Die Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG verzeichnete im Februar einen Anstieg des nominalen Handelsvolumen auf dem Zweitmarkt geschlossener Fonds um fast 80 Prozent auf 18,75 Millionen Euro. Insbesondere Schiffsfonds erfuhren mit einer Zunahme von 170 Prozent auf 6,3 Millionen Euro einen Nachfrageschub. Woraus resultiert diese Tendenz? Wir sprachen mit Alex Gadeberg.

Wie erklären Sie sich den deutlichen Anstieg des gehandelten Volumens im Februar gegenüber Januar um 80 Prozent?
Alex Gadeberg: Nun, zum einen waren die Umsätze insbesondere Anfang Januar sehr verhalten, was durch eine geringere Auftragszahl über die Feiertage zum Jahresende und die Urlaubszeit erklärt werden könnte. Zum anderen haben wir einen starken Februar gesehen, in dem sowohl die Größe der einzelnen Transaktionen als auch deren Zahl deutlich über dem jeweiligen Durchschnittswert des Vorjahres lagen. Ein wesentlicher Aspekt ist der sprunghafte Nachfrageanstieg bei den Schiffsfonds, deren nominales Handelsvolumen sich im Februar mehr als verdoppelte.

Woher kommt das neue Interesse an Schiffsfonds? Handelt es sich um professionelle Käufer oder Privatanleger?
Alex Gadeberg: Die Käufer sind fast ausschließlich Privatanleger. Allerdings verfügen diese zum Teil über beträchtliches Vermögen und sie sind sehr gut informiert. So dürfte der Nachfrageanstieg eine direkte Reaktion auf die seit Jahresbeginn deutlich anziehenden Charterraten bei den Containerschiffen sein. Diese dürften neben guten Konjunkturdaten auch vom stark gesunkenen Ölpreis beeinflusst werden. Denn durch die geringeren Bunkerkosten können die Charterer die Schiffe wirtschaftlicher einsetzen.
Aber auch den Tankschiffen kommt der niedrige Ölpreis zugute. Denn diese wurden zuletzt verstärkt als schwimmende Öllager nachgefragt. Ölgesellschaften kaufen große Mengen Rohöl zum derzeit günstigen Preis auf Reserve, aber die Lager auf dem Festland sind voll. Die Tanker sind hier eine flexible Alternative.
Auf Ebene der Fonds ist der schwache Euro ein weiterer Attraktivitätsfaktor. Überschüsse bei Schiffsfonds werden in der Regel in US-Dollar erzielt, die Fonds schütten jedoch in Euro aus. Dieser positive Währungseffekt wird jedoch aufgehoben, wenn noch hohe US-Dollar-Darlehen zu tilgen sind. In den Handelskursen der Schiffsfonds sind die jüngsten positiven Marktberichte bisher meist noch nicht eingepreist, das wollen die gut informierten Käufer ausnutzen.

Welche Kursunterschiede sind bei Schiffsfonds derzeit vorhanden? Welche Fonds erreichten im Februar den minimalen, welche die maximalen Handelskurse?
Alex Gadeberg: Schiffsfonds wurden im Februar mit Kursen zwischen 1,0 Prozent des Nominalwertes (Nordcapital Bulkerflotte 1) und 74,5 Prozent (CFB Nr. 157 TS Gabriela) gehandelt. Eine Ausnahme bildet der Gebab-Fonds MS Buxcliff, der im Februar zu 180 Prozent gehandelt wurde. Hier gab es allerdings zuvor eine Eigenkapitalherabsetzung auf 10 Prozent, so dass der wahre Kurs bezogen auf den ursprünglichen Nominalwert eigentlich nur 18 Prozent betrug.
Der durchschnittlich im Februar erzielte Kurs bei den Schiffsfonds lässt gegenüber dem Vergleichswert des Vormonats nur bedingt Rückschlüsse zu, da ja nicht exakt die gleichen Fonds gehandelt wurden. Die Betrachtung der Einzelfonds ist da aufschlussreicher. So zeigt etwa das Beispiel des MS Manet von MPC Capital einen stetigen Kursanstieg über die letzten 1,5 Jahre von 44,0 Prozent im September 2013 über 53,5 im September 2014 auf 59,5 Prozent im März 2015.
Grundsätzlich sollte man bei den Kursen immer die bisherige Laufzeit der Schiffsfonds berücksichtigen. Ein älterer Fonds hat möglicherweise schon viele Auszahlungen geleistet. Ein niedriger Kurs kann damit dennoch für einen rentablen Gesamtmittelrückfluss stehen.

Generell: Inwieweit haben die vergangenen zwei Jahre der KAGB-Regulierung die Zweitmarktlandschaft verändert? Was waren die gravierenden Veränderungen aus Ihrer Sicht?
Alex Gadeberg: Am gravierendsten war die durch das Inkrafttreten der Regulierung ausgelöste Emissionspause. Fast ein Jahr lang kamen keine neuen Produkte auf den Markt. Das hat den Zweitmarkt ins Visier vieler an Sachwertinvestments interessierter Anleger gerückt.
Gleichzeitig führte jedoch die Regulierung auch zu einer Zwangspause für die Investitionstätigkeit von Zweitmarktfonds. Diese sind als Käufer nach dem Juli 2013 komplett ausgefallen. Erst jetzt kommen die ersten Zweitmarktfonds wieder auf den Markt. Langfristig wird der Punkt kommen, an dem die Nachfrage und damit das Handelsvolumen am Zweitmarkt nur noch durch die Investitionen von Zweitmarktfonds zu steigern sein werden.

Welche rechtlichen Fragen sind derzeit für den Zweitmarkt relevant?
Alex Gadeberg: Transaktionen von Anteilen an geschlossenen Fonds nach altem Recht sind juristisch in der Regel unproblematisch: An der Fondsbörse Deutschland wird der Maklervertrag zwischen Kunde und Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG geschlossen. Diese bestimmt als Makler den Preis gemäß Marktordnung und wickelt die Transaktion unter börsenseitiger Aufsicht ab. Daran beteiligte Vermittler benötigen entweder eine Lizenz nach § 32 KWG oder eine Erlaubnis nach § 34 f GewO.
Noch völlig offen ist dagegen die Frage, wie die Vermittlung von Anteilen an AIFs auf dem Zweitmarkt geregelt wird. Nach Rechtsanwalt Dr. Jürgen Müller von der Kanzlei RP Asset Finance Treuhand setzt die entsprechende Bereichsausnahme § 2 Abs. 6 S. 1 Nr. 8 d) KWG mit eindeutigem Wortlaut die Vermittlung zwischen Kunde und einer Kapitalverwaltungsgesellschaft voraus. Die KVG ist aber bei einer Zweitmarkttransaktion gar nicht beteiligt. Der Handel findet zwischen altem und neuem Anleger statt.
Die Bafin hat dazu bisher noch nicht Stellung genommen. Es wurden allerdings auch noch keine Anteile von AIFs auf dem Zweitmarkt angeboten. Und es wird sicherlich auch noch einige Zeit dauern, bis es soweit ist.

Wie lauten die kurzfristigen Ziele der Fondsbörse für 2015, wie die langfristigen Perspektiven?
Alex Gadeberg: Wir wollen in diesem Jahr die Profile der beiden Marken Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG und Deutsche Zweitmarkt AG weiter schärfen und auf die jeweiligen Zielgruppen ausrichten. Für 2015 erwarten wir einen weiteren moderaten Anstieg der Handelsumsätze beider Häuser.
Die niedrigen Zinsen lassen immer mehr Anleger nach rentableren Alternativen suchen. Aktien sind bereits stark gestiegen. Für manche Investoren mag das Kursniveau bereits überbewertet sein, andere wollen Gewinne mitnehmen. So oder so fehlt es an Alternativen. Wer diversifizieren will, kommt an Sachwerten nicht vorbei – und die gibt es derzeit fast nur auf dem Zweitmarkt.
Unser langfristiges Ziel ist es, die Liquidität des Zweitmarktes weiter zu erhöhen und damit die Handelbarkeit geschlossener Fonds beziehungsweise künftig Alternativer Investmentfonds weiter zu verbessern.