Commerz Real, die Sachwerte-Tochter der Commerzbank, bietet Anlegern auf der Homepage ihres Impactfonds Klimavest einen CO2-Rechner an, mit dem sie sich durch einige Angaben zu ihren Wohnverhältnissen sowie dem Mobilitäts- und Konsumverhalten einen individuellen CO2-Fußabdruck berechnen lassen können. Eine durchschnittliche Person produziert 11,2 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Kann man mit einem Investment das Klima retten?
Die Commerz Real versah das individuelle Ergebnis zugleich mit dem Angebot, man könne den individuellen CO2-Ausstoß mit einer Investition in den Klimavest in entsprechender Höhe ausgleichen: Je 10.000 Euro Investitionssumme würden 3,5 Tonnen kompensiert. Das rief die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auf den Plan. Die Werbeaussage, die Geldanlage habe ganz konkrete Auswirkungen auf den persönlichen CO2-Fußabdruck, sei irreführend, befanden die Verbraucherschützer – und zogen vor Gericht. Vor einem Jahr gingen sie auch gegen einen Klimarechner der Deka juristisch vor.

Vor dem Landgericht Stuttgart kam es nun Anfang der Woche (10. Januar) zu einer Anhörung der Parteien. "Richtig schlau wird man auf den ersten Moment nicht", berichtete der Vorsitzende Richter am Landgericht Stuttgart Nikolaus Melwitz von seinem Selbstversuch mit dem Impact-Rechner. Ihm wäre auch nicht klar geworden, worin der Ausgleich bestünde, sagte er. Wenn Fluggesellschaften bei Buchung anbieten, neue Bäume zu pflanzen, dann würde dadurch dem Klima sofort CO2 entzogen, bei Strategien der CO2-Vermeidung jedoch nicht.

Kern der Klage
Weder die Funktionsweise des Rechners noch eine allgemeine Klimawirkung sind jedoch Gegenstand der Klage. Der geht es im Kern um die unmittelbare Kopplung einer CO2-Berechnung und einer bestimmten Investitionshöhe als Ausgleich. Man müsse "bei umweltbezogenen Dingen derzeit genau, um nicht zu sagen: streng" sein, sagte Melwitz.

Die Verbraucherzentrale hatte Klage eingereicht, weil sich die Commerz Real weigerte, eine Unterlassungsverpflichtungserklärung abzugeben. Den wesentlichen Streitpunkt, die enge Verzahnung von berechnetem Fußabdruck und dessen Ausgleich per entsprechender Investitionssumme, hat die Commerz Real jedoch im Oktober bereits entschärft. Der Impact-Rechner steht jedoch noch online und das erklärte Ziel, mit je 10.000 Euro Investment in den Klimavest 3,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen, ebenso. Die unmittelbare Verknüpfung, dass sich der persönliche CO2-Fußabdruck mit einem Investment in den Fonds kompensieren ließe, wurde jedoch entfernt. Richter Melwitz hat seinen Urteilsspruch für den 31. Januar angekündigt. (tw)