.