Investitionen in erneuerbare Energien galten lange als marktfern und nur so lange lebensfähig, wie sie staatlich subventioniert werden. Wie unter einem Brennglas wird in der Corona-Krise deutlich, wie sehr sich das Blatt gewendet hat. Dieser Überzeugung ist zumindest Markus Voigt, Geschäftsführer von Aream, einem Anbieter von Solar- und Windkraft-Investments.

Seine These: Während sich erneuerbare Energien inzwischen fast vollständig vom staatlichen Tropf abgenabelt haben, spielt die staatliche Einflussnahme bei bisher bevorzugten Real-Asset-Investments wie Immobilien und Flugzeug- oder Containerleasing eine immer größere Rolle für Erfolg oder Misserfolg eines Investments.

Der Staat greift mal unterstützend, mal behindernd ein
Fluggesellschaften wickeln derzeit nur noch fünf Prozent ihrer Flüge ab. Es ist absehbar, dass das keine Fluggesellschaft ohne staatliche Unterstützung lange durchhalten kann. Aber schon vor dem Ausbruch der Corona-Epidemie wurde deutlich, dass zum Beispiel die Entwicklung des A380 ohne staatliche Kredite nicht möglich gewesen wäre, argumentiert Voigt. Seit der Erkenntnis, dass sich der A380 nicht am Markt durchsetzen kann, sei auch die Rückzahlung dieser Kredite ausgesprochen unwahrscheinlich geworden. Bestehe der Staat nicht auf Rückzahlung, handele es sich auch in diesem Fall um eine Art Subvention.

Andersrum verhält es sich bei Immobilien, meint Voigt: Hier greift der Staat nicht unterstützend, sondern behindernd ein. Von den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dürften momentan Hotels und Shopping-Center am stärksten betroffen sein. Vorausgegangen – und von Corona unabhängig – war jedoch zum Beispiel der angeordnete Mietendeckel. Im Zuge der Pandemie-Bekämpfung findet er mit der Mietstundung, die gerade verhandelt wird, eine Fortsetzung, die der Logik des Staatsinterventionismus folgt. "Der Markt wird immer weiter ausgehebelt", warnt Voigt, "und damit die Berechenbarkeit dieser Investments."

Erneuerbare Energien emanzipieren sich zunehmend von staatlicher Einflussnahme
Wind- oder Solarparks würden hingegen immer interessanter, sagt Voigt, weil sie immer weniger vom staatlichen Wohlwollen oder seiner Willkür abhängen. Er räumt zwar ein, dass Einspeisevergütungen immer wieder zur Disposition standen und stehen. "Doch eines zeigt sich: Im Vergleich zu den vielen Eingriffen bei Immobilien sind die Vorgaben für die erneuerbaren Energien gering und werden immer weniger." Die Zeit und die Entwicklung des Markts würden für die Anlageklasse der erneuerbaren Energien arbeiten, denn immer mehr und größere Wirtschaftszweige müssen ihre ESG-Konformität sicherstellen, was zertifizierten Ökostrom sehr begehrt und Preissteigerungen wahrscheinlich werden lasse.

Bei Immobilien tendiere der Staat jedoch dazu, sich immer stärker einzumischen. Voigt nennt beispielsweise Bauvorschriften, Vorgaben bei der Raumnutzung oder Eingriffe in die Vertragsgestaltung zwischen Mieter und Vermieter. Immobilieninvestments, warnt Voigt, liefen in eine Falle, denn immer häufiger seien Renditen nur noch deswegen möglich gewesen, weil die Kapitalkosten in den vergangenen Jahren stetig sanken. "Bei steigenden Zinsen sind viele Immobilienprojekte nicht mehr rentabel zu betreiben", so seine Warnung. (tw)