Mit einem Blindpool hat man es dann zu tun, wenn zum Zeitpunkt des Beitritts eines Zeichners noch kein konkretes Investitionsobjekt angebunden ist. Ob man mit Blindpoolkonzepten überhaupt arbeiten sollte – oder ein Blindpool im Gegenteil das eigentlich bessere Konstrukt ist, darüber wird seit Jahren kontrovers diskutiert.

Grundsätzlich gilt: Je blinder ein Pool, desto anschaulicher und aussagekräftiger müssen das allgemeine Investitionskonzept und die konkreten Investitionskriterien sein. Denn Blindpools haben den Nachteil, dass man dem Fondsmanagement vertrauen muss, dass es rechtzeitig die richtigen Objekte findet und in den Fonds einbringen kann. "Ob ein Blindpool funktioniert, hängt davon ab, wer ihn managt", sagt Florian Bormann, Geschäftsführer des Anbieters Immac Immobilienfonds, dessen aktuelles Angebot nach 120 Publikumsfonds das erste Mal ein Blindpool ist.

Geschöpftes Vertrauen muss den Mangel an konkreten Objekten kompensieren können
Schöpft ein Anleger das notwendige Vertrauen in einen Anbieter, beispielsweise auf Basis einer überzeugenden Investitionsstrategie in Verbindung mit viel Erfahrung und einer guten Leistungsbilanz des Managements, dann können sich objektoffene Konstrukte auch zu seinem Vorteil entwickeln. "Der Vorteil eines Blindpools ist, dass das Fondsmanagement während der Investitionsphase flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren kann. Dies gilt zum Beispiel für Situationen mit sich verbessernden Einkaufbedingungen, wenn sich ein Verkäufermarkt in einen Käufermarkt wandelt", sagt Jürgen Göbel, Geschäftsführer des Asset Managers Euramco, der nach längerer Emissionspause kürzlich einen Publikumsfonds in den Vertrieb gegeben hat, der in Kraftwerke erneuerbarer Energien investieren wird, dessen Objekte aber noch nicht feststehen.

Beide Anbieter sind sich der Vorbehalte bewusst, die Anleger und Vertriebspartner Blindpools entgegenbringen und haben vertrauensbildende Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise hat Euramco ein Musterportfolio zusammengestellt, um auch ohne konkrete Objekte eine Renditeprognose treffen zu können. Und Immac macht die Annahme von Zeichnungsscheinen davon abhängig, ob bereits ausreichend viele Objekte identifiziert und angebunden werden konnten, sodass der Fonds als Ganzes ein Blindpool bleibt, die jeweilige Investition aber immer in ein konkretes Anlageobjekt fließen kann. (tw)


In der aktuellen Ausgabe 3/2023 stellt FONDS professionell ab Seite 244 die beiden geschlossenen Fonds "Euramco Clean Power" und "Immac Immobilien Renditedachfonds Deutschland" in einer Detailanalyse einander gegenüber. Angemeldete Nutzer finden den Text auch hier im E-Magazin.