Sanofi und das MIG-Beteiligungsunternehmen Biontech AG haben den Abschluss eines mehrjährigen, exklusiven Kooperations- und Lizenzabkommens bekanntgegeben in Höhe von 60 Millionen US-Dollar. Wie bewerten Sie das Abkommen?
Dr. Matthias Kromayer: Es ist ein weiterer wichtiger Schritt der Biontech AG, die sich in den vergangenen Jahren exzellent entwickelt hat. Die von Ihnen erwähnte Zahlung ist lediglich ein so genanntes „Upfront“. Die Vereinbarung mit Sanofi umfasst die Erforschung und Entwicklung von bis zu fünf Krebsimmuntherapien, die im Erfolgsfall jeweils weitere sehr hohe Meilensteinzahlungen beinhaltet. Biontech hat im Übrigen in diesem Jahr schon mehrere zukunftsorientierte Kooperationen mit herausragenden Unternehmen wie Eli Lilly und Genmab geschlossen. Interessanterweise hat Biontech in keiner der Partnerschaften seine Kernprogramme veräußert; diese bleiben von den Abkommen völlig unberührt.

Welche MIG Fonds werden von den Kooperationen von Biontech profitieren?
Dr. Matthias Kromayer: An der Biontech sind seit 2008 beziehungsweise 2010 die drei MIG Fonds 7, 8 und 9 beteiligt. Ich möchte betonen, dass wir die Biontech AG auf ihrem sehr erfolgreichen Weg weiter begleiten werden. Wir arbeiten zusammen mit dem Management um Prof. Ugur Sahin an einer kontinuierlichen und nachhaltigen Wertsteigerung. Davon werden am Ende die Anleger profitieren.

Ihre Beteiligungsunternehmen Sunhill Technologies GmbH ging kürzlich an VW Financial Services. Was springt unterm Strich für die Anleger raus?
Dr. Matthias Kromayer: Nachdem wir mit dem Käufer Stillschweigen über die Details des Deals vereinbart haben, möchte ich gerne wie folgt antworten. Mit dem Verkauf der Sunhill Technologies haben wir nach der SuppreMol bereits den zweiten Exit in diesem Jahr realisiert. Die Anleger der MIG-Fonds erhalten 2015 aus beiden Verkäufen insgesamt Vorabausschüttungen in Höhe von 55 Millionen Euro. Darüber hinaus sollen 2016 weitere 15 Millionen Euro bei Erhalt des Garantieeinbehalts, auch „Escrow“ genannt, aus dem Verkauf der Suppremol an unsere Anleger ausgeschüttet werden.

Was heißt das in Prozent und Rendite ausgedrückt?
Dr. Matthias Kromayer: Die in Suppremol investierten Beträge werden nach Erhalt des Garantieeinbehalts mit einem Faktor zwischen 3,7 und 4,1 des jeweils investierten Kapitals an die jeweiligen Fonds zurückfließen. Unsere Anleger werden je nach Fonds Rückzahlungen von 16 bis 22 Prozent ihrer jeweils geleisteten Anlage erhalten – aus einer einzigen Investition des jeweiligen Fonds. Dazu kommen bei den entsprechenden Fondsgesellschaften jeweils die Zahlungen aus dem Verkauf der Sunhill, die ebenfalls deutlich über dem investierten Kapital lagen.

Der MIG Fonds 15 hat sich mit rund zwei Millionen Euro am Münchener IT-Unternehmen Navvis GmbH beteiligt. Was sind die Gründe?
Dr. Matthias Kromayer: Ein MIG Fonds hatte sich schon im vergangenen Jahr an Navvis beteiligt. Wir finden die Geschäftsmodelle, die auf so genannter Indoor Navigation basieren, sehr spannend, der globale Markt ist rasant wachsend und wir schätzen das Managementteam um Dr. Felix Reinshagen. Kürzlich hat sich die Möglichkeit eröffnet, unsere Beteiligung in Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde um weitere sechs Prozent zu erhöhen. Diese Chance haben wir ergriffen.

Die Antisense Pharma GmbH, in die nahezu alle MIG-Fonds investiert waren, hat sich in Isarna umbenannt. Nachdem 2012 das Unternehmen am Ende war, wurde es strategisch neu aufgestellt. Wie sieht die Entwicklung heute aus?
Dr. Matthias Kromayer: Es stimmt, wir haben mit Isarna Therapeutics 2012 einen Neuanfang in Angriff genommen und sind seitdem mit der Entwicklung zufrieden. In diesem Zusammenhang möchte ich nur auf eine Kaufvereinbarung zwischen Isarna und Autotelic für Trabedersen hinweisen. Dieser Deal belegt, dass Isarnas ehemaliges Hauptprodukt durchaus werthaltig war und dass Isarna 2012 keinesfalls am Ende war. Durch das neue Entwicklungsprogramm halten wir Isarna auch darüber hinaus wieder für gut aufgestellt.

Welche Konsequenzen hat der notwendig gewordene Neuanfang für die Altanleger? Hat sich daraus Abschreibungsbedarf ergeben?
Dr. Matthias Kromayer: Aufgrund der Finanzierungshistorie haben die Beteiligungen einiger unserer Fonds an Isarna heute nicht mehr ihren ursprünglichen Wert. Um den Betrag der dauernden Wertminderung wurde in diesen Fällen abgeschrieben. Was das für den einzelnen Altanleger am Ende bedeutet, wird man erst feststellen können, wenn die Beteiligungen an Isarna zuletzt veräußert werden.

Wie entwickelt sich der Markt für Venture Capital und Private Equity in Europa derzeit? Was erwarten Sie die kommenden zwei Jahre?
Dr. Matthias Kromayer: Im Großen und Ganzen ist die VC Entwicklung besser als noch vor ein paar Jahren: Einige Fonds konnten gut einsammeln, und es gab in Summe deutlich mehr Finanzierungen als noch im Vorjahr. Wir sind aber noch weit von den US-amerikanischen Zuständen entfernt.

Wie haben Sie die Herausforderungen rund um das KAGB aufgearbeitet?
Dr. Matthias Kromayer: Die Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen war für ein kleines Team wie die MIG AG ein aufwändiger Prozess, der uns über einen längeren Zeitraum gefordert hat. Doch wir haben den Kraftakt erfolgreich gestemmt. Heute bewegen wir uns sehr professionell in dem neuen Rahmen. Das können nicht alle im Markt von sich behaupten.

Dr. Matthias Kromayer ist Vorstand der MIG Verwaltungs AG und betreut die Life Science-Investitionen des VC-Unternehmens.