Angebot. In den sonnenbegünstigten Urlauberparadiesen Spanien und auf den Kanaren investiert die WOC Solar Portfolio KG. Initiator ist White Owl Capital AG (WOC). Das Fondskapital wird in Solaranlagen investiert, die zusammen eine Nennleistung von 15 bis 18 Megawatt erreichen sollen. Das konsolidierte Investitionsvolumen beträgt 84,25 Millionen Euro. Der Fremdkapitalanteil beträgt 68,8 Prozent. Auf Ebene der deutschen KG ist keine Fremdfinanzierung vorgesehen. Ihr geplantes Eigenkapital beträgt 26,36 Millionen Euro inklusive Agio. Anleger können ab 10.000 Euro zuzüglich fünf Prozent Aufschlag einsteigen.

Anbieter. Die White Owl Capital AG hat im Herbst 2007 ihre Geschäftsaktivität aufgenommen. Das Grundkapital wird von den privaten Gründern gehalten. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Berlin; zwei Niederlassungen wurden in Hamburg und Malaga gegründet. Die spanische Tochter unter der Leitung des solarerfahrenen Antonio Qenca Molina fungiert unter anderem als Koordinator zwischen den involvierten Parteien. WOC-Alleinvorstand Tobias Pehle war nach seinem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften für die Rising Star AG tätig. Von Oktober 2006 bis Juli 2007 hatte er die Geschäftsführung der Star Private Equity Management GmbH inne. Über die Expertise und den Track Record mit nachhaltigen Investments geben Prospekt und Internetauftritt keinen Aufschluss. WOC versteht sich als reines Emissionshaus, das sich für die jeweiligen Fonds die Kompetenz der „Assetpartner“ sichert und im Gegenzug Finanz- und Vertragsexpertise mitbringt.

Konzept. Die Fondsgesellschaft beteiligt sich an der WOC Photovoltaik Invest GmH, die als Investmentgesellschaft alleiniger Gesellschafter von zwei Projektgesellschaften wird. Letztere beteiligen sich wiederum an den Betreibergesellschaften, die jeweils eine Solaranlage betreiben. Die Investitionsgesellschaften waren zum Zeitpunkt der Prospektaufstellung nicht gegründet. Für die Sicherung der notwendigen Pachtflächen und die Errichtung der Solaranlagen zeichnet der Generalunternehmer Sunline AG aus Fürth verantwortlich. Sollten bis Anfang März nicht mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital beisammen sein, droht die Rückabwicklung des Fonds. In jedem Fall hat der Generalunternehmer dann ein Rücktrittsrecht vom Rahmenvertrag, der Ende April 2008 geschlossen und Anfang Mai 2008 ergänzt wurde. Demnach ist der Fonds außer in „begründeten Fällen“ verpflichtet, die von Sunline errichteten Anlagen zu übernehmen. Die endgültigen Investitionsentscheidungen fallen nach Überschreiten der Fünf-Millionen-Marke.

Anlagen. In die Solarkraftwerke sollen einerseits multikristalline Dünnschicht-Solarmodule von der US-Firma First Solar eingebaut werden. An einigen Standorten kommen andererseits monokristalline Module von Trina Solar zum Einsatz. Die notwendigen Wechselrichter plant Sunline vom Unternehmen SMA anzuschaffen. Die vorallokierten Freilandanlagen haben eine Nennleistung von 1.890 bis 2.000 Kilowattpeak, die der Dachanlagen liegt zwischen 100 und 894 Kilowattpeak. Die Wartung der Anlagen übernimmt eine 100-prozentige Sunline-Tochter.

Garantien. Sunline übernimmt für die Solarmodule eine fünfjährige Leistungsgarantie in Höhe von 90 Prozent der Mindestleistung. Für die Funktionstüchtigkeit der Wechselrichter steht das Unternehmen zwei Jahre gerade. First Solar und Trina Solar übernehmen für die Modelle eine 25-jährige Leistungsgarantie auf 80 Prozent der Minimalleistung sowie eine zehnjährige Leistungsgarantie auf 90 Prozent der Minimalleistung.

Blindpool. Es handelt sich bei diesem Beteiligungsangebot um einen Teil-Blindpool. Prospektiert sind zwölf Anlagen mit einer kumulierten Nennleistung von 15,4 Megawattpeak. Die sieben Freiland- und fünf Dachanlagen sollen an sieben Standorten in Südspanien, Teneriffa, Cran Canaria und Fuerteventura errichtet werden. Die Prospektierung ist an dieser Stelle etwas verwirrend und missverständlich. Weitere Anlagen und eventuell Standorte auf den kanarischen Inseln sollen hinzukommen, um eine kumulierte Nennleistung von 18 Megawatt zu erreichen. Die endgültigen Investitionsentscheidungen sind laut Prospekt noch nicht getroffen.

Einspeisevergütung. Auf Grundlage von königlichen Dekreten sind die regionalen Stromversorger verpflichtet, Strom von Solaranlagen in die Netze einzuspeisen. Bis Ende September 2008 gelten die Vergütungen des Real Decreto 661/2007. Danach ist die Verminderung der Vergütungen vorgesehen. Für die Fondskalkulation hat WOC die Eckdaten aus dem Gesetzentwurf herangezogen. Die „Förderdauer“ beträgt 25 Jahre und liefert Anlegern eine gewisse Planungssicherheit. Der Initiator hat in seiner Prognoserechnung eine Vergütung von 29 Cent pro Kilowattstunde für Freianlagen und 33 Cent für Dachanlagen angenommen. Die Tarife sollen jährlich durch den spanischen Verbraucherpreisindex angepasst werden.

Partner. Der Generalunternehmer Sunline AG wurde 1986 als GWU Solar in Nürnberg gegründet. 2005 erfolgten die Umwandlung in die Sunline AG sowie der Börsengang. 2007 belief sich der Umsatz auf 49,8 Millionen Euro und war gegenüber dem Umsatz nahezu unverändert. Allerdings erzielte das Unternehmen im Gegensatz zu 2006 im Vorjahr einen Jahresüberschuss von einer Million Euro. Die Projektsteuerung und technische Beratung des Fonds übernimmt die Hamburger Conduco Project Management OHG. Die Mittelverwendungskontrolle obliegt der BHI Beratungsgesellschaft für Handel und Industrie mbH in Kiel. Einer der drei Geschäftsführer, Henning von Reden, ist Partner der Sozietät Oelerking v. Reden & Partner, die mit der steuerlichen Beratung des Fonds beauftragt wurde. Henning von Reden ist im zweiten Grad verwandt mit Gunnar von Reden, der Geschäftsführer der White Owl Treuhand GmbH ist. Hierdurch erhalten Mittelverwendungskontrolle und Anlegerverwaltung jedenfalls einen schalen Beigeschmack.

Investition. Die Kaufpreise der Anlagen stehen noch nicht fest. Für jede geplante Anlage sind vom Verkäufer zwei Ertragsgutachten zu erstellen. Der niedrigere Ertragswert wird für die Berechnung des Kaufpreises herangezogen. Dazu wird der Ertragswert mit der Einspeisevergütung und dem Faktor 9,5 für das spanische Festland beziehungsweise Faktor neun für die kanarischen Inseln multipliziert. So ist für den Anleger günstig geregelt, dass sich die Kaufpreise am tatsächlichen Einnahmenpotenzial orientieren. Der kumulierte Kaufpreis für alle Anlagen beträgt in der Prognoserechnung 91,44 Prozent des Investitionsvolumens inklusive Agio. Die deutsche Fondsgesellschaft stellt den Projektgesellschaften 92,78 Prozent des Kommanditkapitals inklusive Agio zur Verfügung.

Vergütungen. Die Fondsanlauf- und Fondsnebenkosten belaufen sich auf 5,54 Millionen Euro. Das entspricht wegen des hohen Fremdkapitalanteils „nur“ 6,58 Prozent des Investitionsvolumens inklusive Agio, aber bezogen auf das Eigenkapital inklusive Agio nicht gerade günstigen 21,1 Prozent. Die Wartung der Anlagen wird in Prozent der Einspeisevergütung gestaffelt vergütet und orientiert sich an der Jahresleistung der Anlagen. Die Stromleistung oberhalb des geringeren Gutachterwerts wird mit 15 beziehungsweise 25 Prozent pro Jahr berücksichtigt. Darunter beträgt der Satz zwei Prozent. Conduco erhält für die Betreuung der Solaranlagen eine anfängliche Vergütung von 76.443 Euro, die mit zwei Prozent pro Jahr indexiert ist. WOC erhält am Ende der Investitionsphase eine laufende Verwaltungsgebühr von 0,75 Prozent des Kommanditkapitals. Die jährlichen Steuerberatungskosten sind vergleichsweise hoch angesetzt, werden aber aufwandsbezogen abgerechnet.

Prognose. Anleger können ihre Anteile vorzeitig Ende 2019 an den Fonds zurückgeben. Grundsätzlich läuft der Fonds laut Prognose bis Ende 2034. Die Investitionsphase endet spätestens 18 Monate nach Vollplatzierung des Eigenkapitals. Die Ergebniskalkulation ist nachvollziehbar und plausibel. Der Gesamtmittelrückfluss nach Steuern ist mit 278,9 Prozent der Einlage inklusive Agio kalkuliert.

Steuern. Die Erträge der Betreibergesellschaften in Spanien unterliegen der dortigen Körperschafts- und Gewerbesteuer. In Deutschland sind die Einkünfte durch die von WOC gewähnte Konstruktion gemäß Doppelbesteuerungsabkommen unter Progressionsvorbehalt nicht noch einmal zu versteuern.

fondstelegramm-Meinung. Das Fondskonzept ist ausgegoren. WOC arbeitet mit erfahrenen Partnern zusammen. Sollten die Einspeisevergütungen wider Erwarten von der spanischen Politik geringer angesetzt werden, sinken auch die Kaufpreise. Die Prospektierung ist teilweise verbesserungswürdig. Die Fondskonditionen sind im Großen und Ganzen fair. Die prognostizierte Gesamtauszahlung ist ansprechend.

Das Erstlingswerk von WOC ist durchaus gelungen, in der Darstellung aber nicht optimal.