Herr Schaupp, Ihr Unternehmen unterstützt die Anbieter- und die Vertriebsseite mit digitalen Lösungen. Mittlerweile sehen wir den medienbruchfreien Zeichnungsweg und "halbe" Lösungen. Woran liegt das? Wo liegen die Besonderheiten?
Christian Schaupp: Wir sind der einzige, unabhängige Produktanbieter, der die online-Zeichnung, aber auch die dahinterliegende Verwaltung im Gesamten medienbruchfrei für AIFs und andere Vehikel anbieten kann.
Ganz klar ist, dass die Anforderungen, die an die Verwaltung von AIF-Beteiligungen gestellt werden, erheblich komplexer sind, als zum Beispiel die Angebote von Crowdinvest-Plattformen. Im Rahmen langfristig orientierter Investments sind Übertragungen, wie Erbfälle, Schenkungen etc. zu berücksichtigen. Produktbezogene Spezialitäten und individuelle Anforderungen sind komplex und zeitaufwändig in der laufenden Kundenbetreuung. Wir reden hier auch von Anlegern, die teils Hunderttausende, ja Millionenbeträge investieren und eine ganz andere Betreuung erwarten. Hinzu kommen die gesetzlichen Anforderungen, das Berichtswesen (BuBa, BaFin, CRS & FATCA), ein Liquiditäts-, Risiko- und Assetmanagement. Big-Data als Lösungsansatz, diese Prozesse sind bei den Verwaltungsgesellschaften noch nicht digitalisiert und deshalb ist der online-Zeichnungsschein nur der erste Schritt beziehungsweise nicht einmal die „halbe Lösung“.

Für wie groß halten Sie die digitale Wachstumskraft des Markts? Stehen wir am Anfang einer großen Entwicklung oder handelt es sich um Gehversuche, die bald wieder eingestellt werden?
Christian Schaupp: Der Zug der Digitalisierung ist auch in der AIF-Welt nicht aufzuhalten. Erste Angebote von AIF-Beteiligungen über Online- Plattformen sind „im Netz“, und etablierte AIF-Anbieter werden schnell nachziehen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Der AIF-Markt befindet sich erst in der Anfangsphase, wird aber an Dynamik erheblich zunehmen.

Was halten Sie von Crowdinvesting?
Christian Schaupp: Von ihnen kann man lernen, was digitale Transformation bedeutet. Sie zeigen, wie auf „Augenhöhe“ mit dem Kunden kommuniziert werden kann. Die zunehmende Dynamik in der Platzierung von Beteiligungen über diese Plattformen setzt den AIF-Markt gewaltig unter Druck. Leider wird es auch hier „schwarze Schafe“ und Problemangebote geben, und es gibt sie ja bereits. Trotzdem wird Crowdinvesting an Bedeutung noch zunehmen.

Was muss noch getan werden, dass der Sachwertemarkt wieder richtig in Schwung kommt?
Christian Schaupp: Lernen von den Crowdinvest-Anbietern, was den Dialog mit den Kunden und die Einfachheit des Produktangebotes betrifft. Auf Augenhöhe mit dem Vertriebspartner und den Kunden „reden“. Ein Höchstmaß an Transparenz und Professionalität in der laufenden Betreuung, das sollte die Basis sein. Die Prozesse im Unternehmen müssen schnellstmöglich auf die neuen Anforderungen angepasst werden, um den Zug der Digitalisierung nicht zu verschlafen.

Christian Schaupp ist Bereichsleiter Vertrieb der talonec. Treffen Sie ihn auf dem Symposium Sachwerte digital am 19. Oktober 2017 in Frankfurt. Anmeldung unter: www.sachwerte-digital.de