Der Fondsanbieter und Asset Manager Doric macht über sein Konzernunternehmen Quadoro Anlegern eines seiner Fonds ein Angebot, ihre Anteile zu 18,5 Prozent des Nominalkapitals abzukaufen. Konkret geht es um den Geno Europafonds Wien: Der wurde 2004 aufgelegt und investierte in zwei Wiener Büroimmobilien, in das T-Center und in den Saturn-Tower.

Das T-Center wurde im Frühjahr 2019 verkauft, der Saturn-Tower wird weiterhin bewirtschaftet. Anleger erhielten nach Angaben von Doric bisher 120 Prozent ihres Investments zurück, allerdings ohne Berücksichtigung eines Agios.

Wofür werden 50 Prozent Preisabschlag vorgenommen?
Der Fonds hat ein Nominalkapital von 162,1 Millionen Euro und wurde mit Fremdkapital auf rund 380 Millionen Euro aufgestockt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des T-Centers konnte nicht nur eine 50-prozentige Auszahlung an die Anleger geleistet, sondern auch Sondertilgungen auf das Darlehen des Saturn-Towers vorgenommen werden, so dass der Schuldenstand des Fonds Ende 2018 bei 37 Millionen Euro lag. Damals wurde für den Saturn-Tower auch ein Gutachten erstellt, das den Wert der Immobilie auf 110,2 Millionen Euro taxiert, abzüglich der restlichen Schulden also 73,2 Millionen Euro. Bezogen auf das Nominalkapital des Fonds entspricht das etwa 45 Prozent. Doric ermittelt auf der Basis dieser Zahlen einen Nettoinventarwert des Fonds in Höhe von rund 40 Prozent.

"Hiervon", schreibt Doric in seinem Angebot an die Anleger "hat der Käufer einen entsprechenden Preisabschlag vorgenommen." Dieser "Käufer" ist das konzerneigene Unternehmen Quadoro, aber wie dieses einen Preisabschlag in Höhe von mehr als 50 Prozent begründet – nämlich die Differenz zwischen dem Nettoinventarwert von 40 Prozent und dem Kaufangebot zu 18,5 Prozent – geht aus dem Schreiben nicht hervor. Es verweist lediglich darauf, dass Zweitmarktbörsen bis zu vier Prozent Makler- und 250 Euro Umschreibgebühren erheben würden. Dass die letzten öffentlichen Handelskurse, zum Beispiel bei der Fondsbörse Deutschland, zwischen 31 und 35 Prozent des Nominalkapitals betrugen, bleibt unerwähnt. Selbst nach anfallenden Kosten haben Anleger, die in den vergangenen Wochen über die Plattform Zweitmarkt.de verkauft haben, noch mindestens 24 Prozent bekommen.

Bei aufmerksamer Lektüre erweist sich das Angebot als unfair
250 Euro Umschreibegebühr machen bei einer Beteiligung in Höhe von 10.000 Euro tatsächlich 2,5 Prozent aus. Trotzdem ist der Verweis von Doric auf diese Kosten nicht ganz fair. Denn Anleger, die das Kaufangebot annehmen, haben keinen Anspruch mehr auf die 2019er-Auszahlung in Höhe von 2,25 Prozent, die für März 2020 vorgesehen ist.

Doric schreibt selbst, dass ihr Angebot als "eine einfache und schnell umsetzbare Alternative zu einem weiterhin langfristigen Investment" zu verstehen sei. Wer also eigentlich nicht verkaufen will, der dürfte besser beraten sein, das auch nicht zu tun. (tw)